In finanziell schwierigen Zeiten hat Nadja Hahn die Leitung der Volkshochschule Kaltenkirchen übernommen. Sie will so viele Kollegen wie möglich im Betrieb halten.

Kaltenkirchen . Die Zeiten könnten für die neue Chefin angenehmer sein. Nadja Hahn hat die Leitung der Volkshochschule Kaltenkirchen übernommen und würde sich lieber um Bildung und Kultur kümmern als um die Probleme, die ins Haus stehen: Das Geld ist knapp, die VHS muss sparen. Hahn spricht von einer Konsolidierung, die nur mit ihren hoch motivierten Mitarbeitern zu schaffen sei. Doch sie werden weniger als zuvor zu tun bekommen: Rechnerisch muss die Volkshochschule zehn ihrer 28 Stellen streichen.

Dabei setzt Hahn in erster Linie auf Arbeitszeitreduzierungen statt auf Entlassungen. Inwieweit Kündigungen vermieden werden können, ist allerdings noch offen. Hahn will so viele Kollegen wie möglich im Betrieb halten. "Ich brauche die Kompetenz der Mitarbeiter", sagt die 45-Jährige aus Leezen.

Mit 260.000 Euro unterstützt die Stadt jährlich den Betrieb der Bildungseinrichtung, die seit Jahren finanziell am Abgrund entlang manövriert. Vor drei Jahren wechselte die Führung, erste Entlassungen hat die VHS bereits hinter sich, neue Strategien würden angekündigt, doch bislang steht die gemeinnützige GmbH finanziell nicht auf einer soliden Grundlage. Im vergangenen Jahr war wieder einmal von einer bevorstehenden Insolvenz die Rede.

Die VHS musste zwischen 2008 und 2012 insgesamt 19 Mitarbeiter entlassen

Seit Jahren leidet die Volkshochschule an ihrer Abhängigkeit von den Bildungs- und Qualifizierungsprojekten der Arbeitsagentur für Arbeitslose. Bis zu seinem Abschied im Jahr 2010 hatte Geschäftsführer Reiner Nordmann weitgehend auf diese Aufgaben gesetzt. Doch die Lage auf dem Arbeitsmarkt änderte sich: In der Wirtschaft entstanden neue Job, die Zahl der Arbeitslosen ging zurück.

Der Umsatz sank zwischen 2008 und 2012 von vier Millionen auf zwei Millionen Euro. Die VHS musste in diesem Zeitraum 19 Mitarbeiter entlassen - allein neun waren von der Schließung der Sozialwerkstatt betroffen. Sie hatten ein Projekt mit 90 Langzeitarbeitslosen betreut.

Nordmanns Nachfolgerin Elisabeth Jacobs versprach neuen Schwung, neue Konzepte und neue Ideen, als sie ihren Dienst antrat. Doch in der Öffentlichkeit gelang es ihr kaum, der VHS ein neues Image zu verpassen. Spektakuläre Angebote wie Jodelseminare auf Sylt kamen nie zustande, die Nachrichten über die prekäre finanzielle Lage standen immer wieder im Vordergrund. Im vergangenen Jahr kündigte Jacobs weitere Umstrukturierungen sowie den Verkauf eines VHS-Gebäudes an die Stadt an, um das Defizit zu drücken. Im Gegenzug muss die Volkshochschule seitdem Miete für das Gebäude zahlen. Doch zur großen Wende im Etat kam es nicht.

Erste Kürzungen sind jedoch schon jetzt beschlossene Sache

Jetzt muss Nadja Hahn, die seit 19 Jahren bei der VHS arbeitet, die nächsten schmerzhaften Entscheidungen vorbereiten. "Wir rechnen unter Hochdruck", sagt die neue Geschäftsführerin, die an einem Konsolidierungsprogramm arbeitet, das Ende September vorliegen soll und auch die Politik beschäftigen wird, die jährlich über die Zuschüsse entscheiden muss.

Erste Kürzungen sind jedoch schon jetzt beschlossene Sache. Dazu zählen nicht nur die Einsparungen beim Personal. Die VHS wird aus einem Trakt an ihrem Standort an der Straße Am Kretelmoor sowie aus dem Standort an der Holstenstraßen ausziehen, um die Mietausgaben zu senken.

An der Qualität will Nadja Hahn jedoch nicht sparen. Sie will wieder mehr klassische Bildungsangebote präsentieren und sich um die Benachteiligten in der Gesellschaft kümmern. Dazu zählt sie Behinderte und Migranten ebenso wie Menschen mit Lernstörungen.