Noch ist das Bäumchen im Tarpenbekpark erst 25 Zentimeter hoch, doch jeder Mammutbaum hat mal klein angefangen

Norderstedt. Er soll ein Gigant werden, ist aber noch ein Zwerg: Rund 25 Zentimeter hoch ist das Baumkind, das zu einem veritablen Mammutbaum heranwachsen soll. Die Vorstellung braucht Fantasie, das Wachstum Zeit: „Da denken wir in Kategorien von mehreren Hundert, wenn nicht sogar Tausend Jahren“, sagte Christoph Lorenzen, zuständiger Fachingenieur im Rathaus und für die Norderstedter Stadtbäume verantwortlich, als er zusammen mit der Baumkontrolleurin Cathleen Cordes und Hans-Jürgen Oltrogge den Baumriesen der Zukunft in die Erde des Tarpenbekparkes pflanzte. Umrahmt wird das noch zierliche Bäumchen von drei hölzernen Pfählen, die dem Stamm Halt geben sollen, wenn er an Höhe gewonnen hat.

Die Pflanzaktion passt zur Nachhaltigkeit, einem Leitmotiv, dem sich die Norderstedter Stadtentwickler und Politiker verschrieben haben. Bis zum Jahr 2040 soll Norderstedt klimaneutral werden. Es soll nur soviel Kohlendioxid in die Luft gepustet werden, wie auch in der Stadt gebunden wird. Und da spielen Bäume CO2-Fresser eine wichtige Rolle, zumal, wenn sie die Ausmaße von Mammutbäumen erreichen. Die können bis zu 95 Meter hoch werden und einen Stammdurchmesser von 17 Metern erreichen.

Daher hat der Nachwuchsbaum auch einen Platz bekommen, der ihm die nötige Freiheit zur Entwicklung lässt. Die erfolgt zunächst eher in die Breite als in die Höhe. Die Wurzeln haben es nicht weit zum Wasser, und auch die Sonne kann ungehindert auf das Bäumchen scheinen und Energie fürs Wachstum liefern. „Ausreichend Wasser ist lebenswichtig für die Mammutbäume“, sagt Lorenzen.

Das ist in ihrer Heimat, den Westhängen der Sierra Nevada in Kalifornien, reichlich vorhanden. Allerdings kämpfen die Riesenbäume, die nach dem Cherokee-Indianer Sequoyah in der Fachsprache Sequoiadendron giganteum heißen, ums Überleben. Sie stehen zum größten Teil unter Schutz, so in den Nationalparks Yosemite, Sequoia und Kings Canyon.

Auch im Arboretum in Ellerhooop spielen Riesenbäume gerade eine Hauptrolle. Der Leiter des Arboretums in Ellerhoop, Hans-Dieter Warda, hat gerade ein ungewöhnliches Projekt eingeweiht: Ein Kran hat den Mammutbaum General Sherman Junior, der nach dem größten Mammutbaum der Welt benannt wurde, in die Mitte einer Nachbildung des Originals aus dem Sequoia-Nationalpark in Kalifornien gesetzt. Dieses Bauwerk soll als begehbare Baumerlebniswelt für die Besucher des Arboretums zugänglich sein.

In Norderstedt ist man da bescheidener. Auch hier gibt es schon Vertreter der Baumgiganten. „In unserem Stadtpark stehen einige Exemplare, die aber bisher nicht über 15 Meter Höhe hinausgewachsen sind“, sagt Hans-Jürgen Oltrogge. Der Norderstedter hat der Stadt den Mammutbaum im Tarpenbekpark gespendet. Er wollte ihn davor retten, dass „irgendjemand an ihm rumschneidet oder ihn gleich ganz vernichtet“. Dieses Schicksal hätten andere Bäume erlitten, die er vor rund 30 Jahren zum Start der NSV-Tennisabteilung an der Oadby-and-Wigston-Straße gepflanzt habe. „Da wurde eine Tanne einfach gekappt“, sagt Oltrogge, der sich auch für die erneuerbaren Energien und den Klimaschutz in der Stadt engagiert.

Als die Norderstedter den Bürgerhaushalt diskutierten und Vorschläge machten, wofür die Stadt Geld ausgeben, und wo sie sparen soll, kam ihm die Idee, der Stadt das Mammutbäumchen zu schenken. Lorenzen nahm das Geschenk gern an und machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Standort, den er jetzt im Tarpenbekpark gefunden hat. „Das ist eine Bereicherung unseres Baumbestandes“, sagte der Fachingenieur. Er weist allerdings zugleich darauf hin, dass das eine einmalige Aktion sei. Die Stadt könne keine weiteren Bäume aus den Gärten der Norderstedter annehmen.

Nun hoffen der Spender und der zuständige Fachingenieur, dass das Bäumchen eifrig wächst. „20 Zentimeter pro Jahr können es durchaus werden“, sagte Lorenzen. Allerdings seien Mammutbäume gerade in ihrer Jugendzeit empfindlich und anfällig für Pilzkrankheiten. Oltrogge ist optimistisch. Er will das Bäumchen regelmäßig besuchen und die Patenschaft für den späteren Baumriesen übernehmen.