Nach einem Raubüberfall in Oersdorf bei Kaltenkirchen ermitteln Kieler Spezialisten für Bandendelikte

Kreis Segeberg. Die Fahndungsplakate der Polizei hängen in Supermärkten und Polizeidienststellen. Nach dem Überfall auf ein Ehepaar in Oersdorf am 28. August hat die Kripo die Fahndung noch einmal intensiviert und bittet die Bevölkerung um Hinweise. Außerdem hat die Staatsanwaltschaft Kiel eine Belohnung in Höhe von 1500 Euro ausgesetzt. Inzwischen vermutet die Polizei, dass die beiden Täter für weitere schwere Raubtaten im nördlichen Hamburger Randgebiet verantwortlich sind. Das Kommissariat 2, eine Spezialdienststelle für Serien- und Bandenkriminalität im Kiel, hat die Ermittlungen übernommen.

„Wir haben mehrere Fälle mit derselben Machart“, sagt Polizeisprecher Bernd Triphan. „Jetzt prüft die Polizei, ob es Zusammenhänge gibt.“ Seit 2011 beschäftigen die Kripo mehrere Raubüberfälle, bei der die Täter stets nach einem ähnlichen Muster vorgehen: Ihr Opfer sind ältere Menschen, die Kriminellen schlagen am frühen Morgen oder späten Abend zu und handeln brutal und rücksichtslos. Zu den Tatorten, die geprüft werden, zählen die Gemeinden Bimöhlen, Tangstedt und Henstedt-Ulzburg.

Die Täter drangen unbewaffnet in das Haus des Ehepaares ein

Die Ermittler stehen offenbar vor einem Problem: Sie wissen wenig über die Täter. Ein Fahndungsaufruf in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ im Mai 2012 brachte die Beamten kaum voran. Auch nach dem Überfall in Oersdorf konnten die völlig verstörten Opfer nur wenige Hinweise liefern. Die Täter werden als etwa 1,80 Meter groß und schlank beschrieben. Sie waren komplett schwarz gekleidet und trugen Mützen mit Sehschlitzen. Beide sprachen gut deutsch, hatten aber einen osteuropäischen Akzent. „Das ist nicht viel“, sagte ein Beamter.

Die Täter waren unbewaffnet in das Haus des Ehepaares eingedrungen. Die 57-jährige Frau und ihr 70-jähriger Ehemann schliefen im Schlafzimmer ihres Einfamilienhauses an der Kaltenkirchener Straße, als die Männer plötzlich vor ihnen standen. Die Unbekannten flüchteten mit zahlreichen Wertgegenständen. Die Ermittler vermuten, dass der Fluchtwagen im Bereich Kaltenkirchener Straße/Grenzweg/Am Sandberg stand. Bis heute leidet das Ehepaar seelisch unter den Folgen.

Die unheimliche Serie begann am 26. Mai 2011 in dem kleinen Dorf Bimöhlen bei Bad Bramstedt. Tatort war ein abgelegenes Einfamilienhaus in der Gemeinde, in dem ein 71 Jahre alter Rentner und seine gleichaltrige Ehefrau leben. Gegen 21 Uhr klingelte eine unbekannte Frau an der Haustür. Als das Ehepaar die Tür geöffnet hatte, stürmten drei maskierte Männer ins Haus. Sie waren mit Pistolen bewaffnet.

Die Opfer wurden gestoßen, bedroht und zu Boden gedrückt. Die drei Männer raubten ein hochwertiges Notebook und einen kleinen Geldbetrag. Die unbekannte Frau habe die Rolle des Lockvogels übernommen, sagte ein Ermittler.

Am frühen Morgen des 17. September 2011 brachen Unbekannte an der Hamburger Straße in Henstedt-Ulzburg in das Haus eines Unternehmerehepaares mittleren Alters ein. Auch in diesem Fall sprechen die Ermittler von einem auffällig brutalen Vorgehen. Die Männer fesselten ihre Opfer und entkamen mit mehreren 1000 Euro und wertvollem Schmuck.

Die 83-Jährige wurde gefesselt und mit einem Messer bedroht

Nur wenige Wochen später schlug die Bande erneut in Henstedt-Ulzburg zu. Opfer war eine Spielhallenbesitzerin, die allein in ihrem Haus an der Straße Große Lohe lebt. Am frühen Morgen des 31. Oktober 2011 drangen zwei maskierte Männer in das Gebäude ein, fesselten die Hausbesitzerin und raubten mehrere 1000 Euro sowie hochwertigen Goldschmuck. Ihre Beute schafften die Täter in einer rot-schwarzen Sporttasche der Geschäftsfrau fort. Die Tasche mit einem auffälligen Smiley-Aufdruck ist seit dem Raub verschwunden.

Am 9. Februar 2012 überfielen drei Männer in Tangstedt einen 54 Jahre alten Mann und seine 88 Jahre alte Mutter. Die drei bewaffneten Täter hatten dem 54-Jährigen offenbar aufgelauert, als er gegen 5 Uhr die Terrassentür seines Hauses an der Dorfstraße öffnete, um seine zwei Hunde ins Freie zu lassen. Die Männer drängten den Hausbesitzer zurück, bedrohten ihn mit einer Schusswaffe und forderten Geld. Gleichzeitig begannen sie, die Räume des Hauses zu durchsuchen.

Dabei drangen sie auch in das Schlafzimmer der 88-Jährigen ein, durchwühlten die Schränke und schlossen danach die Frau ein. Ihr Sohn wurde in einem Kellerraum eingesperrt. Er konnte sich befreien, nachdem die Räuber geflüchtet waren.

Die Kriminalpolizei prüft außerdem, ob die Bande für einen weiteren Überfall in Kaltenkirchen verantwortlich ist, der fast mehr als drei Jahre zurückliegt. Zwei mit Sturmhauben maskierte und mit Messern bewaffnete Männer hatten am 2. Mai 2010 eine 83 Jahre alte Frau überfallen und beraubt. Der Überfall in einem Einfamilienhaus an der Bahnhofstraße ereignete sich in der Nacht.

Die Kriminellen waren zunächst ins Haus eingebrochen, dann gewaltsam ins Schlafzimmer der alten Dame eingedrungen. Die 83-Jährige wurde gefesselt und mit einem Messer bedroht. Die Seniorin verriet den Männern das Versteck ihrer Wertsachen. Die Räuber erbeuteten eine fünfstellige Geldsumme und Schmuck. Das Opfer konnte sich gegen 5 Uhr von den Fesseln befreien und Hilfe rufen. Die 83-Jährige blieb unverletzt, erlitt aber einen Schock.

Für Hinweise, die zu den Verantwortlichen der Überfälle führen, wurden insgesamt Belohnungen von 23 500 Euro ausgesetzt. Hinweise nehmen alle Polizeidienststellen sowie die Bezirkskriminalinspektion in Kiel unter Telefon 0431/160 33 33 entgegen.