SOS-Kinderdorf Harksheide wird 50 und feiert mit vielen Gästen, Ehemaligen, Erinnerungen und einem neuen Grill

Norderstedt. Die Hip-Hop-Gruppe macht Stimmung, animiert die Gäste zum Mitklatschen, lässt die Füße fliegen, die Körper rotieren: Die Jungen und Mädchen sind der lebendige Beweis für das, was Gitta Trauernicht später ins Mikrofon sagen wird: „Ich bin stolz auf das, was hier geleistet wird“, sagte die ehemalige schleswig-holsteinische Sozialministerin, jetzt allerdings in ihrer Funktion als stellvertretende Vorsitzende der SOS-Kinderdörfer International. Sie überbrachte die Glückwünsche zu einem Jubiläum, „das wir auch nicht alle Tage feiern“: Das SOS-Kinderdorf in Harksheide wurde 50 und feierte den runden Geburtstag mit einem großen Fest auf dem Kinderdorf-Gelände in Norderstedt.

Unter den Gästen waren auch viele ehemalige Bewohner, Kinder, die inzwischen längst erwachsen sind, und Dorf-Mütter in Rente: „Sie sind zuallererst zu nennen, wenn man beschreiben will, warum das Modell des Kinderdorf-Gründers Hermann Gmeiner so gut funktioniert“, sagte Gitta Trauernicht. Aber auch zwei Männer hätten das Familienleben geprägt: Udo Pütt, der erste Leiter der Einrichtung, der als junger Diakon Verantwortung übernahm, und sein Nachfolger Jörg Kraft, der nun auch schon seit mehr als 20 Jahren an der Spitze des Dorflebens steht.

Eindrucksvoll und originell ließen die Organisatoren des Jubiläumsfestes die Vergangenheit wieder lebendig werden. Im kleinen Museum erinnerten Zeitungsberichte an die Anfänge und die weitere Entwicklung im Kinderdorf. Bunte Tischtennisbälle, die an Fäden von der Decke hingen, trugen die Namen Ehemaliger.

Und deren Liste ist inzwischen lang: Mehr als 500 Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen konnten, fanden in Harksheide eine Familie mit Geschwistern und einer Mutter, die sich liebevoll um sie kümmert, ihnen aber auch Grenzen setzt und mit ihnen streitet. Durschnittlich 15 Jahre bleiben die Jungen und Mädchen, die Trauernicht als Sozialwaisen bezeichnete, in den Häusern. Die meisten von ihnen schaffen auch den Sprung ins Leben, vier von fünf Kinderdorf-Kindern sorgen als Erwachsene für sich selbst. Auch auf dem Rasen vor dem Gebäude standen Zeugen aus der Vergangenheit: Schiffe aus Metall, die frühere Generationen während ihrer Berufsausbildung geformt und geschweißt hatten.

„Ich überbringe ihnen die herzlichsten Glückwünschen von Richard Oetker. Er wäre sehr gern selbst gekommen, ist aber leider kurzfristig verhindert“, sagte André M. Steeg, Marketingleiter der Dr. Oetker Nahrungsmittel KG. Das Unternehmen zählt zu den Förderern des Harskheider Kinderdorfes, unterstützt die Arbeit immer wieder finanziell und hatte erst 2008 zwei Häuser bauen lassen.

Auch zum 50. Geburtstag kam die Delegation vom Firmensitz in Bielefeld nicht mit leeren Händen nach Norderstedt. Oetker schenkte Kindern und Mitarbeitern einen aus Feldsteinen gemauerten Grill. „Es hat für unser Unternehmen einen besonders hohen Stellenwert, die Familie zu fördern“, sagte Steeg. Im Kinderdorf würden Werte wie Vertrauen und Verlässlichkeit vermittelt, erfahren die Kinder Geborgenheit und werden dadurch fit gemacht für eine zukunftsfähige Gesellschaft.

Auch Schleswig-Holsteins Sozialministerin Kristin Alheit ließ sich entschuldigen, trug den Kindern allerdings auf, ihre Rede vorzulesen. „Geburtstag bedeutet nicht nur Geschenke, sondern auch, dass wir zeigen: Du bist willkommen, so wie du bist, mit allen Stärken und Schwächen“, hörten die Festgäste. Nach diesem Motto gebe das Kinderdorf Kindern ein Zuhause, das sie bei ihren leiblichen Eltern nicht finden können. „Wir sind stolz, eine solche Einrichtung in unserer Stadt zu haben“, sagte Norderstedts Stadtpräsidentin Kathrin Oehme.

Gerade in einer Zeit, in der das verwahrloste „Kellerkind“ von Bad Segeberg immer wieder für Schlagzeilen sorgt, könne die Stadt froh sein, dass Kinder in den Harksheider Familienhäusern aufgefangen und vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt werden. Die Jungen und Mädchen würden mit maßgeschneiderten Lösungen auf den Weg in die Zukunft geschickt.