Die Norderstedter Künstlerin Beatrix Sieh bringt im Eigenverlag einen 120seitigen, aufwendig gestalteten Bildband über die türkische Metropole heraus

Norderstedt. Die Minarette der Hagia Sophia, die Galata-Brücke über dem Bosporus, der Topkapi-Palast - diese touristischen Ansichten gibt es nicht im Bildband Istanbul von Beatrix Sieh. Dafür komponierte die Norderstedter Künstlerin auf 120 aufwendig gestalteten Seiten faszinierende Einblicke in alle Zeiten der türkischen Metropole, in Byzanz, Konstantinopel und - Istanbul.

"Am liebsten bin ich im Winter dort, dann ist die Stadt ruhiger, und ich kann mehr entdecken", sagt Sieh. Die Schnee-Aufnahmen in ihrem Bildband sind denn auch Istanbuler Raritäten. "Ich suche die Bilder hinter dem, was ich sehe", sagt Beatrix Sieh. Sie ist 1961 in Istanbul geboren und dort aufgewachsen. Nach ihrem Studium an der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fachbereich Malerei und Kommunikationsdesign, und Jahren als Art-Directorin in einer weltweit agierenden Werbeagentur zog es sie zurück in ihre Geburtsstadt. Sie fand einen Job in einer Istanbuler Agentur, direkt an der Istiklal Caddesi, am Boulevard des angesagten Stadtviertels.

In ihren Fotografien, oft Detail-Aufnahmen von orientalischen Ornamenten im Straßenpflaster, in Gittern, an Türen, Fenstern und Hausfassaden, von Gewürzbarrikaden in den Basaren, vom Licht auf dem Bosporus, will sie "die unausgesprochenen Geschichten" festhalten. "Das Flächige, das Ornament, die Schatten reizen mich", sagt Sieh. Wände würden für den Moment des Sonnenlichts zu Bildträgern von Schatten. "Ich gehe gern durch verlassene Räume aus vergangenen Zeiten, denn auch das Gestern ist eine Dimension des Schattens", sagt die Künstlerin.

Die ersten Seiten sind ihrem Großvater Josef Fischer gewidmet

Schattenbilder sind ohnehin ihr großes Thema. "Das Faszinierende an Schatten ist, dass sie sich von einem starkfarbigen Bild langsam in ein Schwarzweiß-Bild wandeln", sagt Sieh.

Die ersten Seiten aber widmete sie ihrem Großvater Josef Fischer und seinen Fotografien aus den 60er-Jahren. "Er besuchte uns gern in Istanbul und ging dann plötzlich mit seiner Kamera allein auf Tour", erinnert sich Beatrix Sieh. "Dabei war er gar nicht der Typ, der so einfach Leute fotografierte, das muss an dieser Stadt gelegen haben", verrät die Enkelin.

Fotos aus den 60er-Jahren geben dem Bildband dokumentarischen Charakter

Das Autogewühl auf der Galata-Brücke, Wasserverkäufer, Lastenträger in engen Gassen, Pferdefuhrwerke und andere Straßenszenen nahm Josef Fischer in den Fokus, faszinierende Einblicke in ein Istanbul vor mehr als 50 Jahren, das dem Buch eine dokumentarische Prägung gibt.

Ihre eigenen Fotografien ordnete sie als Reise von starken Farben über Schattierungen und Grauzonen bis zum Schwarzweiß. Und weil Istanbul so faszinierend ist, gibt es zum Buch-Schluss doch noch sie, die Hagia Sophia. Aber eben in einem ganz anderen Licht.

Von 20. bis 24. November leitet Beatrix Sieh eine Studienreise durch Istanbul. Infos zur Reise und zum Bildband unter Telefon 040/526 19 20 oder unter info@bbsieh.de per E-Mail und www.bbsieh.de