Die Mitglieder des Bürger- und Verkehrsvereins Bad Bramstedt und Umgebung setzen sich dafür ein, dass die Kurstadt für ihre Einwohner und Besucher noch attraktiver wird

Das Wasser rieselt in den Holzzuber, unermüdlich wringt Wiebke Kruse das Wäschestück aus. Touristen stehen vor der Statue und fotografieren die Wäscherin, einst eine berühmte Bewohnerin der Stadt. Alfred Schmidt, ein Kunstschmied aus Trappenkamp, hat die Skulptur im Jahr 1995 aus Tombakblech gefertigt.

Der Bürger- und Verkehrsverein Bad Bramstedt und Umgebung e.V. (BVV) hat die Statue vor 17 Jahren erworben und der Stadt geschenkt – zur Erinnerung an die historische Figur der Wiebke Kruse und den historisch verbürgten Aufstieg einer nicht adligen Frau in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges.

Die Statue steht nahe der Beecker Brücke. An dem Platz, wo der dänische König Christian IV. das Fräulein Kruse im Jahr 1625 das erste Mal gesehen und sich in sie verliebt haben soll.

Später wurde die Bauerntochter seine Gefährtin und schenkte ihm zwei Kinder. Zum Dank und als eine Art Altersvorsorge übereignete ihr der Regent, der 1648 starb, das Gut Bramstedt und weitere Ländereien.

„Für die Statue haben wir 56.000 Mark bezahlt“, sagt Karl Wagner, Vereinsvorsitzender von 1976 bis 1996. Die Skulptur steht unmittelbar vor dem Eingang zu seinem Schuhgeschäft, das er 1957 gegründet hat. So hat er sie immer im Blick.

Die Statue der Wiebke Kruse ist heute Blickpunkt für Bürger und Touristen

„Anfangs hatten die Bürger wenig Verständnis für dieses Kunstwerk“, erzählt Karl Wagner. „Der Bildhauer hatte die Skulptur mit üppiger Oberweite und tiefem Dekolleté versehen, und das kam bei vielen nicht gut an.“ Einige Zeit hat Wiebke bei ihm in der Garage gestanden. Heute ist die Statue Blickpunkt für Bürger und Touristen.

„Wir wollen unsere Stadt gemeinsam für ihre Besucher und Bewohner attraktiv gestalten und Gutes noch besser machen.“ So lautet das Motto des Bürger- und Verkehrsvereins.

Die Mitglieder haben dafür gesorgt, dass die Osterau-Insel eine parkähnlichen Grün-Oase wurde, in der sich die Bürger der Stadt wohlfühlen und die ein beliebter Treffpunkt geworden ist. So zum Beispiel beim Weinfest Ende September. Mehr als 1000 Besucher, doppelt so viele wie im vergangenen Jahr, haben hier einen fröhlichen Abend verbracht.

Auch Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach, seit längerer Zeit Vereinsmitglied, war mit seiner Frau Bianca vor Ort. Er brach eine Lanze für den BVV: „Das ist kein reiner Gewerbeverein, er ist für alle da. Die Bürger haben ein Gespür dafür, wenn etwas Neues passiert und gute Ideen verwirklicht werden.“

Andrea Schroedter, Mitinhaberin eines Malereibetriebes und seit einem Jahr Vereinsvorsitzende, hat mit ihren Vorstandskollegen Jürgen Knoop (Stellvertreter), Karsten Peters und Birgit Lüth-Peters neue Akzente gesetzt.

Der Verein kümmert sich. Er hat in diesem Jahr den Gesundbrunnen für 3000 Euro aus eigenen Mitteln renovieren lassen. Jenen Ort, an dem ein an Fieber erkrankter Bauernjunge im Jahre 1681 unter einem Baum eine aus dem Boden sprudelnde Wasserquelle entdeckt hatte. Er trank einen Schluck Wasser und wurde gesund. So jedenfalls steht es in den Kirchenbüchern. Hier sollen im Laufe der Zeit angeblich 1000 auf verschiedene Art erkrankte Personen genesen sein.

Verein beteiligte sich mit 14.000 Euro am „Garten des Tastens"

„Der Gesundbrunnen ist der Ursprung des Bad Bramstedter Kurwesens“, sagt Jürgen Knoop. Der Inhaber eines Eisenwarengeschäftes und Gartenbetriebes in der Innenstadt stellt jedoch klar: „Es gibt an dieser Stelle keine Quelle. Das Wasser kommt aus einer Zisterne mit 3000 Litern Fassungsvermögen.“ Knoop zeigt auf ein Schild. Auf dem steht: „Kein Trinkwasser“.

Nicht weit entfernt, neben der im Jahre 1929 von Oskar Alexander gegründeten Rheumaklinik und nur ein paar Schritte von der Osterau entfernt, sorgen die Kneippanlage und der „Garten der Sinne“ mit fünf Themengärten für Kurzweil. „Hier gehe ich mit meinem Mann gerne spazieren“, sagt BVV-Schatzmeisterin Birgit Lüth-Peters und setzt sich im „Garten des Tastens“ auf eine Bank. Mit insgesamt 14. 000 Euro hat sich der Bürgerverein an dem Projekt beteiligt. Auch die 27 Hinweisschilder, die überall in der Stadt Bad Bramstedt stehen, gehen auf das Konto des Vereins. Die Wartung der Hinweisschilder kostet ihn immerhin je 50 Euro pro Jahr.

Unter dem Arbeitstitel „CityConcept“ hatte der BVV schon im Jahre 2009 ein eigenes Konzept zur Umgestaltung der Innenstadt entwickelt – es gilt heute noch. „Wir als Bürger unserer Stadt wollen mitgestalten“, heißt es. „Mit dem Wissen, dass sich nach dem Bau der Umgehungsstraße vieles in Bad Bramstedt verändern wird, wollen wir mitwirken.“

Aber es gibt auch Probleme. Kritisch setzt sich der Verein mit den Planungen für den Bau eines großen Fachmarktzentrums auseinander. „Wir lehnen das Vorhaben schlichtweg ab, weil die Einzelhändler in der Innenstadt negative Auswirkungen wie Betriebsschließungen und -verlagerungen befürchten“, sagt Andrea Schroedter. 44Einzelhandelsgeschäfte hatten im August 2012 ganztägig ihre Schaufenster verhüllt und so ihren Protest zum Ausdruck gebracht.

476 Kunden der Bramstedter Einzelhändler haben sich gegen das ungeliebte Projekt ausgesprochen und die Unterschriftenliste im Kieler Innenministerium vorgelegt. Geholfen hat das nicht, das Fachmarktzentrum soll gebaut werden.

Am kommenden Montag stellen wir Ihnen die Norderstedter Vereinigung für Partnerschaft und Freizeit vor. Alle Folgen der Serie im Internet. abendblatt.de/themen/meinvereinnorderstedt