In der Serie „Menschen in der Kirche“ stellen wir heute die Garstedter Prädikantin Bärbel Mock vor

Norderstedt . Bärbel Mock feiert gerne Gottesdienst. Das hat sie mit vielen Kirchgängern am Sonntag gemeinsam. Aber Mock, die unweit der Paul-Gerhard-Kirche lebt, unterscheidet etwas wesentliches von vielen anderen Kirchgängern: Sie leitet selbst Gottesdienste. Sie ist seit 2001 Prädikantin und hat in einer zweijährigen Ausbildung vieles gelernt, was sonst dem Pastor vorbehalten ist: Liturgie, Textauslesung, Gebete und Predigt. Bevor sie 2007 nach Norderstedt kam, hat sie in ihrer Heimatregion im Kreis Helmstedt bereits eine große Anzahl an Gottesdiensten gefeiert. Teilweise sogar zwei an einem Sonntag.

In der Region direkt an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, aus der sie vor sechs Jahren in die Stadt kam, seien viele Pfarrstellen vakant, erzählt Mock. Deswegen werden Prädikanten, die ihren Dienst ehrenamtlich verrichten, besonders gebraucht. Dass sie eine von ihnen wurde, hängt nach Mocks Aussage auch mit dem Pastor ihrer Kirchengemeinde in Offleben zusammen, der die Gemeinde intensiv in die Gestaltung des Gottesdienstes einbezog. „Das hat mich von Anfang an fasziniert“, sagt Mock. Durch die Beteiligung der Ehrenamtlichen bei Liturgie, Bibellesungen, Fürbittengebete und Abkündigungen hätten die Gottesdienste einen besonders lebendigen und gemeinschaftlichen Charakter bekommen. Mock engagierte sich in der Gemeinde und feierte bereits 1990 „ohne Urkunde und Stempel“ ihren ersten eigenen Gottesdienst in der Kirche. Rückblickend sagt die pensionierte Postzustellerin: „Das war eine schöne Zeit.“ Sie endete, als sie und ihr Mann im Ruhestand in die Nähe des Sohnes und der Schwiegertochter zogen, die in Hamburg wohnen.

Norderstedt wurde die neue Heimat, und vom Balkon sah sie als erstes den Turm der Paul-Gerhard-Kirche. Natürlich besuchte sie in der Folge den Gottesdienst in Norderstedt. Einen Mangel an Pastoren gibt es hier zwar nicht, Aufgaben für motivierte Ehrenamtliche jedoch sehr wohl. Und so beteiligt sich Mock wieder rege am Gemeindeleben, besucht Senioren im Rahmen des Besuchsdienstes und feiert auch einmal einen Gottesdienst. Vor allem Familiengottesdienste sind es, die sie mit zwei weiteren Frauen in besonderer Weise gestaltet. Mal geht es dabei um die Schöpfungsgeschichte, mal wurde an die Taufe erinnert, und im Januar steht das Vaterunser als Thema an. Wichtig ist ihr nach eigener Aussage, dass die Besucher in die Feier mit einbezogen werden. Die Art und Weise sei dabei immer vom Thema abhängig. Vor Predigten im Gottesdienst sei sie angespannt, aber in einer angenehmen Art und Weise. „Das muss auch so sein“, findet sie. Besonders freut sie sich dann über Rückmeldungen. Auch Kritik ist erwünscht.

Nach den Erfahrungen in einer Dorfkirche in der Provinz bekommt Mock in der Stadt Norderstedt zudem ganz neue Einblicke ins kirchliche Leben. „Ich war erstaunt, wie viele Angebote es hier gibt“, sagt sie. Gerade die vielen Ehrenamtlichen würden die Gemeinde tragen. Aber auch die Zusammenarbeit mit den vier Pastoren der Emmausgemeinde, zu der die Paul-Gerhard-Kirche seit der Fusion 2008 gehört, gestaltet sich für Bärbel Mock gut. Sie ist in der Gemeinde angekommen und wird auch am morgigen Sonntag wieder in der Paul-Gerhard-Kirche anzutreffen sein – Bärbel Mock liest als Lektorin aus der Bibel.