Nun gibt es drei Einzelkämpfer im Ellerauer Gemeinderat. CDU liegt wieder am Boden

Ellerau. Neuanfang und Scheitern – das sind zwei Begriffe, die seit mehr als 20 Jahren eng mit der CDU in Ellerau verbunden sind. Nach der Kommunalwahl im Mai war wieder mal vom Neustart die Rede. Rolf Schröder und Karl Maria Kwoll zogen für die CDU in den Gemeinderat ein. Doch Schröder wollte Macht und Einfluss vergrößern, schmiedete eine Allianz mit FDP-Einzelkämpfer Hans Bihl. Das Trio bekam Fraktionsstatus, hätte zwei Ausschussvorsitzende und den zweiten stellvertretenden Bürgermeister stellen, bürgerliche Mitglieder in die Ausschüsse entsenden können. Doch das Machtgefüge überstand nicht mal die konstituierende Sitzung der Gemeindevertretung am 13. Juni.

Kwoll wollte Fraktionssprecher werden, doch Bihl und Schröder spielten nicht mit, trauten ihm das Amt nicht zu. „Ich habe mich gegen den Vorsitz entschieden, weil ich neu in der Gemeindevertretung bin und erst Erfahrungen sammeln wollte“, sagte der 73 Jahre alte Schröder, der sich für Politroutinier Bihl als Fraktionschef aussprach. Das wiederum quittierte Kwoll mit dem Austritt aus der Fraktion. Auch Bihl und Schröder zerstritten sich, Schröder erklärte die Fraktion mit der FDP für beendet.

Er könne mit Bihl nicht länger zusammenarbeiten, da der FDP-Chef sich nicht an Absprachen gehalten und Politik im Alleingang gestaltet habe. „Er weigerte sich, Personalien und weitere Anträge aus dem Kommunal-Wahlprogramm der CDU Ellerau weiter zu leiten. Ich habe erst hinterher vom Bürgermeister erfahren, dass unsere Anträge nie im Rathaus angekommen sind“, sagt Schröder. Außerdem sei Bihl nicht bereit gewesen, vor jeder Ausschusssitzung eine Fraktionssitzung einzuberufen, um das Vorgehen abzustimmen. Seitdem sich der neue Gemeinderat konstituiert hat, habe es nur drei Treffen gegeben. Das gesamte Verhalten des FDP-Mannes sei keine Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. „Es war ein Fehler, Bihl den Fraktionsvorsitz zu übertragen“, sagt Schröder.

Bihl kontert mit den gleichen Argumenten: „Die ständigen Alleingänge von Rolf Schröder sowie das Ignorieren sämtlicher Verabredungen machten eine kooperative Fraktionsarbeit nahezu unmöglich.“ Alle Bemühungen, dieses zu ändern, seien gescheitert. Der Zweck einer Fraktion habe für Schröder anscheinend nur darin bestanden, seine Alleingänge hinterher abzunicken. „Eine Fraktion mit Rolf Schröder ist auf Dauer nicht praktikabel, er ist offensichtlich nicht teamfähig“, sagt Bihl.

Der dritte im ehemaligen Bunde ist von beiden enttäuscht und findet klare Worte: „Schröder ist ein Wendehals, der nicht teamfähig ist. Er legt sich alles so zurecht, wie er es gerade braucht. Das Gleiche gilt übrigens auch für Bihl. Die beiden bauen nur Mist und wollen allein bestimmen“, sagt Kwoll. Er werde jedenfalls weder mit dem einen noch mit dem anderen eine Fraktion bilden, solange er Gemeindevertreter ist. „Erst heißt es, der kann das nicht, dann soll ich doch Fraktionssprecher werden. Ich lasse mich doch nicht veräppeln“, sagt Kwoll. Für Bihl kommen Kwolls Aussagen nicht überraschend. Er habe damit gerechnet. „Doch das muss ja kein Entschluss für die Ewigkeit sein“, sagt der langjährige FDP-Gemeindevertreter, der Kwoll auch als Fraktionssprecher akzeptieren würde.

Doch zunächst bleiben die drei Einzelkämpfer in der Gemeindevertretung, in der außerdem der Bürgerverein mit neun, die SPD mit sieben, Aktives Ellerau mit drei und das Bürger-Forum mit zwei Sitzen vertreten ist. Dass der Fraktionsstatus verloren gegangen ist, bedeutet erheblichen Machtverlust. „Wir dürfen keine bürgerlichen Mitglieder in die Ausschüsse entsenden und haben kein Stimmrecht in den Fachausschüssen“, sagt Schröder, der den Streit und seine Folgen als „schlimme Geschichte“ bezeichnet.

Mal wieder ist Hilfe von außen nötig. Der Kreisvorsitzende der Segeberger CDU und Bundestagsabgeordnete Gero Storjohann sei eingeschaltet, und auch der ehemalige Bilsener Bürgermeister Rainer Ute Harms als alter Polit-Hasse soll helfen, den Scherbenhaufen zu kitten. Die innerparteilichen Querelen reichen zurück bis Ende der 80er-Jahre, als der damalige CDU-Chef Rüdiger Schulz zurücktrat. Bernd Exler kam wie Phönix aus der Asche, einte und stärkte den Ortsverband – bis 2006 CDU-Gemeinderäte und weitere 20 Mitglieder aus der Partei austraten, weil sie sich vom Land im Kampf um eine eigenständige Verwaltung im Ort im Stich gelassen fühlten. Schulz kam zurück, der Streit begann erneut. Auch Newcomer Matäus Fister scheiterte. Nun liegt die CDU in Ellerau wieder am Boden.