Eine Glosse von Manfred Scholz

Jule ist 17 Jahre jung, geht noch zur Schule und ein ganz patentes Mädchen. Außerdem steht sie mit ausgesprochen schönen Beinen mitten im Leben. Von ihr erfahre ich, welche Bands gerade im Gespräch sind und welche Clubs am Wochenende angesagt sind. Durch Jule weiß ich, wie der Nachwuchs tickt. Ihr Lachen macht den Alltag paar Grad wärmer.

Damit ist es vorbei. Über Nacht ist aus der fröhlichen jungen Frau ein Häufchen Elend geworden. Ihr Gesicht wirkt wie versteinert. Ganz behutsam frage ich sie, was passiert ist. Nach wenigen Worten wird klar: Jule hat Liebeskummer – und zwar ganz schlimmen. „Es war alles so magisch, und jetzt tut es weh. Ich könnte den ganzen Tag heulen“, gesteht sie leise. Mir bleibt die Rolle des geduldigen Zuhörers. Jule tat es gut, ihren Herzschmerz auszusprechen. Es sprudelte nur so aus ihr heraus. Sie wähnte sich im Paradies, wurde unsanft vertrieben und geht jetzt durch die Hölle.

Hallo, dachte ich, diese Erfahrungen kennst du doch – aus deinen jungen Jahren. Himmel hoch jauchzend, Tage voller Bangen und Hoffen, dann zu Tode betrübt: Verändert hat sich seit gefühlten Ewigkeiten – nichts. Liebeskummer ist auch weiterhin die Höchststrafe des Seelenlebens. Ich höre Jule zu und denke mir meinen Teil. Wer diese dunklen Stunden überlebt, kommt ein Stückchen reifer aus der Krise heraus. Mädchen, du wirst dich später noch ein paar Mal verlieben, aber das Happy End ist nie garantiert. Aber dies habe ich Jule natürlich nicht gesagt.

Dabei fällt mir ein: Ich muss meiner Herzallerliebsten wieder einmal eine rote Rose schenken.