Henstedt-Ulzburger Tierschutzvorstand und Tierheimleitung wehren sich gegen die öffentlichen Beschuldigungen

Henstedt-Ulzburg/Norderstedt. Wie geht es weiter mit dem Tierheim Henstedt-Ulzburg? Am Dienstag, 22. Oktober, tagt der Zweckverband Fundtiere Segeberg-West, im Henstedt-Ulzburger Rathaus (15 Uhr, Raum 1.22), um darüber zu entscheiden, ob das Tierheim weiter vom Tierschutzverein Westerwohld betrieben oder ein anderer Träger eingesetzt wird. In der Zwischenzeit gibt es weitere gegenseitigen Vorwürfe: Ehemalige Mitarbeiter informieren die Öffentlichkeit über vermeintliche Missstände, Anwälte sind eingeschaltet – der Vorstand wehrt sich erstmals öffentlich.

„Wir haben über Monate Verfehlungen der Tierheimleitung beobachtet und dokumentiert sowie kritische Fragen gestellt“, heißt es in einer am vergangenen Wochenende verfassten, dreiseitigen Stellungnahme, unterzeichnet von sieben ehemaligen Vereinsmitglieder und Mitarbeitern des Tierheims. Sie erheben, wie schon in den vergangenen Wochen, schwere Vorwürfe gegen Tierheimleiterin und Vereinsvorsitzende Sylvia Rückert sowie deren Stellvertreter im Verein und im Tierheim, Timo Haupt. Viele Leserbriefschreiber haben die entlassenen Mitarbeiter und protestierenden Vereinsmitglieder unterstützt. Für die Vereins- und Tierheimführung machte sich bisher niemand stark.

Keinen guten ersten Eindruck bekam der neue Zweckverbandsvorsteher Hanno Krause, Bürgermeister aus Kaltenkirchen, von der Tierheimleitung, als niemand von ihnen zur jüngsten Sitzung erschien. Andere Termine seien wichtiger gewesen. Tatsächlich sei sie zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt gewesen, sagt Sylvia Rückert, die inzwischen eine Rückenoperation hinter sich hat und wieder im Tierheim arbeitet. Sie habe nur liegend transportiert werden können. Andere Vorstandsmitglieder hätten einen Anwaltstermin gehabt.

Zu Kündigungen von Mitarbeiterinnen sei es gekommen, weil Arbeitsanweisungen zum Teil kollektiv nicht befolgt worden seien. Eine Mitarbeiterin sei fristlos entlassen worden, drei andere fristgerecht. In jedem Falle nach vorherigen schriftlichen Anmahnungen. „Bei uns im Tierheim gibt es immer mehr verhaltensauffällige Tiere, die besonders behandelt werden müssen“, sagt der stellvertretende Tierheimleiter und gleichzeitige stellvertretende Vereinsvorsitzende, Timo Haupt, nach eigenen Aussagen Tierpsychologe und fachlich anerkannter Ausbilder in der deutschen Tierpflege. Er war vor seiner Ernennung zum stellvertretenden Tierheimleiter bereits Fachbereichsleiter Hund im Tierheim. Nicht bei allen Mitarbeiterinnen habe die fachliche Ausbildung ausgereicht. Die fristlose Kündigung sei nach diversen, zum Teil schweren Behandlungsfehlern erfolgt. Von den entlassenen Mitarbeitern wird kritisiert, dass Haupt schon einen Tag nach seiner Ernennung zum stellvertretenden Vereinsvorsitzenden die erste Kündigung unterschrieben habe.

„Von Herrn Haupt wurden Neuerungen eingeführt, die ganz und gar nicht mit der bisherigen Philosophie konform gingen“, heißt es in einer Stellungnahme der Betroffenen. Timo Haupt bestreitet das nicht und begründet die Änderungen mit den vielen verhaltensauffälligen Tieren im Heim.

Die Leitung des Tierheims und des Tierschutzvereins fühlt sich zu Unrecht beschuldigt. Auf keinen Fall angestrebt sei eine Konfrontation mit Zweckverbandsvorsteher Hanno Krause. Der war vor einigen Wochen zusammen mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes Henstedt-Ulzburg unangekündigt im Tierheim erschienen, um sich Gebäude und Betrieb anzusehen. Am Montag kamen, ebenfalls unangemeldet, zwei Mitarbeiter des Kreisveterinäramtes, um sich zwei Stunden lang im Gebäude und auf dem Gelände des Tierheims am Kirchweg in Henstedt-Ulzburg umzusehen. Über die jeweiligen Ergebnisse der Besuche wird Stillschweigen gewahrt.

Hanno Krause, der zurzeit im Urlaub ist und erst am 21. Oktober wieder am Schreibtisch sitzen wird, ist nicht zufrieden mit der Entwicklung im Bereich des Tierschutzes. Das hatte er bereits im September gegenüber dem Abendblatt geäußert. Krause bestätigte auch, dass er im engen Kontakt mit den Amtsveterinären der Segeberger Kreisverwaltung stehe.

Wie immer auch die gerichtlichen Auseinandersetzungen ausgehen und welche Entscheidung der Zweckverband hinsichtlich der Trägerschaft des Tierheims fällen wird: Die Verhältnisse rund um das Tierheim sind in den vergangenen Wochen nicht einfacher geworden. Sylvia Rückert und Timo Haupt, die für den 24. Oktober eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen haben, sehen den Verein insgesamt nicht in Mitleidenschaft gezogen. Die allermeisten der über 400 Mitglieder stünden hinter dem Vorstand oder wüssten überhaupt nichts von den Querelen. Die sieben Beschwerdeführer hingegen rufen die Mitglieder auf: „Kämpft für unseren Verein – Wir brauchen einen neuen Vorstand, eine neue Tierheimleitung.“