Nach dem Abschied eines Arztes musste das Klinikum Bad Bramstedt die Patienten entlassen

Bad Bramstedt. Schlimme Nachrichten für kleinen Patienten der Bramstedter Kinderrheumatologie: Die Station des Klinikums Bad Bramstedt, in der jedes Jahr 450 Jungen und Mädchen behandelt wurden, ist vorübergehend geschlossen worden. Klinikum-Chef Jens Ritter musste den Betrieb einstellen, nachdem der Leiter der Kinderrheumatologie, Nikolay Tzaribachev, gekündigt hatte, um sich als Kinderarzt mit einer Praxis in Bad Bramstedt niederzulassen. Mit dem Abschied des Mediziners sei der vorgeschriebene Facharztstandard nicht mehr erfüllt, sagte Ritter.

Die letzten Kinder haben vor wenigen Tagen das Klinikum verlassen, das als einzige stationäre Einrichtung Deutschlands für rheumakranke Kinder mit einer eigenen Klinikschule ausgestattet war. Die Lehrer, die vom Land halbtags für diese Arbeit abgestellt wurden, kehren als Vollzeitkräfte an die Gemeinschaftsschule Auenland zurück. Behandlungen werden an anderen Fachkliniken fortgesetzt.

Das Klinkum verwies die Eltern an die Spezialisten in Heide und am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf. Stationäre Behandlungsmöglichkeiten sind in Deutschland knapp, sie befinden sich in Berchtesgaden und in Sendenhorst südlich von Münster. „Viele Eltern sind ratlos“, sagt Ritter.

Ohne einen Mediziner wie Tzaribachev, der über die Qualifikationen eines Kinderarztes und eines Kinderrheumatologen verfügt, dürfen die Patienten stationär nicht behandelt werden. Außerdem fehlt jetzt der Arzt, der seine Kollegen auf der Station zu Kinderrheumatologen ausbilden kann.

Diese hohen Anforderungen erschweren dem Klinikum die Suche nach einem Nachfolger. Gerade mal fünf Kandidaten hat Ritter im gesamten norddeutschen Raum ausfindig gemacht, doch alle winkten ab. „Wir haben den Markt ausgelotet“, sagt Ritter. „Aber wir sind noch nicht fündig geworden.“ Er strebt jetzt eine enge Kooperation mit einem anderen Krankenhaus an, um den Betrieb in der Kinderstation wieder aufnehmen zu können. Ritter sprach von einem neuen Konzept, das erarbeitet werden müsse. Er wolle sich auch im Interesse der Kinder und Eltern nicht erneut in die Situation begeben, den Betrieb einer Station von einer einzigen Person abhängig zu machen. Dass Tzaribachev gehen würde, habe sich bereits im zweiten Quartal abgezeichnet. Ritter hofft, dass eine Lösung bis zum Ende des ersten Quartals 2014 gefunden wird: „Dann wollen wir wissen, wie es weitergeht.“

Tzaribachev studierte Medizin an der Universität in Sofia. Seine Promotion zum Thema „Quantifizierung der Thymusfunktion nach hämatologischer Stammzelltransplantation im Kinderalter" schloss er im Jahr 2005 mit der Bewertung magna cum laude ab. Bevor er im September 2009 die Leitung der Kinderabteilung im Klinikum Bad Bramstedt (früher Rheumaklinik) übernahm, war Tzaribachev Oberarzt in der Universitätsklinik Tübingen.