Das Abendblatt und der ADAC haben 30 Bahnhöfe getestet. Heute die Stationen an der AKN-Linie 2

Norderstedt. Jede Fahrt beginnt mit dem Kauf einer Fahrkarte, wenn man sich keinen Ärger einhandeln will. ADAC-Tester Carsten Willms ist mit dem Hamburger Abendblatt auf der Linie A2 von Norderstedt nach Henstedt-Ulzburg unterwegs und muss sich erst einmal mit den Besonderheiten beim Erwerb eines Tickets beschäftigen. Schnell ist er froh, dass sein Zug von der Station Moorbekhalle erst in wenigen Minuten abfährt.

Am Automaten wählt er den einfachsten Weg und entscheidet sich, über die Eingabe des Ziels zum Ticket zu kommen. Diese Möglichkeit bietet im Gegensatz zum Menü des Hamburger Verkehrsverbunds das System der AKN. Der Automat bietet dem Fahrgast, sich zwischen dem Menü des HVV und der AKN zu entscheiden.

Willms guckt, was geht und entscheidet sich zu prüfen, wie viel eine Fahrkarte nach Sylt kostet, wenn er mit der AKN an der Moorbekhalle starten würde. 34,15 Euro sagt der Automat. Nur mit dem Bezahlen wird’s schwierig: Das Gerät auf diesem Bahnsteig akzeptiert nur Münzen oder Geldkarten, jedoch keine EC-Karten oder Scheine. Banknoten schluckt nur der Automat auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig.

Willms entscheidet sich lieber für eine AKN-Fahrkarte und schaut sich den Bahnhof Moorbekhallegenauer an. Den hohen AKN-Standard, den er von anderen Bahnhöfen bereits gewohnt ist, findet er teilweise nicht wieder. Die einfache Erklärung: Die Strecke zwischen Norderstedt-Mitte und Ulzburg-Süd gehört nicht der AKN. Betreiber der Linie ist die städtische Verkehrsgesellschaft Norderstedt (VGN), die die AKN als Dienstleister einsetzt.

Größter Unterschied zu „echten“ AKN-Bahnhöfen: An allen Stationen entlang der A2 fehlen die dynamischen Zuganzeiger. Wer wissen will, wann der nächste Zug fährt, muss den Fahrplan im Aushang studieren statt einen einfachen Blick auf eine digitale Anzeige über dem Bahnsteig werfen zu können. Zum Umfeld des Bahnhofs gehören nur wenige Parkplätze. Die meisten Nutzer der Station sind Schüler. Überdachte Fahrradständer gibt es genug, allerdings sind sie auffällig vermüllt.

Unübersichtlich geht es an der Station Friedrichsgabe zu. Wer hier ohne Ortskenntnisse ankommt, hat ein Problem: Wo gehe ich hin? Nach rechts führt ein langer Weg die Gleise entlang, ohne dass klar wird, wo man ankommt. Hinweisschilder fehlen. Ebenso sieht es links aus. Der schlecht beleuchtete Weg endet an einer Straße. Oder man geht über die weit geschwungene Brücke, ohne zu ahnen, wo sie hinführt. Parkplätze konnte ADAC-Tester Willms nicht entdecken.

Einen besseren Eindruck hinterlässt der Bahnhof Quickborner Straße. Die Fahrradständer sind gepflegt, nebenan steht eine Station für Leihfahrräder. Der kleine, gut beleuchtete Parkplatz mit seinen 36 Plätzen ist nicht einmal vollständig belegt. „Das ist wichtig für Pendler“, sagt Willms. „Sie wollen morgens sicher sein, dass sie einen Parkplatz bekommen. Das ist bedeutsamer als alles andere.“

Kleiner Mangel: Mit 2,3 Meter sind die Stellplätze zu schmal. 2,5 Meter sollten es sein. Positiv: Wie in Norderstedt-Mitte steht auch hier ein Kiss+Ride-Parkplatz für einen kurzen Stopp zur Verfügung. Größtes Sicherheitsproblem in der Station Quickborner Straße sind die Bahnsteigzugänge, die sich innerhalb des gesperrten Bereichs befinden, wenn sich die Schranken über der Fahrbahn schließen. AKN und Polizei stellen immer wieder fest, dass Fußgänger die Schranken missachten, um noch den Zug zu erwischen. Mehrfach hat die Polizei den Bahnübergang kontrolliert und Fußgänger mit Verwarngeldern bestraft, die sich auf den Gleisen in große Gefahr begeben haben.

Wer erwischt wird, muss zahlen: Wer sich an einer senkenden Schranke vorbeimogelt, ist mit 240 Euro dabei. Eine geschlossene Schranke zu umgehen kostet 350 Euro. Willms fährt mit der AKN weiter zur kleinen Station Haslohfurth. Hier sind jede Menge Minuspunkte fällig: Auf dem Bahnsteigboden fehlen die Elemente für die Blindenführung, eine Uhr ist nicht in Sicht, ein überdachtes Wartehäuschen und der Fahrkartenautomat stehen nur auf einer Seite. Einen Fahrplanaushang gibt es nicht.

Der Haltepunkt Meeschensee ist bei Pendlern, die aus Richtung Norden kommen, beliebt. Wegen der Tarifgrenzen fahren sie von hier aus billiger in Richtung Hamburg als von der davor liegenden Station Ulzburg-Süd. Mit dem Komfort dürfte die Beliebtheit dieser Station kaum zu begründen sein: Die Fahrräder stehen an den Zäunen – sogar dort, wo das Schild „Fahrräder anlehnen verboten“ steht. Der Parkplatz ist stets überbelegt. Auch bei der Beleuchtung ist der Tester nicht zufrieden. Gerade mal eine Leuchte hat er entdeckt. „Hier herrscht dringender Handlungsbedarf“, sagt Willms. „Um das Problem mit den Fahrrädern in den Griff zu bekommen, könnte man sehr schnell etwas tun.“

Die ausführlichen Testergebnisse und eine Fotodokumentation finden Sie unter www.abendblatt.de/norderstedt .

Am Freitag, 4. Oktober, lesen sie Testergebnisse für die Bahnhöfe entlang der Strecke von Ellerau nach Kaltenkirchen.

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