Raben-Skulptur vor dem Norderstedter Wilhelm-Busch-Hotel vermutlich von Metalldieben abgesägt

Norderstedt. Am Freitag um 15 Uhr hat Roland Koch die zwei Raben auf seinem Gang ums Hotel noch gesehen. Am Sonnabend, 12 Uhr mittags, waren sie weg. Abgesägt, abgebrochen. Der Rabe Hans Huckebein saß als Zwillingspaar mehr als 20 Jahre auf einem Stein vor dem Wilhelm-Busch-Hotel. Nun wurde das gefräßige Federvieh von Wilhelm Busch Opfer von Dieben. Das jedenfalls vermutet Roland Koch, mit Heinz Carsten Vollmer Geschäftsführer des Hotels an der Segeberger Chaussee/Ecke Wilhelm-Busch-Platz.

„Ich habe beobachtet, dass sich jemand schon vorher an den Raben zu schaffen machte, jedenfalls war ein Fuß angeknickt“, sagt Koch. Deshalb habe er auch stets genau nach den Raben geguckt.

Doch am Sonnabend kam mittags Spaziergänger Jürgen Feddern zu ihm ins Hotel und fragte, wo denn die Raben seien. Auch Feddern beobachtete Frevelwerk am Raben Hans Huckebein. „Ein Fuß war schon angesägt“, sagt der Naturschützer.

Die zwei Raben sind nicht die ersten Figuren, die offenbar Metalldieben gefielen. In der Nacht auf den 29. Oktober 2012 wurde das Figurenpaar „Die Stelzenläufer“ des holländischen Künstlers Fred Tuyman an der Tangstedter Landstraße/Ecke Mittelstraße in Glashütte abgesägt (wir berichteten).

„Die Stelzenläufer“ sind aus Bronze gearbeitet, die Raben hingegen aus vier Millimeter starkem Tombakblech geschmiedet, das aus einer Mischung aus Messing und Kupfer besteht und höchst selten ist. Ein Kilo Tombakblech bringt derzeit auf dem Schrottmarkt drei Euro. „Die Stelzenläufer“, die einen 80-prozentigen Kupferanteil aufweisen, wiegen zusammen 240 Kilogramm. Doch stand offenbar der Aufwand in keinem Verhältnis zum Erlös, denn die Teile wurden im Gebüsch wiedergefunden.

Das hofft Roland Koch jetzt auch für das Rabenpaar, dessen Verschwinden er bei der Polizei angezeigt hat. „Es kommt immer wieder vor, dass Diebe es auf Metall abgesehen haben, um es beim Schrotthändler zu Geld zu machen, wir werden der Sache natürlich nachgehen“, sagt ein Sprecher der Norderstedter Polizei. Die zwei Raben arbeitete der Kunsthandwerker Alfred Schmidt 1994 für das Wilhelm-Busch-Hotel. Schmidt arbeitete auch die „Sonnenuhr“-Skulpturen für die Grundschule Harksheide-Süd am Glashütter Damm und für das Wohnquartier Stoltenhof an der Helgolandstraße. Auch die Wappenwand im Norderstedter Rathaus ist sein Werk.

Die Raben stehen in unmittelbarer Nähe der Figuren von Max und Moritz, die gerade der Witwe Bolte die gebratenen Hühnchen klauten. Buschs böse Buben hat Schmidt 1993 gearbeitet, und Koch hofft nun, dass diese wesentlich größere Figurengruppe nicht auch noch über Nacht verschwindet.

Sie sind ebenfalls aus vier Millimeter Tombakblech von Hand geschmiedet und mit Sockel, einem großen Feldstein, drei Meter hoch. Max und Moritz hat das Wilhelm-Busch-Hotel 1993 für 31.110 Mark von Schmidt angekauft, das Rabenpaar 1994 für 14.980 Mark.

Der doppelte Rabe Hans Huckebein fliegt über einen Findling. Der erste Vogel startet gerade von der Steinspitze, der zweite folgt ihm, im Schnabel einen Knochen, den er gerade dem Spitz von Fritzens Tante geklaut hat. Wilhelm Busch zeichnete die Bilder-Geschichte von Hans Huckebein im Juni 1867. Inspiriert wurde er von einem Raben, der Küken mit seinem Schnabel ins Jenseits beförderte.

Buschs Raben-Geschichte: Fritz findet im Wald einen jungen Raben und nimmt ihn mit nach Haus zur Tante. Die freut sich, doch das Tierchen beißt sie erst einmal kräftig, um dann dem Spitz den Knochen zu klauen, sich in Tantchens frisch gekochter Heidelbeermarmelade zu suhlen und mit dieser farbechten lila Soße an den Füßen quer über die weiße Bügelwäsche zu tapsen. Die Tante jagt ihn, der Haushalt geht zu Bruch, der Rabe entdeckt Tantchens Eierlikör und leert die Flasche in einem Zug. Sturzbetrunken verheddert er sich in Tantchens Strickzeug und – hängt sich im Garn auf: „Die Bosheit war sein Hauptpläsier. Drum, spricht die Tante, hängt er hier.“

Das wünscht Roland Koch den eventuellen Metalldieben nicht. Im Gegensatz zur Tante hätte er die Raben aber gern wieder.