Eine Glosse von Manfred Scholz

Am Feierabend, wenn der Kopf leer ist, heißt es: Beine hoch und der schnelle Griff zur Fernbedienung. Dann reichen mir bunte Bilder, um auf andere Gedanken zu kommen. Nach kurzer Zeit schalte ich ab. Dies ist aber nicht die Regel – bedauerlicherweise. Der breite schmale Kasten übt nämlich eine rätselhafte Faszination auf mich aus. Kurz: Ich sehe gern fern. Dieses Vergnügen wird unsereins aber auch kinderleicht gemacht. Dutzende Sender bringen mir die halbe Welt ins Wohnzimmer. Masse heißt aber nicht gleich Klasse! Wir leben in einem Fernseh-Schlaraffenland. Wer aber vor einem randvollen Teller sitzt und gedankenlos zugreift, bekommt irgendwann den virtuellen Durchfall. Deshalb heißt es: Bewusst auswählen! Weil die TV-Speisekarte aber so unendlich groß ist, wirklich keine leichte Aufgabe. Was man sehen will, ist auch eine Frage des Anspruchs – auch hier. Auf die schrillen Privatsender mir ihren nervigen Werbespots kann ich ohne Verlustgefühle gern verzichten. Ich bevorzuge die öffentlich- rechtlichen Sendergruppen hierzulande. Klar: Die Klagen über deren schlechtes Programm teile ich nicht. Das Jammern über die zu hohen Fernsehgebühren kann ich deshalb auch nicht nachvollziehen. Entschuldigung, ich muss jetzt aufhören. In wenigen Minuten startet eine neue Folge meiner Lieblingsserie. Die Irrungen und Wirrungen von zupackenden gut aussehenden Famerfräuleins im fernen Australien bewegen seit Jahren mein Gemüt. Furchtbarer Edelkitsch, eine Frauenserie, lästert meine Herzallerliebste. Sie hat eben keine Ahnung, wie bereichernd und bewegend Fernsehen sein kann – leider.