Eine Glosse von Manfred Scholz

Wir Deutschen sind Weltmeister im Meckern. Die Kartoffeln sind so teuer wie nie, das Fernsehprogramm ist erbarmungswürdig, und die Bahn hat wieder einmal die Preise erhöht. Jammern und Klagen –wohin man hört! Der Kundendienst in der weltweit belächelten „Servicewüste Deutschland“ ist weiterhin unterirdisch, die Beamtenschaft arbeitet nur nach Vorschrift, und unsere Straßen ähneln mittlerweile Holperpisten. Es liegt vieles im Argen hierzulande! Aber: Die Gehälter sind zum Monatsende auf dem Konto, und die Müllabfuhr kommt pünktlich. Ich meine: Wir meckern auf hohem Niveau.

Anderswo ist es deutlich schlimmer: Griechenland spart sich zu Tode, und in Italien zerfällt ein ganzer Staat. Ein Freund von mir lebt in Florenz. „Alle Touristen lieben bella Italia, aber im Alltag klappt hier überhaupt nichts mehr. Es wird immer schlimmer“, stöhnte er kürzlich. Gemessen daran leben wir in einem Paradies. Zugegeben: Ein Teil lebt im sozialen Schatten, aber die viel kritisierten Politiker haben Abhilfe versprochen. In welcher Koalition auch immer. Man wird sich, über alle Parteigrenzen hinweg, auf Verbesserungen einigen. In Amerika stockt mangels Kompromissbereitschaft ein riesiger Staat. Glückliches Deutschland!

Hören wir doch endlich auf, immer zu meckern – über alles und einige Bagatellen. Es lohnt nicht und macht Falten. Was soll ich denn sagen? Mein Lieblingsverein kassiert Niederlage nach Niederlage und steht tief im Tabellenkeller. Haben Sie heute schon geklagt?