Eine Glosse von Rainer Burmeister

Eines ist ja wohl klar, nachdem es amerikanischen Geheimdienstlern offenbar sogar gelungen ist, das Handy unserer Kanzlerin abzuhören: Mein Festnetz anzuzapfen, ist für die Herren mit den großen Ohren ein Kinderspiel. Wenn ich also in lauschiger Atmosphäre mit Freunden telefoniere, haben die Amis von der Abteilung Hörzu ihre Lauscher längst aufgestellt. Und hinterher wird Barack Obama brühwarm berichtet, was ich alles von mir gegeben habe.

Ob mich das stört? Im Gegenteil! Ich habe sogar den Eindruck, dass der US-Präsident bereits einige meiner Ansichten übernommen hat. Die Annäherung an den Iran nach dem Machtwechsel in Teheran hatte ich schon vor ein paar Wochen im Gespräch mit einem Freund wärmstens empfohlen. Und dass Obama im Haushaltsstreit mit den Republikanern nicht klein beigegeben hat, war ebenfalls meine Idee. Na, wenn das keine Beispiele für eine internationale, telefongestützte direkte Basisdemokratie sind.

Über die Sache mit dem Limburger Bischof habe ich auch am Telefon mit einem Freund geschnackt. Prompt wird „Merkwürden“ nun vom Papst beurlaubt, wie ich es vorgeschlagen hatte. Ob da meine Leitung abgehört wurde? Wohl eher nicht, aber die haben ja im Vatikan, Gott sei Dank, noch andere, überirdische Zugriffsmöglichkeiten.

Wetten, dass auf Verwaltungsebene hierzulande auch gelauscht wird? Neulich habe ich noch am Telefon über die Schlaglöcher auf der Landesstraße gemeckert. Seit ein paar Tagen rolle ich dort nun über eine frisch verlegte Asphaltfahrbahn. Beim nächsten Telefongespräch mit Freunden oder Verwandten werde ich mich bei den Straßenbauern bedanken.