Nach der Pleite des Mehrgenerationenhauses droht dem Verein ein finanzielles Debakel

Henstedt-Ulzburg. Über dem Henstedt-Ulzburger Verein Familienzentrum brauen sich düstere Wolken zusammen: Dem Trägerverein des Mehrgenerationenhauses könnten in der nächsten Zeit mehrere Rechnungen über hohe Summen ins Haus flattern. Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg und die Europäische Union haben das Recht, Geld im hohen fünfstelligen Bereich zurückzufordern, weil das Mehrgenerationenhaus geschlossen wird.

„Wir bedauern diese Entwicklung, da die vom Familienzentrum geleistete Mehrgenerationenarbeit ein wichtiger Baustein des sozialen Engagements insbesondere für Familien, Frauen und Senioren war und eine Vielzahl interessanter Angebote geschaffen hat“, sagt Anja Riemer, Fachbereichsleiterin für Soziales, Bildung, Jugend und Freizeit im Henstedt-Ulzburger Rathaus. Ihre Aussage bezieht sich auf die Schließung des Mehrgenerationenhauses.

Wie berichtet, kann das Familienzentrum als Trägerverein den finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, weil er durch den Sanierungsabbruch, die Gutachten und die angefallenen Bauvorkosten in eine finanzielle Notlage geraten ist. Mit Ablauf dieses Monats ist Schluss mir der Mehrgenerationenarbeit in Henstedt-Ulzburg. Auch die Gruppen- und Kursusangebote, die das Familienzentrum seit über 20 Jahren angeboten hatte, werden eingestellt.

Nach Angaben von Anja Riemer haben sich Politik und Verwaltung in der Vergangenheit immer wieder mit dem Mehrgenerationenhaus an der Beckersbergstraße und den damit verbundenen Schwierigkeiten und Problemen beschäftigt. Mehr als 20-mal habe sich der zuständige Ausschuss mit dem Thema beschäftigt, wobei die Vereinsvorsitzende und Leiterin des Mehrgenerationenhauses, Sabine Samel, stets dabei gewesen sei. Die Fachbereichsleiterin verweist darauf, dass die Verwaltung bereits im Juli 2010 dem Ausschuss erneut vorgeschlagen habe, das stark sanierungsbedürftige Gebäude abreißen zu lassen. Das Familienzentrum habe aber die Sanierung des Altbaues bevorzugt und ein Gutachten vorgelegt, das die energetische Sanierung des Altbaues sowohl ökologisch als auch ökonomisch gegenüber einem Neubau im Vorteil gesehen habe.

Helfen konnte dem Verein letztlich offenbar niemand. Was jetzt passiert, hat kein Beteiligter gewollt oder abgesehen. Die Gemeinde hatte dem Verein Gebäude und Grundstück per Erbbaurechtsvertrag zur Verfügung gestellt – der muss jetzt abgewickelt werden. Gravierender ist für den Verein aber, dass die Gemeinde den laufenden Betrieb mit jährlich 12.500 Euro gefördert hat – insgesamt sind 37.500 Euro geflossen. Während einer außerordentlichen und nicht öffentlichen Sitzung des Senioren-, Sozial- und Gleichstellungsausschusses, an der wahrscheinlich auch andere Ausschüsse beteiligt sind, wird am 31. Oktober darüber diskutiert, ob dieses Geld zurückgefordert werden soll. Es muss auch geprüft werden, ob der Vorstand des Vereins Familienzentrum persönlich haftbar gemacht werden kann. Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, das an den Verein Mittel der Europäischen Union in Höhe von 60.000 Euro ausgezahlt hat, könnte das Geld ebenfalls zurückfordern. Denn die Vergabe des Geldes war an Auflagen geknüpft, die jetzt nicht mehr eingehalten werden können.

Da im Mehrgenerationenhaus zwei Krippengruppen vorgesehen waren, wird die Gemeinde jetzt zwangsläufig selbst aktiv. Nach dem Abriss des Hauses wird an den Kindergarten ein Gebäude für zwei oder drei Kinderkrippen angebaut, auf dem Gelände direkt dahinter entsteht in Modulbauweise ein Gebäude mit drei Krippengruppen.