Das ist einer der Vorschläge für die Förderinitiative 1001 Euro, die eine Jury jeweils an die drei besten Ideen vergibt

Norderstedt. Kabel hängen aus der Innenwand, Scheiben fehlen, die rote Farbe verblasst, und eine Kette mit Vorhängeschloss versperrt den Zugang zu einem Objekt, das eigentlich ein Blickfang sein soll. Die britische Telefonzelle neben dem Norderstedter Rathaus, ein Geschenk der britischen Partner aus Oadby-and-Wigston, verfällt mehr und mehr. Nun haben Ute und Rick Ostrander eine Idee, wie dem englischen Patienten geholfen und zugleich der Norderstedter Literaturbetrieb angekurbelt werden kann: Die Telefonkabine soll zum öffentlichen Bücherschrank umfunktioniert werden.

Mit diesem Vorschlag bewerben sich die beiden für den Wettbewerb 1001 Euro – so heißt die Förderinitiative, die Norderstedter ermutigen will, kreativ zu werden. „Fantasie setzt sich oft nur schwer durch, wenn sie Geld kostet“, sagt Carsten Krohn von Norderstedt Marketing. Zusammen mit der Norderstedter Bank verschenkt der Marketingverein dreimal 1001 Euro für die drei pfiffigsten Ideen. Ziel ist, kreative Schätze zu heben, mit denen Norderstedt noch liebens- und lebenswerter wird. Noch bis zum 31. Oktober können sich alle für die finanzielle Starthilfe, über die das Hamburger Abendblatt regelmäßig berichtet, bewerben.

Drei Vorschläge haben wir vorgestellt, jetzt folgen die nächsten.

Offener Bücherschrank: „Wir wollen erreichen, dass die Norderstedter ihre Bücher untereinander austauschen“, sagen Rick und Ute Ostrander. Ausgelesene Werke oder solche, die einem nicht gefallen, müssen nicht im Platz im Regal beanspruchen, im Keller verstauben oder im Altpapier landen. Vielleicht gefallen sie anderen, die sie dann in der zum Bücherschrank umgebauten Telefonzelle ausleihen und wieder zurückstellen können. Das Lesen wird gefördert, sagen die Ideengeber, jeder kann zu jederzeit, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, Bücher ausleihen – und das kostenlos.

Die Literaturfans beleben den Rathausplatz, das Geschenk der britischen Partner hat einen Nutzen und wird aufgewertet. „Wenn die Kabine repariert und mit Bücherregalen versehen ist, würden wir den offenen Bücherschrank regelmäßig besuchen, Ordnung schaffen und die Bücher sortieren“, sagen die Ostranders, die dieses Ausleih-Modell für alle aus anderen Städten nach Norderstedt übertragen wollen.

PCs für blinde Schüler in Ghana:50 blinde und sehbehinderte Schüler besuchen die Wenchi Methodist Senior High School in Ghana. „Dieses Gymnasium mit 1873 Schülern feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen und war lange Zeit die einzige und erste Inklusions-Schule in ganz Westafrika“, sagt Walter Zielinski von Charity Network – der Verein, der ausrangierte Computer wieder flott macht und an Bedürftige weiter gibt, und der Lions Club Norderstedt wollen der afrikanischen Schule zum runden Geburtstag 50 spezielle Komplett-PCs mit zusätzlicher Blinden-Software schenken. Zum Paket sollen auch acht Scanner gehören, die Lese- in Hör-Texte umwandeln.

Zielinski und ein Techniker von Charity Network wollen die PCs installieren und die Nutzer schulen. Norderstedt würde mit diesem Projekt nicht nur notleidenden blinden und sehbehinderten Schülern in Ghana helfen, sondern auch Offenheit und Aufgeschlossenheit für die Nöte der Dritten Welt signalisieren und dazu beitragen, dass junge Menschen in Ghana unbedingt erforderliche berufliche Qualifikationen erwerben können“, sagt Zielinski, der sich noch mit einer zweiten Initiative für „1001 Euro“ bewirbt.

Arbeitslose portugiesische Jugendliche fördern: Zielinski regt an, dass die Stadt Norderstedt zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit und der hiesigen Wirtschaft ein Berufs-Förderzentrum für arbeitslose portugiesische Jugendliche aufbaut. „Ich habe mir in Portugal selbst ein Bild von der Jugendarbeitslosigkeit gemacht, die bei fast 50 Prozent liegt, und das waren sehr bedrückende Eindrücke“, sagt der Ideengeber.

Mit einem solchen Förderzentrum könne Norderstedt dem wachsenden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zum Beispiel in der Pflege begegnen. Portugiesische Jugendliche seien ungewöhnlich motiviert und lernbegeistert. „Europa ist unsere gemeinsame Heimat und damit zugleich unsere Verpflichtung zur gegenseitigen Hilfe“, sagt Zielinski.

Ein Familienfest einmal im Jahr: „In Quickborn gab es jedes Jahr ein Familienfest. Viele unserer ausländischen Mitmenschen bauten Stände auf und verkauften ihre selbst hergestellten landesüblichen Speisen. Es wäre schön, wenn es in Norderstedt auch ein solches Fest gäbe“, sagen Birgit und Mirghani Khiri, die vor kurzem nach Norderstedt gezogen sind und gleich noch eine zweite Idee zum Wettbewerb beisteuern:

Eine Fahrrad Rallye für Erwachsene und ein Seifenkistenrennen für Kinder: Die Siegerehrung könne mit Musik, Essen und Tänzen ebenfalls zu einem Fest für die ganze Familie werden.

Eine Würdigung für Sieglinde Schulenburg: „Die pensionierte Lehrerin leitet seit 18 Jahren ehrenamtlich einen Kulturkreis und organisiert jeden Monat Ausflüge und Vorträge in Museen oder Galerien einschließlich Fahrt und Essen“, sagt Ursula Wollschläger, die die Norderstedterin für den Wettbewerb vorschlägt. Trotz erheblicher gesundheitlicher Probleme mache sie weiter und habe daher einen Preis verdient.

Partner für die Ehrenamtskarte gewinnen: Mit dieser Karte wird das ehrenamtliche Engagement gewürdigt, wer sie bekommt, kann Rabatt in öffentlichen Einrichtungen und Geschäften erhalten. Aber: „In Norderstedt und dem Umland gibt es nur einen Bonuspartner, sodass die Karte hier niemandem nützt“, sagt Klaus Kapinos. Seine Idee: Die Stadt sollte zusammen mit der Wirtschaft und Kulturträgern möglichst viele Bonuspartner wie die „TriBühne“, das Arriba-Schwimmbad, Sportvereine und Stadtbüchereien gewinnen. Der Kreis solle sich anschließen.

Wer Norderstedt mit seiner Idee lebenswerter machen will, kann sich für die Förderinitiative 1001 Euro bewerben, die jeweils 1001 Euro an drei Projekte vergibt. Die Idee muss neu in Norderstedt sein. Begründet werden muss auch, warum die Stadt lebenswerter wird, und warum der Plan bisher nicht realisiert werden konnte. Bewerbungen bis 31. Oktober an Norderstedt Marketing, Rathausallee 64–66, 22846 Norderstedt. Weitere Infos unter Telefon 040/53540666 und unter info@norderstedt-marketing.de .