Eine Glosse von Manfred Scholz

Mit einem Mal ist alles ganz anders. War es nicht vor Kurzem noch knallheiß? Wenn du jetzt morgens aufwachst, hörst du statt zwitschernder Vögel den Regen gegen die Fensterscheiben pladdern. Aus der Kühltruhe ist das Grillfleisch verschwunden. Die Klimaanlage im Auto ist jetzt überflüssig. Der entspannte Bummel in der milden Nacht entfällt, weil es deutlich früher dunkel wird. Und frisch. Es steht fest: Der Sommer ist vorbei – unwiderruflich.

Du überlegst, wo eigentlich der Regenschirm geblieben ist. Man braucht ihn wieder. Und wo hat man eigentlich die Stiefel hingepackt – vor gefühlten Ewigkeiten? Die Sonnenbrille, die oft im Einsatz war, verschwindet in der Schublade. Die Menschen auf der Straße tragen jetzt andere Farben: Pechschwarz, Nebelgrau, Matschbraun. Überall hängt Werbung für „zünftige“ Oktoberfeste. Geht man hin, um sich über die Möchtegern-Bayern in Schleswig-Holstein zu amüsieren – oder lässt man es lieber? Morgens verschwindet der Park im Nebelgrau. Das Joggen im Wald wird zum Pfützenslalom.

Alle Freunde sind wieder im Land. Du merkst morgens: Das offene Fenster war ein Fehler. Man sucht erstmals wieder nach einer sehr langen Zeit seine Lieblingspullover. Herr im Himmel: Gestern hat mich doch einer ernsthaft gefragt, was wir eigentlich Silvester vorhaben.

Übergangslos ist der herrliche Sommer Herbst geworden. Mir ging das alles viel zu schnell.