80 ehrenamtliche Helfer sorgen im Stadtpark für den Erhalt der ehemaligen Gartenschau-Pflanzinseln

Norderstedt. Sie heißen Glockengrund, Feengeflüster, Glücksquelle oder Trollengaukelei – die Pflanzinseln des Stadtparks. Zur Landesgartenschau 2011 waren sie die Hingucker im Waldpark. Damit sie ihren Namen Ehre machten, wurden sie aufwendig bepflanzt und gärtnerisch ausgeklügelt angelegt. „Es war klar, dass wir uns die Inseln und ihre Pflege nach der Gartenschau nicht mehr leisten können“, sagt Erik Voß, technische Leiter im Stadtpark. Die Pflanzinseln sollten weg. Doch dann kamen die Insulaner und retteten die Blütenpracht.

Insulaner nennen sich die heute etwa 80 Norderstedter Bürger, die im Stadtpark ehrenamtlich die Heckenschere, die Gartenharke oder den Spaten in die Hand nehmen und die Pflanzinseln so erhalten, dass sie weiterhin zum Hingucker taugen. Wenn Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote in seinen Reden gerne von der großen Identifikation der Norderstedter mit ihrem Park spricht, dann zeigt sich diese bei kaum einer anderen Aktion so exemplarisch wie bei den Insulanern. „Wir waren überrascht und überwältigt, wie viel Herzblut und Engagement bei den Insulanern im Spiel ist“, sagt Erik Voß.

„Das ging irgendwann los mit einem Treffen im Plenarsaal, zu dem etwa 200 Bürger kamen, die im Stadtpark mitmachen wollten“, sagt Thomas Witte, Vorsitzender des Stadtpark-Fördervereins. Von den 200 Norderstedtern sind 80 Aktive nun regelmäßig dabei. Koordiniert von Erik Voß und Arno Holtz vom Förderverein treffen sie sich regelmäßig an den ihnen zugeteilten Pflanzinseln, alle zwei Wochen für eineinhalb bis zwei Stunden. Die fleißigen Insulaner jäten Unkraut, harken die Erde, zupfen Verwelktes von den Pflanzen und erledigen den Rückschnitt im Winter. „Wir müssen uns eigentlich nur noch um die Bewässerung kümmern“, sagt Erik Voß. Neben den Blumeninseln im Waldpark, die sich über eine Fläche von etwa 700 Quadratmetern erstrecken, kümmern sich die Insulaner auch um die Blumenfelder im Feldpark. Über 1000 Quadratmeter von insgesamt 5000 Quadratmetern Parkfläche werden ehrenamtlich gehegt und gepflegt.

„Ich liebe Pflanzen und Blumen und den Stadtpark. Deswegen war es für mich keine Frage, dass ich hier mit anpacke“, sagt Siegrid Krüger. Die Rentnerin steht zusammen mit ihrer Mitstreiterin Irmgard Junk am Mittwoch im Stadtpark, beide tragen die schicken Insulaner-Westen, an denen die Besucher des Stadtparks die fleißigen Hobbygärtner erkennen können. „Ich habe zu Hause nur einen Balkon mit ein paar Blumen. Ich habe Spaß an der Gärtnerei. Also habe ich den Stadtpark zu meinem Garten gemacht“, sagt Junk.

Neben den Zehntausenden an Euro, die die Stadtpark GmbH durch die Arbeit der Insulaner an Pflegekosten spart, sei es die Begeisterung der Bürger für den Stadtpark, die den Wert der Aktion ausmache. Erik Voß: „Nicht nur schöne Worte und Lob, sondern auch dieses Anpacken im Park – das ist eine tolle Anerkennung unserer Arbeit hier.“

Am Mittwoch haben die Insulaner neue Gartengeräte bekommen, damit sie ihre Arbeit professionell bewältigen können. Die 750 Euro dafür kamen von der Sparkasse Holstein. Arne Könemann, Leiter der Filiale am Ochsenzoll: „Das ist ein beispielhaftes Engagement von Bürgern.“ Der Wilstedter Könemann sagt, von den Norderstedtern könnten sich die Stormarner Nachbarn eine Scheibe abschneiden. „Wenn ich an unseren Badesee denke und wie verdreckt der manchmal ist, dann würde ich mir so ein Engagement dort auch wünschen.“ Viele der Insulaner sind nicht nur in den Stauden und Pflanzungen aktiv. Als am vergangenen Wochenende beim Parkfunkeln über 10.000 Besucher anrückten, sorgten die Ehrenamtlichen dafür, dass die Organisation des über die Grenzen der Stadt bekannten Events reibungslos ablief. „Den personellen Aufwand für solche Veranstaltungen könnten wir ohne die Ehrenamtlichen gar nicht leisten“, sagt Stadtpark-Geschäftsführer Kai Jörg Evers.

Für die Aktiven ist die Hilfe im Stadtpark viel mehr als Hobbygärtnerei. In den Teams rund um die Pflanzinseln haben sich viele Freundschaften entwickelt. Nach getaner Arbeit geht es zusammen auf einen Kaffee oder ein Bier in das Haus am See. Und manche der Insulaner verabreden sich sogar schon zu gemeinsamen Urlauben.

Eine Bildergalerie mit allen Insulanern und Pflanzinseln finden Sie auf abendblatt.de/fleissige-insulaner