Die Vereinigung für Partnerschaft und Freizeit will mehr sein als eine reine Singlebörse

Wer einmal Fernsehen schaut oder ein Magazin liest, trifft unweigerlich auf Anzeigen, die das große Glück versprechen. Partnersuche war gestern, heute werden Partner gefunden. Und zwar von Partnerbörsen, die für Geld ihre Datenbanken nach den passendem Mann oder der passenden Frau für den oder die suchende durchforsten. Der Erfolg dieser Partnerbörsen ist umstritten. Auch Edwin Heiden hält nicht viel von diesen professionellen Anbietern.

„Da wird viel Geld von den Leuten genommen. Einige sind nur aufs Geldmachen aus. Das wollen wir hier nicht“, sagt der Bad Bramstedter, der von allen nur „Eddi“ genannt wird. Eddi ist Gründer, Vorsitzender und Herz und Seele der „Vereinigung für Partnerschaft und Freizeit VPF“. Ein Verein, der mehr als nur eine Singlebörse ist, obgleich der VPF schon etliche einsame Herzen verkuppelt hat.

263 neue Partnerschaften sind seit Beginn der 1990er-Jahre im VPF entstanden, weil Eddi in dem Verein Menschen ab 40 Jahren die Möglichkeit bietet, andere Singles ganz zwanglos kennenzulernen und gemeinsam oder in Gruppen Freizeitangebote zu genießen. Konzerte, Ausflüge, Vorträge, Spiele. Dinge, die Mann und Frau lieber in Gesellschaft als alleine machen. Wenn sich daraus dann eine neue Partnerschaft entwickelt, dann haben Eddi und die Mitglieder im Verein alles richtig gemacht.

Die Selbsthilfegruppen sind in Norderstedt und Bad Segeberg aktiv

Dass Eddi Heiden eine Art Singlebörse betreibt, ist gar nicht so selbstverständlich. Denn der Bad Bramstedter ist verheiratet, hat zwei Kinder und inzwischen auch drei Enkelkinder. Seine Brötchen hat er unter anderem in der Werbebranche und als Ladenbesitzer verdient. Aus gesundheitlichen Gründen musste er frühzeitig in den Ruhestand. Und die Arbeit, die er nebenher ehrenamtlich im Sportverein ausübte, reichte ihm nicht. „Naja, sagen wir mal besser so. Ich war plötzlich viel zu Hause und meiner Familie ging ich ein wenig auf den Geist. Ich sollte mir eine Beschäftigung suchen. Und das habe ich dann getan“, sagt Heiden und lacht.

Im Mai 1991 lernte Heiden den Interessentenkreis Partnersuche kennen. Die Idee, Menschen bei der Suche nach einem Partner zu unterstützen, fand er gut, nur die Art, wie es in der Branche zunehmend gemacht wurde, behagte ihm nicht. Es ging immer mehr nur um das Geld, weniger um den Menschen an sich, die versprochenen Leistungen seien oft nicht eingehalten worden, so seine Erfahrung. Daher gründete Heiden eine separate Gruppe. Den VPF, der eine Art Selbsthilfegruppe für Singles werden sollte.

„Meine Frau fand das gut, dass ich das gemacht habe. Was sie nicht so gut fand, war, dass einige Frauen im Verein glaubten, sie könnten sich an mich ranmachen. Da habe ich aber schnell klargemacht, dass ich verheiratet bin und somit nicht zur Verfügung stehe“, sagt der Vorsitzende.

Die erste Selbsthilfegruppe gründete Heiden in Kaltenkirchen. Der Verein wuchs schnell und eine zweite und eine dritte Gruppe kamen hinzu. Das wurde ihm dann aber zu viel. „Wir haben uns daher umstrukturiert und haben jetzt nur noch zwei Gruppen, eine in Norderstedt, die andere in Bad Segeberg. Das reicht mir“, sagt Heiden.

Im Verein duzen sich alle – Nachnamen sind laut Satzung tabu

Der Ablauf der monatlichen Vereinstreffen in der Gruppe ist einfach. Jeder stellt sich lediglich mit seinem Vornamen zu Beginn vor. Nachnamen sind tabu. Dann werden die Aktionen des Vereins, Fahrten zu Ausstellungen und Konzerten, Urlaubsangebote und Ähnliches besprochen. Wer bei bestimmten Angeboten mitmachen will, trägt sich in die Liste ein. Bei den gemeinsamen Aktionen können sich die einsamen Herzen dann näher kennenlernen. Und mit etwas Glück funkt es auch.

So wie bei Elke. Ihren Nachnamen gibt sie nicht preis – denn das ist ja tabu laut Vereinssatzung. Die 70-Jährige war, so erzählt sie, nach dem Tod ihres Mannes sechs Jahre lang Single. „Ich wollte gerne wieder mit jemandem zusammen sein. Es ist ungewohnt, wenn man plötzlich alleine leben muss. Und bestimmte Dinge, wie zum Beispiel einen Konzertbesuch, den macht man dann vielleicht nicht, wenn man alleine ist“, sagt sie. Daher habe sie sich frühzeitig umgeschaut, wie sie ihr Leben wieder erfüllen kann. Irgendwann stieß sie zufällig auf den VPF. „Da habe ich erst einmal an vielen Freizeitangeboten teilgenommen und Freundschaften geknüpft. Das war schön und hat mir geholfen“, sagt sie. Nach einigen Jahren hat sie dann „ihren Ingo“ in dem Verein kennengelernt. Seit drei Jahren sind die beiden nun glücklich zusammen. „Zu den Vereinstreffen kommen wir aber immer noch, denn wir haben hier inzwischen gute Freunde gefunden, mit denen wir gerne etwas unternehmen wollen“, sagt Elke. Der Schritt, eine Singlebörse aufzusuchen, war ihr nicht ganz leicht gefallen. „Ich bin nicht kontaktscheu, aber das erste Mal dort hinzugehen, sich allen als Single zu offenbaren, der gerne wieder jemanden bei sich hätte, das fiel mir schon etwas schwer“, sagt sie. Doch die herzliche, ungezwungene Aufnahme im Verein, die Erkenntnis, dass dort ganz normale Menschen wie sie selbst waren, das machte es dann doch ganz leicht, sich schnell gegenüber den anderen zu öffnen und ein paar nette Stunden zu genießen. „Ich gebe ehrlich zu, dass ich gerne hier bin, obwohl ich nicht mehr Single bin“, sagt sie und lächelt zufrieden.

Bernd ist ganz neu in der Gruppe. Die Berührungsängste, wie Elke sie zunächst hatte, die waren bei ihm nicht da. „Ich bin mein Leben lang immer mit Menschen in Kontakt gewesen, auch mit Fremden. Von daher war es für mich kein großer Schritt“, sagt der 70-Jährige. Zum Verein ist er über eine Freundin gekommen, die schon länger beim VPF dabei ist. „Sie hatte mir von der Gruppe erzählt, und ich fand das ganz sympathisch, was die machen“, sagt Bernd, der zwar keine neue Partnerin kennen lernen will, die habe er ja schon, sondern weil er Partner für seine Freizeitaktivitäten sucht.

„Ich tanze sehr gerne und spiele gerne Karten und bin auch bei anderen geselligen Dingen gerne dabei“, sagt er. Einen Tanzpartner zu finden, das sei nicht immer leicht. „Hier im Verein gibt es aber immer mal welche, mit denen ich eine schöne Tanzstunde genießen kann. Und ich habe meine Rommé- und Canasta-Spieler hier im Verein. Das mag ich, dass ich hier vieles machen kann und dabei viele neue Menschen kennen lerne. Das geht in einem Sportverein so nicht“, sagt Bernd.

Bei den Gruppentreffen wird viel geschnattert und gelacht

Und wie findet nun jemand, der kontaktscheu ist, heraus, wer zu ihm passen könnte? „Dafür haben wir eine kleine Datenbank. Jeder gibt da ein paar Hobbys an, Dinge, die er gerne mag, wie etwa Musikrichtungen. Die Datenbank können die Vereinsmitglieder dann nutzen, um einen möglichen Partner zu finden. Sei es, um zusammen zu kommen oder um gemeinsam eine Kreuzfahrt zu machen“, sagt Heiden. Niemand werde in dem Verein zu etwas gezwungen, denn dann würde das Konzept nicht mehr funktionieren. „Wer anderen quasi mit Zwang einen Partner aufdrängen will, der scheitert. Ich gebe mit dem Verein nur den Anstoß. Den Rest machen die Leute dann von ganz allein“, sagt der Vereinschef, der inzwischen rund 100 Mitglieder betreut.

Übrigens: Eine ruhige Veranstaltung sind die Vereinstreffen nicht. Ganz im Gegenteil. Es wird geschnattert, gelacht. Um Ruhe und Gehör muss Eddi Heiden immer kämpfen. Manchmal, so sagt er, sind die Mitglieder wie eine Gruppe von Teenagern, wild und liebevoll undiszipliniert. Und dass, obwohl alle doch schon längst erwachsen sind. Doch die Liebe hält beziehungsweise macht einen halt jung. Und das seit ewigen Zeiten.

Am kommenden Montag stellen wir die Line Dance City Stompers aus Henstedt-Ulzburg vor. Alle Folgen unserer Serie finden Sie im Internet.

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