Das ist eins von vier weiteren Projekten, mit denen sich Norderstedter für den Wettbewerb 1001 Euro bewerben

Norderstedt. Selber nähen oder stricken ist wieder angesagt. Ob es darum geht, Geld zu sparen, individuelle Garderobe zu gestalten oder zu entspannen und dabei produktiv zu sein – der Umgang mit Nadel, Faden und Wolle bietet viele Vorteile. „Und wenn in der Gruppe gestrickt, genäht, gestickt oder gehäkelt wird, mach das nicht nur mehr Spaß. Das gemeinsame Handarbeiten hilft auch gegen Vereinsamung und holt Menschen aus der Isolation“, sagt Angelika Franz von der Evangelischen Familienbildung in Norderstedt. Sie möchte ein Handarbeitscafé einrichten und bewirbt sich damit für das Projekt 1001 Euro.

Auch drei weitere Vorschläge sind zu den bisherigen dazugekommen. Die Erinnerungswerkstatt beteiligt sich ebenso wie das Nachbarschaftsnetz Norderstedt und die Musik-Werkstatt Norderstedt, die Konzerte aus dem Music Star live ins Internet übertragen will. Zusammen mit der Norderstedter Bank verschenkt Norderstedt Marketing drei Mal 1001 Euro für die drei pfiffigsten Ideen. Die Bewerbungsfrist wurde gerade bis zum 9. November verlängert. Ziel ist, kreative Schätze zu heben, mit denen Norderstedt noch liebens- und lebenswerter wird. „Fantasie setzt sich oft nur schwer durch, wenn sie Geld kostet“, sagt Carsten Krohn, Leiter des Arbeitskreises Leben bei Norderstedt Marketing. Die Initiative wendet sich an alle, die sich ehrenamtlich engagieren und finanzielle Hilfe brauchen.

Die Konzerte im Music Star haben längst Kultcharakter, die kleine Musikkneipe am Harksheider Markt ist einzigartig in der Region und immer gut besucht. „Immer wieder melden sich bei uns Menschen, die die Live-Auftritte gern sehen und hören würden, das aber aus unterschiedlichen gründen, zum Beispiel wegen kleiner Kinder, nicht schaffen“, sagt Konzert-Organisator Wolfgang Sedlatschek. Die Nachfrage sei groß, der hauseigene You-Tube-Kanal habe fast 500 Abonnenten und eine halbe Million Zugriffe. Da wäre der nächste Schritt, die Konzerte live ins Internet zu übertragen, nur konsequent. Damit könnten nicht nur mehr Interessierte die Künstler miterleben, Norderstedt würde als kultureller Standort zudem bekannter.

Die Erinnerungswerkstatt ist eine freie Gruppe von bisher 40 Autoren

„Und als Abfallprodukt bekommen die Musiker gleich ein fertig geschnittenes Konzert auf einer Festplatte mit“, sagt Sedlatschek. Die moderne Kameratechnik reiche für einen Live-Stream zwar aus, aber es müsse in neue SDI-Kabel und weitere Geräte investiert werden. Da hoffe man nun auf 1001 Euro.

Die Erinnerungswerkstatt Norderstedt ist eine freie Gruppe von bisher 40 überwiegend älteren Hobby-Autoren, die aufgeschrieben haben, wie sie ganz persönlich Geschichte erlebt haben. „Wir schätzen die Meinungsfreiheit als hohes Gut und verzichten auf Wertungen. Das überlassen wir den Lesern“, sagt Hartmut Kennhöfer vom Redaktionsteam der Erinnerungswerkstatt. Die Beiträge kann jeder im Internetportal unter www.erinnerungswerkstatt-norderstedt.de lesen. Schon jetzt lesen mehr als 7000 Menschen in 120 Ländern der Welt, was die Zeitzeugen aus Norderstedt und Umgebung erlebt haben, als es noch keine Handys und keine PCs gab, als die Nazis ihr Schreckensregime verbreiteten, im Krieg Millionen von Menschen starben und anschließend hungerten.

Nun will sich die Erinnerungswerkstatt noch bekannter machen, mehr Autoren gewinnen, auch ausländische Bürger. „Wir wollen dazu beitragen, dass sich Menschen wiederfinden und junge Leute auf das Archiv und die Erinnerungsarbeit aufmerksam machen“, sagt Kennhöfer. Das Team will die Öffentlichkeitsarbeit verstärken, Lesungen organisieren und Schulen anschreiben. Doch dafür reicht das Geld nicht, und so hofft auch die Erinnerungswerkstatt auf eine der drei Finanzspritzen.

Darum bewirbt sich auch das Nachbarschaftsnetz Norderstedt. Nachbarn helfen Nachbarn, Nachbarn gestalten ihre Freizeit gemeinsam, Nachbarn sind füreinander da und geben der Einsamkeit keine Chance – das sind die Ziele des Netzwerks, das zunehmend dichter gesponnen wird. Die gesamte Stadtteilgruppe trifft sich einmal im Monat, weitere Treffs, Ausflüge oder Spielenachmittage werden verabredet. „Wenn wir einen der drei Preise gewinnen, würden wir das Geld in einen kleinen mobilen Infostand investieren, mit dem wir unser Netzwerk vorstellen und weitere Mitmacher gewinnen“, sagt Koordinatorin Barbara Matthies.