Die Landratswahl steht kurz bevor. Die SPD schlägt wieder Jutta Hartwig vor, die CDU will Claus-Peter Dieck

Kreis Segeberg. Bleibt Jutta Hartwieg an der Spitze der Kreisverwaltung? Die Beantwortung dieser Frage wird jetzt akut: Der Kreistag wählt während der ersten Sitzung im kommenden Jahr eine Landrätin oder einen Landrat – und alles läuft auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit leichten Vorteilen für Jutta Hartwieg hinaus. Die SPD geht mit der amtierenden Landrätin ins Rennen, die CDU präsentiert ihren Kreistags-Fraktionsvorsitzenden Claus-Peter Dieck als Kandidaten für den Landratsposten.

2008 gelang Jutta Hartwig als SPD-Kandidatin die Überraschung: Sie siegte mit einem hauchdünnen Vorsprung von 150 Stimmen gegen den favorisierten CDU-Kandidaten Thomas Strizl aus Kiel. Von der CDU beantragte Nachzählungen in einigen Wahlbezirken verringerten den ohnehin schon knappen Vorsprung von Jutta Hartwieg, dennoch änderte es nichts am Gesamtergebnis. Damals hatten noch alle Wahlberechtigten im Kreis Segeberg die Möglichkeit, an der Landratswahl teilzunehmen. Inzwischen gab es eine Gesetzesänderung, sodass die Position des Landrats oder der Landrätin wieder vom Kreistag besetzt wird.

Das überraschende Ergebnis der vergangenen Landratswahl hatte weitreichende Folgen: Der Graben zwischen CDU-Fraktion und Landrätin ist immer noch so tief, dass die Arbeitsatmosphäre zwischen Politik und Verwaltung bisweilen darunter leidet. Einzelne CDU-Abgeordnete lassen kaum eine Möglichkeit aus, um scharfe Kritik an der Arbeitsweise von Jutta Hartwieg zu üben. Abgesehen davon hat sie sich als Chefin der Kreisverwaltung aber etabliert: Das Verhältnis zu den übrigen Fraktionen im Kreistag gilt allgemein als entspannt, innerhalb der Kreisverwaltung ist sie anerkannt, obwohl sie als rheinische Frohnatur gelegentlich über die Stränge schlägt und auch schon mal Amtsleitern öffentlich über den Mund fährt, was sie nicht bei allen leitenden Verwaltungsmitarbeitern beliebt macht. Bekannt ist sie für ihre Bereitschaft, so viele Termine wie möglich selbst wahrzunehmen und auch bei kleineren Veranstaltungen präsent zu sein. Jutta Hartwieg ist bis heute die erste und einzige Frau auf einem Landratsposten in Schleswig-Holstein.

Für die SPD-Fraktion ist deshalb klar, dass Jutta Hartwig wieder ihre Kandidatin für den Landratsposten ist. Darauf hatten sich die Sozialdemokraten schon lange festgelegt. Auch die CDU-Fraktion kennt ihren Kandidaten: Der selbstständige Holzkaufmann und Fraktionsvorsitzende Claus-Peter Dieck aus Todesfelde hat gegenüber dem Hamburger Abendblatt offiziell seine Bereitschaft erklärt, als Kandidat für den Posten anzutreten. Damit steht auch fest, dass die beiden Großen im Kreistag auf die Unterstützung anderer Fraktionen angewiesen sind. Weder die CDU, noch die SPD kann Kandidaten ohne Fremdhilfe durchbringen. Sie brauchen Verbündete.

Erster Ansprechpartner für die CDU dürfte die FDP sein. Aber die arg geschrumpfte Fraktion – nur noch drei FDP-Politiker haben einen Sitz im Kreistag – ziert sich. „Wir bemühen uns, einen eigenen Kandidaten vorzuschlagen“, sagt Fraktionsvorsitzender Wolfgang Schnabel. Und: „Wir haben schon jemanden im Auge.“ Mit Jutta Hartwieg komme die FDP klar, sie lasse Licht und Schatten erkennen. Claus-Peter Dieck werde wegen seiner ausgeprägten Fachkenntnisse in vielen Dingen geschätzt.

Die achtköpfige Grünen-Fraktion kann sich CDU-Mann Dieck nicht als Landrat vorstellen. „An der Spitze der Kreisverwaltung muss ein ausgewiesener Verwaltungsexperte stehen“, sagt Fraktionsvorsitzender Arne Hansen. „Wir schätzen Frau Hartwig, sind aber nicht mit allen Entscheidungen von ihr glücklich.“ Die Fraktion der Linken kann sich vorstellen, dass die amtierende Landrätin wiedergewählt wird. „Die Tendenz geht zu Jutta Hartwieg“, sagt Fraktionschef Heinz-Michael Kittler. Er glaubt, dass sich in den nächsten Wochen noch weitere interessante Bewerber melden werden.