Das Hamburger Abendblatt hat gemeinsam mit dem ADAC alle 29 Stationen im Kreis Segeberg und den U-Bahnhof Ochsenzoll besucht. Außerdem untersuchen die Experten Parkplätze und das Umfeld

Kreis Segeberg. Jeden Morgen das Gleiche: In wenigen Minuten fährt der Zug, doch am Bahnhof ist kein Parkplatz mehr frei. Viele Pendler aus dem Kreis Segeberg kennen das Problem, wenn sie auf dem Weg zur Arbeit vom Auto in die Bahn umsteigen wollen. Seit Jahren sind viele P+R-Anlage chronisch überlastet. Auch die Radfahrer haben an vielen Stationen der AKN und U-Bahn Mühe, ihr Zweirad loszuwerden.

Mobilität und ein gutes Angebot im öffentlichen Nahverkehr wird für die Menschen im Hamburger Umland immer wichtiger, Busse und Bahnen werden immer beliebter. Doch entsprechen Bahnhöfe und ihr Umfeld modernen Standards? Bieten sie Komfort und Sicherheit? Sind sie behindertengerecht und sauber? Das Hamburger Abendblatt ist diesen Fragen gemeinsam mit Experten vom ADAC Hansa nachgegangen und war in den vergangenen Wochen auf allen 30 Bahnhöfen im Kreis Segeberg unterwegs. Für den ADAC im Einsatz waren Christian Schäfer, Leiter der Abteilung Verkehr und Technik, und der verkehrspolitische Sprecher Carsten Willms. Sie haben bis zu 60 Einzelkriterien unter die Lupe genommen. Schäfer und Willms betonen, dass der ADAC sich nicht nur um Autos kümmert, sondern sich als Verkehrsdienstleister versteht.

Bis zum 9. Oktober wird die Redaktion die Ergebnisse vorstellen. Einzelheiten werden noch nicht verraten, nur so viel: Das Niveau auf den Bahnsteigen ist in der Regel hoch. Doch die Fachleute entdeckten viele Mängel: Stolperfallen, fehlende Blindenführungen, verdreckte Toiletten. Nicht alle Bahnhöfe sind für Behinderte zu erreichen. Erschreckend: Viele Parkplätze an den Bahnhöfen und die Fahrradständer sind überlastet. Je näher der Bahnhof an der Grenze zu Hamburg liegt, desto knapper sind die Kapazitäten.

Die Leser des Hamburger Abendblatts können online die Berichte des ADAC für jeden Bahnhof im Detail nachlesen. Dazu veröffentlicht die Redaktion eine umfangreiche Fotodokumentation über die Testabschnitte. Außerdem ruft das Abendblatt die Leser dazu auf, sich mit Fragen und Beschwerden an Experten zu wenden. Die Mails der Leser und die Antworten der Fachleute vom ADAC, von der AKN und anderen Institutionen werden veröffentlicht. In der letzten Folge wird sich Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) über die Zukunft des Nahverkehrs im Norden Hamburgs äußern.

Dass die Anforderungen an den Schienenverkehr in der Metropolregion zunehmen wird, steht für alle Fachleute fest. Der Hamburger Verkehrsverbund, zu dem auch die Busse und Bahnen im Kreis Segeberg gehören, meldet jedes Jahr neue Fahrgastrekorde. Voraussichtlich wächst der Bedarf im Schienenverkehr in Schleswig-Holstein bis zum Jahr 2025 um fünf Prozent. Eine „langfristig deutlich steigende Nachfrage“ erwartet die Metropolregion Hamburg auf der Achse Norderstedt-Kaltenkirchen, auf der heute in der Regel nicht einmal durchgehende Züge fahren.

Eine große Belastung wird auf die Pendler an der Achse zwischen Norderstedt und Bad Bramstedt ab kommendem Jahr zukommen: Die Autobahn7 wird sechsspurig ausgebaut, viele Autofahrer werden auf dem Weg nach Hamburg in die Bahn umsteigen und müssen damit rechnen, sich in überfüllte Züge zu drängeln. Die Kapazitäten der AKN sind schon jetzt in den Stoßzeiten erschöpft, neue Züge kommen erst 2015.

Offen ist auch, wenn eine moderne S-Bahn nach Kaltenkirchen fahren. Die Kosten-Nutzen-Analyse für das 100-Millionen-Projekt verspätet sich um ein Jahr. Außerdem steht die Linie in Konkurrenz zur S-Bahn nach Bad Oldesloe und zur neuen Kieler Stadtbahn.

Auch auf den Parkplätzen sind Investitionen erforderlich: Jeder zweite P+R-Parkplatz im Hamburger Umland ist zu mehr als 90 Prozent ausgelastet oder sogar überlastet. Bei den Fahrradstellpätzen (Bike + Ride) ist es jede dritte Anlage, meldet die Organisation Metropolregion Hamburg.

Dass zu wenige P+R-Parkplätze für die Pendler zur Verfügung stehen, ist für die Fachleute vom ADAC völlig unverständlich, weil sich die Kommunen ein großen Teil ihrer Investitionen per Zuschuss finanzieren lassen können.

Am Donnerstag, 26. September, lesen Sie die erste Folge. Den Anfang machen Garstedt und Richtweg.

Haben Sie Fragen, Anregungen oder Beschwerden über Bahnhöfe und ihr Umfeld? Wir leiten Ihre Mail an Experten weiter und veröffentlichen sie mit der Antwort. Schreiben Sie uns: norderstedt@abendblatt.de , Stichwort „Bahnhof“.