Frauen haben im Kreis Segeberg die schlechteren und die schlechter bezahlten Jobs.

Kreis Segeberg. Sie werden in Teilzeit- und Mini-Jobs gedrängt. Nach Angaben des Pestel-Instituts sind nur 37 Prozent aller Vollzeitstellen im Kreis Segeberg mit Frauen besetzt. Ganz anders bei den Teilzeit- und Mini-Jobs: Hier beträgt der Frauenanteil 72 Prozent. Das entspricht kreisweit 15.140 Mini-Jobs. „Zwei von drei dieser Jobs werden mit weniger als 8,50 Euro pro Stunde bezahlt. Oft liegen sie sogar weit darunter“, sagt Sabine-Almut Auerbach von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di). „Gerade Frauen werden als billige Arbeitskräfte regelrecht ausgenutzt“, sagt die Geschäftsführerin des Ver.di-Bezirks Südholstein.

Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kritisiert die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Segeberg: „Arbeitsplätze, von denen man leben kann, werden systematisch abgebaut. Mini-Jobber übernehmen die Arbeit von Vollzeitkräften. Jobs werden zerschlagen, Löhne gedrückt“, sagt Dirk Himmelmann. Der Geschäftsführer der NGG-Region Lübeck belegt dies mit Zahlen vom Pestel-Institut aus Hannover, das Ver.di und NGG damit beauftragt hatten, die regionale Arbeitsmarktsituation zu beurteilen. Demnach hat die Zahl der Mini-Jobs in den vergangenen zehn Jahren um 77 Prozent zugenommen. „Mini-Jobber sind moderne Tagelöhner – mies bezahlt mit wenig Schutz“, so Himmelmann.

Die Bundesregierung habe hier versagt und stemme sich noch immer gegen einen gesetzlichen Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro, der aber unbedingt flächendeckend eingeführt werden müsse. NGG und Ver.di appellieren an alle Beschäftigten, die weniger als 8,50 Euro pro Stunde bekommen, das online unter www.dumpinglohnmelder.de anzuzeigen. So soll eine „Deutschland-Billiglohn-Landkarte“ entstehen. „Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Armut ganz oft weiblich ist“, sagen Ver.di und NGG.