Feuer, Qualm und Löschwasser machen den Erhalt der ehemaligen Hauptschule Falkenberg fraglich. Schulleiterin: “Wir haben den Umzug ja schon zweimal verschoben. Jetzt müssen wir das noch mal tun.“

Norderstedt. Brandgeruch, ein Gestank nach verkokeltem Holz und Plastik. Am Morgen nach dem Großfeuer im Gebäude der ehemaligen Hauptschule Falkenberg liegt er links und rechts der Straße Am Exerzierplatz in der Luft. Barbara Schirrmacher, die Schulleiterin der Gemeinschaftsschule Harksheide, steht vor der Brandruine. Im Oktober sollten ihre Schüler die frisch sanierte alte Hauptschule beziehen. Endlich neue, moderne Räume für den Unterricht der Gemeinschaftsschule. Nicht mehr in provisorischen Containern pauken, sondern in lichten Klassenzimmern. "Wir haben den Umzug ja schon zweimal verschoben. Jetzt müssen wir das noch mal tun", sagt Schirrmacher lakonisch.

12 Millionen Euro hat die Stadt investiert in den Um- und Ausbau der Hauptschule und den sich anschließenden Neubau. Im Oktober sollte alles eröffnet werden. Nun hat mutmaßlich die Unachtsamkeit von Bauarbeitern bei Dacharbeiten alle Zeitpläne zu Makulatur gemacht. Und zumindest das Gebäude der ehemaligen Hauptschule völlig zerstört. "Die Brandermittler und die Bauexperten müssen noch ermitteln und prüfen, was die Flammen, die Qualm und das Löschwasser an Schäden angerichtet haben", sagt der Sprecher der Stadt Norderstedt, Hauke Borchardt am Dienstag bei der wöchentlichen Pressekonferenz im Rathaus. "Aber ein Abriss der alten Hauptschule ist nicht unwahrscheinlich." Das Foyer der Schule ist völlig eingestürzt, das Dach über weite Teile auch. Der Schaden liegt in Millionenhöhe, sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Und er könnte sich weiter erhöhen, sollte der Abriss drohen und ein Neubau nötig werden. "Für uns ist wichtig, dass die Versicherungsfrage schnell geklärt wird", sagt Borchardt.

Barbara Schirrmacher sorgt sich in erster Linie um den Unterricht. "Wir haben derzeit drei Klassen in Containern untergebracht, außerdem mussten wir unsere Lernwerkstatt Computer zum Klassenraum umfunktionieren." Als Übergangslösung habe das funktioniert. "Doch wenn sich der Umzug jetzt erneut verspätet, brauchen wir schnell einen weiteren Container."

Hauke Borchardt hingegen setzt darauf, dass der Neubau, der direkt neben dem alten Hauptschulgebäude entstanden ist, planmäßig bis Oktober eröffnen kann und so die beengte Situation an der Gemeinschaftsschule entspannt. Tatsächlich laufen die Arbeiten in dem Neubau am Dienstag ganz normal weiter. In den hellen Fluren ist kaum Brandgeruch wahrzunehmen, Bauarbeiter sind mit dem Innenausbau beschäftigt, irgendwo dudelt ein Radio die aktuellen Sommerhits.

Auch in der großen neuen Aula mit dem Glasdach, die direkt an das alte Hauptschulgebäude angebaut wurde, ist von dem Brand am Vortag kaum mehr etwas zu erkennen. Alles wirkt unversehrt - wenn nicht im Eingang die verbrannten Trümmerteile des Foyers liegen würden. "Der Neubau hat hoffentlich nicht viel abgekriegt, da hatten wir echt Glück", sagt Barbara Schirrmacher. Doch selbst wenn der Neubau im Oktober eröffnen würde, hilft ihr das für den Unterricht nicht viel. "Wir werden auch in diesem Fall nicht mit den Klassen hierher umziehen. Wir können doch nicht ständig zwischen den Gebäudeteilen der Gemeinschaftsschule hin und her pendeln. Einen Umzug hierher machen wir erst, wenn alles komplett ist. So lange können wir es in den Containern noch aushalten", sagt Schirrmacher.

Der Neubau könnte aber als Lager dienen, für all die Dinge, die derzeit verpackt in Umzugskisten in der Schule stehen. "Wir müssen auch sehen, wo wie die ganzen Möbel unterstellen, die für den Neubau bestellt wurden und demnächst angeliefert werden", sagt Schirrmacher.

Was den Differenzierungsunterricht angeht, den die Gemeinschaftsschule mit ihren Haupt- und Realschülern sowie den Gymnasiasten leisten muss, so wird der bis auf Weiteres ausfallen. Die Elternvertreter haben Barbara Schirrmacher bereits in aufmunternden Beileidsanrufen ihre Unterstützung zugesichert. Schirrmacher: "Wir können ja alle nichts für die Situation. Wir müssen jetzt alle zusammenhalten und da durch."

Die Norderstedter Kripo geht davon aus, dass der Brand bei Dachdeckerarbeiten ausgebrochen ist. Die Flammen eines Brenners, mit dem Teerbahnen verschweißt werden sollten, waren außer Kontrolle geraten und hatten sich rasend schnell im Dach ausgebreitet. "Die Lage ist für uns klar", sagt Polizeisprecherin Sandra Mohr.

110 Feuerwehrleute waren stundenlang im Einsatz. Die Norderstedter Einsatzkräfte erhielten Unterstützung aus Henstedt-Ulzburg. Das Feuer habe sich sehr schnell durchs Dach gefressen, berichtet Norderstedts Feuerwehrchef Niels Ole Jaap.