Derr 49-Jährige hat einen neuen Geschäftszweig für seinen Fuhlendorfer Milchviehbetrieb entdeckt: 3000 Eissorten können dort hergestellt werden

Fuhlendorf. Derzeit können die Landwirte nicht über die Milchpreise klagen. „Sie sind nicht schlecht“, sagt Volker Humfeldt aus Fuhlendorf bei Bad Bramstedt. Im Verhältnis zu 2009, als der Preis für den Liter mit 20 Cent nur halb so hoch war wie heute, seien jedoch die Kosten explodiert. Auch deshalb gibt es auf dem „Kroghoff“ nun ein neues Standbein: Volker Humfeldt und seine Frau Ulrike produzieren Eis, Bauernhof-Eis. „Es ist ein gutes Gefühl für die Psyche, wenn man mit der eigenen Milch so ein tolles Produkt herstellt“, sagt der 49-Jährige. Zwar sei es nur ein verschwindend kleiner Teil der Milch seiner 50 Kühe, die die Humfeldts zu Eis machen, aber der Landwirt hat die Entscheidung nicht bereut.

Die Idee kam dabei von einer Freundin seiner Frau, erzählt Humfeldt. Sie kannte aus Ahrensbök (Kreis Ostholstein) einen anderen Milchviehbetrieb, auf dem es ebenfalls Eis zu kaufen gibt. „Sie meinte, bei uns passt das von der Lage und vom Betrieb noch wesentlich besser“, sagt Humfeldt. Schließlich trägt sein Hof nicht zu unrecht den Namen „Kroghoff“ – in den 1960er-Jahren führten seine Eltern und die Großmutter hier an der Fuhlendorfer Dorfstraße eine Gastwirtschaft. „Mein Vater war Bauer durch und durch, kein Wirt“, erzählt Humfeldt. Und so schlossen seine Eltern die Gastwirtschaft und konzentrierten sich auf die Landwirtschaft.

Immer sei ihm in den vergangenen Jahren geraten worden, er solle die Kneipe wieder aufmachen. Aber das kam nicht in Frage. „Wenn überhaupt wollte ich ein Café eröffnen“, erinnert sich Humfeldt. An Eis habe er noch nicht gedacht. Aber durch den Kontakt nach Ahrensbök und zu den Erfindern des Bauernhof-Eises aus den Niederlanden, die Rezepte, Zuckermischungen, Anlagen und den Namen beisteuern, kamen er und seine Frau auf den Geschmack. Schließlich sei das Bauernhof-Eis auch etwas anderes als normales Industrie-Eis, erklärt er. Während er aus viereinhalb Litern Milch fünf Liter Eis produziert, werde das Eis in der Industrie teilweise mit bis zu 50 Prozent Luft aufgeblasen.

Dass sie mit der Eisproduktion beginnen wollen, beschlossen die Humfeldts im Ski-Urlaub im vergangenen Winter. Dabei hatten sie sich zuvor mit anderen Direktvermarktern wie dem Spargelhof Schäfer aus Wiemersdorf oder den direkten Nachbarn vom Erdbeerhof Kaack abgestimmt. Es seien kritische, aber konstruktive Gespräche gewesen, berichtet Humfeldt.

Nach den ersten Investitionen und dem nötigen Umbauten auf dem Hof – der Produktionsraum mit der Eismaschine muss hohen hygienischen Standards genügen – ging es los. Seit Anfang September ist nun das Eis bei ihm auf dem Hof freitags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr abgepackt und zum direkten Verzehr in der Tüte zu kaufen. Mit großem Erfolg nicht nur bei den eigenen Kindern im Alter von acht und neun Jahren. „Die haben auf einmal viele neue Freunde“, sagt Humfeldt schmunzelnd.

Gerne gibt er aber auch zu, dass er seit dem Produktionsbeginn vor ein paar Wochen jeden Tag Eis gegessen hat. „Es schmeckt auch besonders gut“, sagt er und ergänzt: „Ich muss das sagen, aber beim Tag des offenen Hofes habe ich das auch von vielen Besuchern gehört.“

Derzeit gibt es bei Humfeldt etwa zehn verschiedene Sorten wie Heidelbeere, Haselnuss oder Mirabelle. Insgesamt sind in den drei Rezeptordnern jedoch über 3000 Sorten verzeichnet. Die Maschine dafür stammt aus Italien und wurde in den Niederlanden umgebaut. Zunächst pasteurisiere sie die Milch mit 85 Grad, dann kühlt sie auf Minus 10 Grad ab, erklärt Humfeldt. „Das frisst ganz schön viel Strom.“ Das gilt auch für die fünf Kühltruhen. Voll sind die derzeit noch nicht. „Man muss das ja auch erst mal alles produzieren“, so Humfeldt. Etwa 150 Liter schaffen er und seine Frau derzeit am Tag, etwa an zwei bis drei Tagen wird produziert. Die Abläufe müssten sich noch einspielen.

Neben Klassikern wie Schokolade (in unterschiedlichsten Variationen), Vanille und Erdbeere können dabei auch so ausgefallene Sorten wie Knoblauch- oder Aal-Eis hergestellt werden. Dass die Erdbeeren – so lange es ging – beim benachbarten Hof eingekauft wurden, versteht sich für Humfeldt von selbst. Und Spargelbauer Karl Schäfer habe bereits Interesse am Spargel-Eis für die kommende Saison angemeldet. Andere Zutaten seien schwerer zu beziehen. Beispielsweise wird noch ein Lieferant für das viele Eigelb gesucht, das für das Eis benötigt wird. Momentan kaufen es die Humfeldts noch im Großmarkt.

Während das Bauernhof-Eis aus Fuhlendorf derzeit nur auf dem eigenen Hof erhältlich ist, sind weitere Verkaufsstellen geplant. Andere Hofläden, aber auch Cafés und Gaststätten seien da denkbar, so Humfeldt.

Dass dafür möglicherweise dann auch bald ein neuer Mitarbeiter eingestellt werden muss, kalkuliert er ein. Denn eines soll durch das neue Standbein auf keinen Fall draufgehen: die Freizeit und die Zeit mit den beiden Kindern. Denn die ersetzt auch nicht der Eisgenuss.