Erst leuchtete im Park Feuerwerk, dann beschmierten sich Menschen gegenseitig. Bunt ging es auch auf der Ulze zu

Norderstedt. Schlechtes Wetter, beste Stimmung: Zehntausende trotzten dem Regen und sahen sich das Feuerwerk über dem Stadtpark an, andere flanierten über die gesperrte Ulzburger Straße, und beim Holi-Fest beschmissen sich vornehmlich junge Leute mit Farbbeuteln, kurz: Norderstedt ist Party-Stadt.

„Auf die Knie!“, rief Moderator Toni dem Partyvolk zu. Und 3500 Männer und Frauen folgte der Anweisung. „Und jetzt runterzählen“, wird gemacht. Bei Null fliegen erst die Arme hoch, und dann die Farbbeutel in die Luft. Big Toss nennt die Holi-Gemeinde das Spektakel, wenn es über ihren Köpfen erst bunt und dann trüb wird. So geschehen am Sonntag, um kurz nach 14 Uhr. Der Moment, auf den die Freunde der farbenfrohen Feierei seit Stunden warten. Zwar ist der Big Toss der Höhepunkt des Farbenrausches, doch schon vorher sahen die meisten schön bunt aus, hatten sich gegenseitig das farbige Mehl auf die Klamotten, auf Arme, Beine und ins Gesicht geschmiert.

„Das macht richtig Spaß“, sagten Karin Rühe und Regina Becker, beide 50 und mit Gesichtern, deren ursprüngliche Farbe einem Mix aus Rot, Lila, Gelb und Grün gewichen war. Die beiden Henstedt-Ulzburgerinnen hatten sich unter die 3500 Menschen gemischt, die so richtig Gas gaben und zu den hämmernden Beats aus den Lautsprechern tanzten. Wer den Farben einen idealen Untergrund bieten und die normale Kleidung schützen wollte, hatte sich in weißes Plastik gehüllt. So wie Nadine, 25, Svenja, 27, Cindy, 26, und Christoph aus Norderstedt. Sie feierten wie ziemlich viele andere auch ihre Premiere in der Holi-Gemeinde.

Drei Pyro-Profiteams aus Berlin und Magdeburg, außerdem das Hanse Pyro Team von Benjamin und Wilhelm Hoop aus Quickborn, verzauberten am Sonnabend das Publikum mit schönsten Feuerwerks-Choreografien. Der Himmel über Norderstedt erstrahlte in leuchtenden Farben. Die Stimmung war bestens, auch dank der 15-jährigen Popsängerin Joyce Hildebrand („Hamburg, meine Perle“) und Jürgen Matkowitz mit seiner funkelnden Lasershow.

Um 21 Uhr begann es zu nieseln, um 21.30 Uhr wanderten die ersten Besucher ab, und als zum Schluss das Hanse Pyro Team um Vater Wilhelm und Sohn Benjamin Hoop zu den Rhythmen von „Culca Candela“ seine Raketen abschoss, sahen bei strömendem Regen nur noch die größten Böllerfans zu. Die Pyrotechniker der Familie Hoop gewannen den Wettstreit der Feuerwerker, für sie hatten die meisten Telefonanrufer gepunktet. „Als Lokalmatadoren haben wir sicherlich viele Bonuspunkte bekommen. Die ein Jahr dauernde Vorbereitung hat sich gelohnt“, sagte Wilhelm Hoop, als er um 1Uhr morgens den Stadtpark verließ.

Samba war Trumpf beim autofreien Straßenfest in Norderstedt. 40 000 Besucher standen an der Ulzburger Straße Spalier und feuerten den Korso der 350 Akteure beim Movimento-Umzug an. Der Clou waren temperamentvolle Tänzerinnen in farbenprächtigen Kostümen. Faszinierend auch die mitreißende Trommelshow der Hamburger Gruppe Fogo do Samba, die den Schluss der Parade bildete. Die Dudelsackpfeifer Hamburg Caledonian, der Spielmannzug TuRa Harksheide, die Oakly-Stelzenkünstler, die Voltigier-Mädchen vom Norderstedter SV und die Altrocker aus Wilstedt heizten tüchtig ein. Am Ende waren sich alle einig: Wir freuen uns auf das nächste Jahr.