Das „Essen mit den Heiligen“ mit Pastor Gunnar Urbach und Koch Günther Hartz ist eine Erfolgsgeschichte

Norderstedt. Als es losging mit dem „Essen mit den Heiligen“, damals 2002, konnte sich nicht jeder etwas darunter vorstellen. Essen? Mit Heiligen? Eine Séance, inklusive Geistererscheinung zum Hauptgang? Am Freitag bitten Pastor Gunnar Urbach und Küchenchef Günther Hartz zum 65. Mal zu Tisch. Und Heilige sind wieder dabei. Doch mittlerweile weiß jeder, dass es hier um unterhaltsame Glaubensgeschichte und gutes Essen geht und nicht um albernen Spuk.

Es ist eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte für die Falkenbergkirche und den Verein Treffpunkt Falkenberg. Urbachs Idee, zu einem schmackhaften Büfett die Geschichte von einem der etwa 27.000 Heiligen der Kirchengeschichte unterhaltsam lebendig werden zu lassen, geht auf. Immer wieder strömen zwischen 40 bis 80 Menschen in das kleine Kirchencafé am Kirchenplatz 1. Jeder, der schon mal versucht hat, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, weiß, wie schwierig es ist, regelmäßig so viele Leute bei der Stange zu halten. „Als wir 2002 mit der Idee begannen, sahen wir uns mit einer zunehmenden Event-Kultur konfrontiert“, sagt Urbach. Um Leute für Themen zu begeistern, musste man Mehrwert liefern, Erlebniskultur. „Ich hatte es mir zum Ziel gesetzt, geistige Themen in einem anderen Umfeld zu präsentieren, ihre Geschichte und ihr Wirken ins Heute zu verbinden.

Heilige, das sind für die meisten mehr oder weniger Gläubigen nur Namen. In besseren Kalendern tauchen sie als Tagesheilige auf. Wer sich kritisch hinterfragt, was er wirklich von einem heiligen Martin von Tours, von einer Santa Lucia oder selbst einem Simon Petrus weiß, der wird auf klaffende Wissenslücken stoßen.

Für Gunnar Urbach sind die Heiligen gute alte Bekannte. Und das überzeugende ist, dass er auch genau so von ihnen erzählen kann. „Der Martin von Tours hat sich im Gänsestall versteckt, als die Leute kamen und ihn zum Bischof machen wollten“, sagt Urbach. Prunk und Bischofswürde, teure Gewänder und Goldketten, all das war Martin zuwider. „Und heute hängen sie sich dagegen alle weit aus dem Fenster.“ Tebartz-van Elst lässt grüßen.

Für Gunnar Urbach geht es bei dem Essen mit dem Heiligen auch darum, Missverständnisse auszuräumen. Heilige seien keine Ikonen oder Statuen, keine lebensfremden Kunstgestalten, sondern Menschen wie du und ich. Urbach sagt, heilig komme vom griechischen hagios, frei übersetzt hieße das „zu Gott gehörend“. Ein Attribut, das Urbach jedem gläubigen Menschen zuordnen würde. „Insofern sind wir also alle Heilige, wenn wir gläubig sind“, sagt Urbach. Wäre da nicht die nicht unwesentliche Voraussetzung für die Heiligsprechung, dass eben nur heilig sein kann, wer tot ist. „Unter den Lebenden gibt es also nur Scheinheilige“, lacht Urbach.

Obwohl, der Küchenchef im Kirchencafé, Günther Hartz, koche so gut, dass man über eine Heiligsprechung zu Lebzeiten nachdenken sollte. In seinem Lokal Frederik’s an der Rathausallee startete das Essen mit den Heiligen 2002. Bis heute lässt sich der Koch zu jedem Heiligen und dessen Umfeld ein passendes Schlemmer-Büfett einfallen. Als es um die drei Heiligen Könige ging, gab es Orientalisches – und als Hildegard von Bingen dran war, Gerichte nach Rezepten der Ordensfrau. Mit dem 65. Essen startet am Freitag, 25. Oktober, von 19.30 Uhr an im Kirchencafé die zwölfte Saison der Reihe. „Bei uns ist das wie bei den Winterreifen: Saison von O bis O, also Oktober bis Ostern“, sagt Urbach. Den heiligen Frauen würde er sich nun zuwenden. Als erstes sei die Lydia von Philippi dran, eine Purpurhändlerin, die Apostel Paulus in ihrem Haus aufnahm, sich mit ihrer Familie zum Christentum bekehrte und damit die erste Christin in Europa war. Urbach verspricht kurzweilige Anekdoten und Hartz ein schmackhaftes Büfett – doppelter Genuss für Leib und Seele eben Am 22. November folgt mit Cäcilia von Rom eine jungfräuliche Märtyrerin und am 13. Dezember mit Odilie vom Elsass eine Klostergründerin. Urbach braucht übrigens Tage der Vorbereitung, ehe er im Internet und in Bibliotheken alles Wissen über den auserwählten Heiligen gefunden hat. „Nur wenige Heilige sind wirklich gut dokumentiert.“

Doch wenn an den Freitagabenden das Kirchencafé voll besetzt ist, wenn die Gäste genüsslich kauen und angeregt zuhören, dann weiß Urbach, dass sich die Mühe wieder mal gelohnt hat.

Tischreservierung unter Telefon 040/60925103 oder heiligen-essen@treffpunkt-falkenberg.de . 22,50Euro pro Person, zehn Prozent gehen an den Verein Treffpunkt Falkenberg.