Wenn Innenminister Andreas Breitner von der neuen Willkommenskultur für die Flüchtlinge und Migranten im Land redet, dann erntet er viel Beifall und Zustimmung.

Wer die Berichte von Migrationssozialarbeitern wie Ellen Siebert dagegen stellt, der erahnt, wie weit Wunschdenken und Realität in den Asylbewerberheimen und Notunterkünften auseinanderklaffen.

Flüchtlinge, die unfassbares Leid hinter sich gelassen haben, finden bei uns Zuflucht. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Die Stadt Norderstedt mit ihrer Sozialdezernentin Anette Reinders hat Handlungsbedarf erkannt – was die Unterkünfte angeht. Neubauten sollen entstehen, falls sich das Geld dafür auftreiben lässt. Auch soll es mehr Beratung geben. All das ist gut und wichtig, aber nicht ausreichend.

Um die Willkommenskultur in Norderstedt und in Schleswig-Holstein lebendig werden zu lassen, dazu muss sich zunächst jeder einzelne Bürger an die eigene Nase fassen und fragen: Schere ich mich um das Schicksal der Migranten in meiner Nachbarschaft? Und wenn ja: Muss ich ihnen dann nicht die Hand reichen, ihnen das Gefühl geben, wirklich willkommen zu sein? Kann ich sogar ganz konkret einigen von ihnen helfen?

Vielleicht reicht es uns Bürgern zu wissen, dass es Ellen Siebert und ein paar fleißige Ehrenamtliche gibt, die sich irgendwie um diese Menschen kümmern. Quasi stellvertretend für uns alle. Die Herausforderung ist es nun, ihrem Beispiel zu folgen. Das wäre eine echte Willkommenskultur.