Auf dem Reitstall von Susanne Mohr in Struvenhütten können Behinderte und psychisch Kranke seit fünf Jahren als Pferdepfleger arbeiten.

Struvenhütten. Ställe misten, Pferde putzen, Heu verladen: Der Arbeitsalltag der Beschäftigten im Reitstall Hartloh in Struvenhütten ist bunt. Bereits seit fünf Jahren bietet die Stiftung Das Rauhe Haus gemeinsam mit der Eigentümerin des Reitstalls, Susanne Mohr, Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen oder psychischen Erkrankungen Arbeit als Pferdepfleger. Lara Krause, 24 Jahre, ist von Beginn an dabei.

Der Arbeitstag beginnt mit dem Gang vom Stall auf die Weide: "Jeden Morgen bringe ich Schnuffi zur Weide", erzählt Lara Krause. Schnuffi ist ein Wallach mit einem Stockmaß von etwa 1,40 Meter. Anschließend fallen die üblichen Arbeiten auf einem Reiterhof an: Ausmisten, Stallgassen fegen, Pferde putzen und füttern. Das Arbeitsprojekt "Die Pferdepfleger" ist eines von vielen im Rahmen der Individuellen Arbeitsbegleitung der Stiftung Das Rauhe Haus. Als Alternative zur Werkstatt für behinderte Menschen unterstützt die Individuelle Arbeitsbegleitung Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen darin, Beschäftigungen in einem regulären, öffentlichen Arbeitsumfeld wahrzunehmen. "Entsprechend der individuellen Interessen und Fähigkeiten verteilen wir die Aufgaben", erklärt Maike Menzer, Sozialpädagogin bei der Stiftung Das Rauhe Haus, die die Beschäftigten an vier Tagen in der Woche, von 8.30 Uhr bis 13.30 Uhr, betreut. Dabei orientiert sie sich am Rahmenplan der Ausbildung zum Pferdewerker.

So wie Lara Krause sind auch Femke Hacker und Vanessa Hahn überwiegend in Arbeiten rund um die Betreuung der Pferde eingebunden. "Ich wollte schon immer etwas mit Tieren machen", sagt Lara Krause. Lars Müller dagegen begleitet jeden Donnerstag Karl-August Mohr, 76 Jahre und Senior-Chef des Reitstalls, zur Biogasanlage des Hofes und unterstützt ihn bei Tätigkeiten wie beispielsweise Heu verladen. Menzer, die seit ihrem zehnten Lebensjahr Pferde besitzt, hatte schon früh den Wunsch, das Hobby mit ihrer Arbeit als Sozialpädagogin bei der Stiftung zu verbinden. "Den Anstoß gab die Mutter von Lara, die ein Projekt mit Tieren für ihre Tochter suchte." Nach einiger Zeit des Suchens nach geeigneten Höfen fiel die Entscheidung auf den Reitstall von Susanne Mohr.

"Kleine Erfolgserlebnisse erfordern manchmal ein bisschen Mut", weiß Maike Menzer aus Erfahrung." Ich gebe zu, manchmal bin ich auch unsicher, ob das so klappt, z. B. wenn ich jemanden bitte, ein Pferd von der Weide zu führen. Aber wer nicht wagt, der gewinnt auch nicht."

Dass die Arbeit mit Pferden mehr als nur Arbeit ist, erfährt sie jeden Tag. Die Beschäftigten haben ihre Aufgaben, sie tragen Verantwortung. "Die Arbeit stiftet Sinn, sie werden gebraucht - das schafft Zufriedenheit." Ein Erlebnis, das Maike Menzer besonders berührt hat: "Ich erinnere mich an eine Beschäftigte, die durch die Arbeit mit den Pferden neuen Lebensmut gefunden hat. Während sie früher viele Suizidversuche unternahm, hat sie hier nicht nur eine Perspektive für ihr Leben, sondern auch ein ganz anderes Bewusstsein für sich selbst entwickelt."

Das Beschäftigungsprojekt "Die Pferdepfleger" ist ein besonderes Projekt der Stiftung, denn im Vergleich zu anderen Angeboten ist der Stall Hartloh ein privatwirtschaftlicher Betrieb. "Beschäftigte arbeiten zusammen mit Angestellten, Pferdebesitzern und den Eigentümern. Sie sind hier Teil der bunten Hofgesellschaft", erklärt Menzer.

Gegen 13.30 Uhr, nachdem Schnuffi zurück in der Box ist, verabschiedet sich Lara Krause in den Feierabend. Morgen ist schließlich wieder ein Arbeitstag.