In Großenaspes Katharinenkirche wird eine neue Konzertreihe eröffnet, die durch Publikums-Spenden finanziert wird

Großenaspe. Ernst-Ulrich von Kameke und Joachim Gebhardt wollen das Lied wieder unter die Leute bringen. Der Professor für Orgelspiel und der Sänger sind sich sicher, dass sie mit der Idee im wahrsten Wortsinn auf offene Ohren treffen. "Wir wollen neben dem bestehenden Orgel-Zyklus in der Katharinenkirche die Konzertreihe 'Kultur auf dem Lande - Klassik in Großenaspe' wagen", sagt von Kameke, "und wir sind uns sicher, wir bekommen die Kirche mit ihrer wunderbaren Akustik voll." Von Kameke hat in sechs Jahren 51 Orgelkonzerte in der Katharinenkirche organisiert.

Start der neuen Konzertreihe ist am Sonnabend, 7. September, mit dem Konzert "Kein schöner Land - Der Weg vom Volkslied zum Kunstlied und wieder zurück", in dem Gebhardt das Volkslied dem Kunstlied gegenüber stellt. Auf dem Programm stehen beliebte Volkslieder wie "Am Brunnen vor dem Tore", "Bald gras ich am Neckar" bis zu "Das Wandern ist des Müllers Lust". Dem ordnet Gebhardt beispielsweise Franz Schuberts Kunstlied "Das Wandern" zu.

"Junge Leute kennen keine Volkslieder mehr, denn in der Schule wird kaum noch Musikunterricht gegeben", moniert von Kameke. "Leider wurde das Volkslied von den Nazis im Dritten Reich missbraucht und kam daher in Misskredit", sagt Gebhardt. Doch das Volkslied sei ein immenser Schatz.

"Wenn ich bei meinen Liederabenden ein Volkslied ansage und das Publikum zum Mitsingen bitte, strahlen mich hinterher alle an", sagt der Bariton-Sänger. "Die Jüngeren lernen von den Älteren, wie befreiend es sein kann, zu singen", so der Oratorien- und Liedsänger aus Norderstedt. Die Älteren würden auch die Liedtexte noch kennen, die jüngeren kämen kaum über die erste Strophe hinaus. "Deshalb verteilen wir zu Beginn des Konzerts Textblätter", sagt von Kameke.

Doch die Musiker wollen mehr als Menschen wieder zum Singen zu bringen. "Wir machen mit den Konzerten kein Geschäft, wir machen die Konzerte zum Geschenk", sagt von Kameke. Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei, um Spenden wird gebeten. "Durch die Gabe von Spenden schieben die Zuhörer das nächste Konzert mit an und werden so aktiv in den Entstehungsprozess der Konzerte eingebunden", sagt Gebhardt. "Wenn wir keinen Eintritt nehmen, kann die Entscheidung, ein Konzert zu besuchen, nicht mehr vom Geld abhängen", sagt von Kameke, der mit der neuen Musikreihe auf dem Land auch zeigen will, dass gute Konzerte nicht nur in der Großstadt stattfinden.

"Die Großstadt ist mit Kultur-Angeboten völlig überfüllt, hier auf dem Land aber ist ein gutes Konzert immer noch etwas Besonderes, ein Ereignis, und bekommt damit dem ihm zustehenden Stellenwert", sagt von Kameke. Der 87-jährige Kirchenmusiker und Komponist hat viele Konzert- und musikwissenschaftliche Studienreihen in Norddeutschland gegründet. Er war 32 Jahre Kantor an der Hamburger Petrikirche, Kirchenmusikdirektor und Professor an der Hamburger Musikhochschule, Gastdozent für Kirchenmusik in Süd- und Nordamerika. Als Komponist schrieb er neben Orgel- und Chorwerken "In Tyrannos - das Moabiter Requiem".

Joachim Gebhardt war bis vor einem Jahr Baritonsänger im NDR-Chor und kann als Oratorien- und Liedsänger mehrere CD-Aufnahmen vorlegen. Im Liederabend am Sonnabend, 7. September, der um 19 Uhr beginnt, begleitet ihn Henning Lucius am Klavier, Dozent an der Lübecker Musikhochschule und am Hamburger Konservatorium.

Im April folgt ein Kammermusik-Konzert, das die Zweit-Platzierten des Landeswettbewerbes "Jugend musiziert" gestalten. "Die zweiten sind so gut wie die ersten", ist von Kameke überzeugt und fragt: "Was weiß die Jury, welche Begebenheit nicht zum ersten, sondern zum zweiten Platz geführt hat, daher will ich die zweiten fördern."