Der Bustan im Stadtpark ist ein Ort der Meditation geworden – und der Begegnung der Religionen und Kulturen

Norderstedt. Hinsetzen, die Augen schließen, mit sich und den Geräuschen alleine sein. Wind rauscht, Laub in den Bäumen raschelt, die Äste reiben aneinander, machen quietschende Geräusche, ein Vogel piept. Die Geräusche im Kopf werden weniger, je länger man das aushält. Ruhe und Entspannung sind der Lohn für die Mühe.

Ayala Nagel vom Verein Chaverim – Freundschaft mit Israel, der Meditationsexperte und Paartherapeut Friedhelm Schwiderski und eine Gruppe von Norderstedtern sitzen im Kreis unter der Pergola des Bustan, des biblischen Obst- und Weingartens. Es ist Zeit für die Mittagsmeditation. Jeden Mittwochmittag treffen sich hier diejenigen, die in ihrem Alltag einen halbe Stunde in sich gehen wollen. „Die Unruhe und Hektik hinter sich lassen und Ruhe finden. Dann kann man gesammelt wieder in den Alltag gehen“, sagt Schwiderski. Manche aus der Gruppe würden das sogar in ihrer Mittagspause schaffen. Der Bustan, den der am 14. Mai 1998 gegründete Verein Chaverim für diese Meditation zur Verfügung stellt, sei ein Ort der Ruhe und wie geschaffen für die Meditations-Gruppe.

„Es sind genau diese Begegnungen von Menschen, die wir in unserem biblischen Obst- und Weingarten möglich machen wollen“, sagt Nagel. Im dritten Jahr gibt es die Meditationsgruppe, sie habe sich etabliert, bilanziert Nagel. Doch der Bustan, 2011 als Teil der Gartenschau von Chaverim und dem Jüdischen Nationalfonds realisiert und nun ein fester Bestandteil des Stadtparks, bot 2012 noch viel mehr als Kontemplation. „Wir hatten Firmenveranstaltungen, etwa das Business-Frühstück einer Firma, kulturelle Angebote wie Lesungen und Konzerte, aber auch Veranstaltungen mit Kirchengemeinden“, sagt Nagel. Das Norderstedter Malstudio arbeitete im Bustan und wird seine Arbeiten noch im Oktober in einer Ausstellung präsentieren. In der neuen Saison im kommenden Jahr will Chaverim verstärkt auf Firmenveranstaltungen setzen und den interreligiösen Dialog ausbauen: „Wir wollen Menschen zusammen bringen, Brücken bauen und das Verbindende zwischen den Religionen und Kulturen betonen.“

Doch der Bustan bietet nicht nur Nahrung für die Seele, sondern auch für den Bauch. Auf einem kleinen Tisch ist angerichtet. Datteln, Feigen und die feuerroten Fruchtstücke des Granatapfels, dazu gibt es einen Tee aus einem arabischen Kraut. Hier wachsen auch Wein, Weizen, Gerste und Oliven – alle sieben Früchte des gelobten Lands Kanaan, wie es Nagel beschreibt. Stadtpark-Geschäftsführer Kai Jörg Evers hatte am Mittwoch zum ersten Mal an einer der Mittagsmeditationen teilgenommen. „Eine interessante Erfahrung, mitten im Alltagsstress eine halbe Stunde in sich zu gehen. Ich kann jetzt nicht versprechen, dass ich das künftig jeden Mittwoch schaffe. Aber ab und an werde ich wohl vorbeischauen.“

Für ihn sei der Bustan zu einem Bestandteil des Stadtparks geworden. „Er ist ein besonderer Ort. Und mit seinen Veranstaltungen ein wichtiger Teil unseres Konzeptes, den Park für alle Interessen attraktiv zu machen.“

Evers nimmt damit Bezug auf die Kritik aus den Reihen der Kommunalpolitik, die kürzlich wegen der Auto-Show im Stadtpark aufbrandete, und die als unpassend im Park empfunden wurde. „Doch wie brauchen genau diese Mischung aus Veranstaltungen, nur mit dieser Vielfalt können wir den Park in seiner jetzigen Form betreiben“, sagt Geschäftsführer Evers.

Kontakt zum Bustan: Ayala Nagel, Telefonnummer 040/53 53 19 51, ayala.nagel@wtnet.de