Fünf angetrunkene Männer trafen an einem Abend im September 2012 am Bahnhof in der Hamburger Straße in Henstedt-Ulzburg aufeinander. Es kam zu einem Streit mit blutigem Ende, aber wer begann mit den Tätlichkeiten und was passierte genau?

Henstedt-Ulzburg/Norderstedt. Die Staatsanwaltschaft kam bei ihren Ermittlungen zu dem Ergebnis, dass Kamiran H., 24, Johannes K., 29, völlig grundlos mit der Faust ins Gesicht schlug. Das Opfer erlitt eine Wunde an der Augenbraue. Nikolai A., 44, der versucht haben soll, seinem Freund zu Hilfe zu eilen, soll von den drei syrisch stämmigen Männern, Andleeb K., Patrick Q., beide 25 und aus Henstedt-Ulzburg sowie dem in Hannover lebenden Kamiran H., zu Boden gerissen und anschließend getreten und geschlagen worden sein.

Die Angeklagten bestritten zunächst, am Bahnhof gewesen zu sein

Die drei Männer wurden wegen gefährlicher gemeinschaftlich begangener Körperverletzung angeklagt, was sie jedoch bestreiten. Sie hätten nämlich friedlich auf den Nachtbus gewartet und herumgealbert, als Johannes K. und Nikolai A. sie auf Russisch angesprochen und dem Ton nach beschimpft hätten. Johannes K. habe ihm eine Bierflasche auf den Kopf geschlagen, behauptet Kamiran H. Seine Freunde hätten dann nur aus Notwehr den anderen Angreifer Nikolai A. zu Boden gebracht. Merkwürdig erscheint Richter Jan Willem Buchert vom Norderstedter Amtsgericht, dass Kamiran H. von dem Schlag der Bierflasche anscheinend keine Verletzung davontrug, jedenfalls wurde er nicht ärztlich behandelt. Verdächtig machten sich die Angeklagten zudem, weil sie gegenüber der Polizei zunächst bestritten, überhaupt am Bahnhof gewesen zu sein.

Eine mögliche Notwehrsituation war nicht mehr gegeben

Die mutmaßlichen Opfer der Schlägerei, Nicolai A. und Johannes K., bestreiten beide, eine Bierflasche bei sich gehabt zu haben. Der Richter bringt mithilfe eines Technikers die Bilder einer Überwachungskamera zum Laufen: Eine Bierflasche ist bei den ausschnittsweisen Videosequenzen nicht zu erkennen - auch nicht, wer mit dem Gerangel begann. Deutlich wird aber, dass Patrick Q. bei der Schlägerei nur daneben steht, weshalb er freigesprochen wird.

Auf der Videoaufzeichnung sieht man außerdem, dass die beiden anderen Angeklagten, Andleeb K. und Kamiran H., auf den am Boden liegenden Nikolai A. einschlagen. Ein solches Verhalten ist nicht hinnehmbar, sagt der Richter, denn eine mögliche Notwehrsituation war nicht mehr gegeben.

Für Kamiran H. wird es kritisch, denn er stand zur Tatzeit unter Bewährung wegen eines Rauschgiftdeliktes. Unter Einbeziehung der damaligen Verurteilung wird der Angeklagte zu einer weiteren Bewährungsstrafe von sieben Monaten verurteilt. Der als Taxifahrer jobbende Andleeb K. erhält eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten, ebenfalls auf Bewährung.