Nun geht es also wohl vor Gericht, die Sache mit dem Winsener Ortsschild.

Sie wissen schon, das Ortsschild, das mittlerweile gefühlt 857-mal wechselseitig von Unbekannt(en) abmontiert und umgesetzt sowie von der Obrigkeit abmontiert und eingesetzt wurde. Jahrzehntelang stand das Ortsschild ca. 150 Meter vor Beginn der geschlossenen Ortsbebauung, was den Vorteil bewirkte, dass einfahrende Pkw den eigentlichen Ortskern mit StVO-gerechter Geschwindigkeit erreichten – meistens jedenfalls. Nun hat die zuständige Behörde eine bestehende Regel zentimetergenau umgesetzt. 150metergenau, in diesem Falle. Verwaltungsvorschriftskonform steht das Ortsschild nun (falls es nicht gerade mal wieder die Seite wechselt) dort, wo die geschlossene Bebauung beginnt. Die Situation ist klassisch: Beide Seiten haben im Prinzip Recht und keiner weiß, wie man da wieder raus kommt.

Höchste Zeit also für konstruktives Konsensmanagement. Folgende Vorschläge würden dem Streit die Grundlage entziehen und gleichermaßen allen Beteiligten ermöglichen, das Gesicht zu bewahren: Die Obrigkeitsfraktion (Landrätin, Verkehrsaufsicht) baut eine Umgehungsstraße um Winsen herum. 450 Einwohner wären glücklich. Risiko: Stress mit dem Bund der Steuerzahler, aber den haben Politiker sowieso immer irgendwie.

Winsen wird untertunnelt. Selber Effekt. Risiko: Vielleicht läuft es beim Tunnelbau wie bei der Kölner U-Bahn. Wäre schlecht für Winsen, aber das Problem hätte sich auch erledigt.

Winsen errichtet eine Stadtmauer mit Torsperre. Dann sollen rasende Autofahrer mal sehen, wie sie ihre Karren innerhalb von 0,1 Zentimeter von Tempo 70 auf Null gebremst kriegen. Zur Schrottverwertung gründet man ein Joint-Venture-Unternehmen mit der Firma Kiesow – auf diese Weise lässt sich auch die Stadtmauer bezahlen. Und ein Nachtwächter. Risiko: Keines. Selbstgänger.

Winsen benennt sich um. Neuer Ortsname: „Durchfahrt verboten, Anlieger frei“. Das steht dann auf dem Ortsschild und kein Mensch traut sich mehr. Risiko: Jede Menge Touristen, die regelmäßig das Ortsschild klauen. Aber das kennt man hier ja.Und das Beste: Diese Vorschläge sind gratis. Im Gegensatz zum Winsener Schilderwahn.