Der 65-jährige Geistliche wird in einem Gottesdienst verabschiedet

Norderstedt. Die Glashütter Seniorinnen lieben ihn. Zum Beweis schenken sie Dietmar Chrobog beim letzten Treffen des Thomaskreises in der aktiven Zeit des scheidenden Pastors jeweils eine Rose. Da noch einige übrig bleiben, bekommt er zum Schluss von Marlis Heyer, die den Kreis leitet, den Rest. „Was soll ich denn damit jetzt machen“, sagt der 65-Jährige.

Er ist es offenbar nicht gewohnt, so viele Blumen zu bekommen. Nun gehört auch dies zu den vielen kleinen und großen Erlebnissen im Leben von Pastor Chrobog, der alles andere als einen geraden Weg bis zu seinem Ruhestand gegangen ist. Am Sonntag, 20. Oktober, wird er ab 10 Uhr in einem Gottesdienst in der Thomaskirche von Propst Karl-Heinrich Melzer von seinem Amt entpflichtet. Danach schließt ein Empfang im Gemeindehaus an. Was danach kommt? Chrobog weiß es noch nicht, denn er plant nichts.

Vielleicht geht es mit einem mit Hilfsgütern beladenen Lkw nach Estland. Vielleicht aber auch nicht. „Bei mir passiert immer etwas“, sagt er. „Ich habe nie Langeweile.“ Wer ihn reden hört, der kann sich das vorstellen.

Chrobog kam über viele Umwege nach Glashütte. Hier trat er vor fünf Jahren seine erste und einzige Gemeindepfarrstelle zur Unterstützung von Pastorin Christina Henke-Weber an. Er kümmerte sich um die Senioren und gründete einen Gesprächskreis, wenn der sich wieder trifft, ist Chrobog erst einmal weiter dabei. Der Pastor predigte in den Gottesdiensten und übernahm gerne auch besonders schwierige Fälle in der Seelsorge. Gerade dafür kam ihm die vielfältige Berufserfahrung zugute, die er unter anderem im Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus in Bargfeld-Stegen gesammelt hat. In der psychatrischen Klinik der Evangelischen Stiftung Alsterdorf wurde er für fünf Jahre von der damaligen Bischöfin Maria Jepsen zum Pastor ordiniert – aber nur für diesen Ort. Nach den fünf Jahren machte sie Chrobog zum „ordentlichen“ Pastor, auch wenn sie keine Stelle für ihn hatte. Chrobog fuhr in der Folge als Bordseelsorger auf Kreuzfahrtschiffen zur See, und schließlich ergab sich doch noch die Chance auf eine „richtige“ Pfarrstelle – wenn auch nur eine halbe.

Der Pastor wird als Rentner zunächst in Glashütte bleiben. Denn erst kürzlich hat er sein Haus in Schnelsen verkauft und ist in die Nähe der JVA Glasmoor gezogen. Dort wohnt er nach seiner Scheidung zunächst einmal allein, seine vier Kinder sind ohnehin längst erwachsen. In der neuen Bleibe warten 170 Umzugskisten darauf, ausgepackt zu werden.