Kennen Sie den „Schmetterlingseffekt“? Ich ja, aber ich habe trotzdem lieber noch mal bei Wikipedia nachgesehen.

Man traut sich heutzutage nicht mehr, auch nur kleinste Fehler zu begehen, weil sonst sofort der „Shitstorm“ aus allen Himmelsrichtungen bläst. Keine Ahnung, was ein „Shitstorm“ ist? Schnell bei Wikipedia nachsehen.

Also, der Schmetterlingseffekt. Dieses Phänomen untermauert die These, dass geringfügig veränderte Anfangsbedingungen den langfristigen Verlauf der Ereignisse maßgeblich beeinflussen. Das soll beispielsweise Antwort auf die Frage geben: „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“ Mal abgesehen davon, dass es mir fürs Erste egal wäre, wer daran schuld ist, wenn mir eine Windhose die Schuhe auszieht – dies ist eine Frage, die jeden, der darüber nachgrübelt, ohne Umweg über Los direkt in die Hölle führt. Oder ins Hier und Jetzt. Andauernd lösen vermeintliche Kleinigkeiten heftige Turbulenzen aus. Der Altmetallpreis von einem Kilo Tombakblech (einer Mischung aus Messing und Kupfer) steigt von 2,99 auf glatte 3 Euro – schon klauen dreiste Diebe die Hans-Huckebein-Rabenskulpturen vor dem Norderstedter Wilhelm-Busch-Hotel. Sollte der Preis für gebrauchte Leinwand von derzeit 0,79 Cent pro Quadratmeter auf astronomische 0,84 Cent klettern, werden demnächst die ersten Werke alter Meister im Reißwolf enden. Wenn man dazu noch ein paar Pfandflaschen sammelt, kommt man als Dieb gepflegt einen Monat über die Runde.

Kleine Ursache, große Wirkung. Schmetterlingseffekt. Anderes Beispiel: Weil das Image von Finanzberatern mittlerweile derart ramponiert ist, dass sich selbst vertrauensseligste Senioren nicht mehr ohne Weiteres hochspekulative Geldanlagen unterjubeln lassen, stürzen sich diese moralfreien Dukatensauger auf die unbedarftesten Mitglieder der Gesellschaft – die Stadtkämmerer. Deshalb sollte man sich in Bad Bramstedt nicht weiter darüber grämen, dass der Bund der Steuerzahler die missglückte Finanzspekulation mit Schweizer Franken (130.000 Euro Verlust) in die diesjährige Liste der 100 größten Verfehlungen im Umgang mit Steuergeldern aufgenommen hat. Wenn die Medien nicht ständig diese ganzen Skandale aufdecken würden, hätte die Bannasch AG bestimmt andere Opfer gefunden, anstatt den Fränkli-Deal dem Bramstedter Kämmerer anzudrehen.

Außerdem: In diese Liste schafft es nicht jeder. Wer weiß, wozu das gut ist. Schmetterlingseffekt?