Die Band, in der Behinderte mit ihren Betreuern spielen, treten am Sonnabend in Garstedt beim “Musikfest für alle“ auf. “Unser Ziel ist es, dass sich die Leute mischen und so Inklusion leben“, sagt Organisator Johannes Klaue.

Norderstedt. Am Sonnabend werden sie wieder nervös sein: Matti Krabbenhöft, 25, Sebastian Schlichting, 21, Johannes Klaue, 32, und die anderen vier Mitglieder der Band Gefühlsecht. Denn wenn es zum Auftritt auf die Bühne geht, sind sowohl die fünf Behinderten, als auch ihre beiden Betreuer an Schlagzeug und Bass aufgeregt. Und am Sonnabend, 17. August, steigt der nächste Auftritt der Band beim ersten "Musikfest für Alle" auf dem Gelände des Ambulanten Dienstes Norderstedt am Friedrichsgaber Weg 152-156. Dazu sind alle eingeladen. "Unser Ziel ist es, dass sich die Leute mischen und so Inklusion leben", sagt Organisator Johannes Klaue.

Das Fest, bei dem kein Eintritt verlangt wird, beginnt um 14.30 Uhr. Es gibt eine Tombola, ein Kinderprogramm mit Schminken, Torwandschießen und Hüpfburg. Dazu steht für die Gäste genügend Essen und Trinken bereit. Untermalt wird das Ganze von jeder Menge Musik. Neben der Rockband Gefühlsecht, die im Keller des Neubaus des Ambulanten Dienstes am Friedrichsgaber Weg probt, sind auch Die Rocker des Moorbek dabei. Sie sind ebenfalls eine Band von Behinderten, die im Rahmen der Ganztagsschule im Förderzentrum musizieren. Dazu kommt die Band Lichtraum, in der die Mitarbeiter des Ambulanten Dienstes spielen. Außerdem treten zwei Schulchöre auf. Den Abschluss bildet der Folkmusiker Axel Kruse aus Bremen, der bereits im vergangenen Jahr bei der Einweihung des Neubaus gespielt hat.

Gefühlsecht spielt normalerweise nur selbst komponierte Stücke

"Das hat ihm gut gefallen, sodass er wiederkommt", erzählt Johannes Klaue. Klaue ist Heilerzieher und in seiner Freizeit Musiker. Er leitet sowohl die Rocker des Moorbeks als auch die Band Gefühlsecht. "Uns gibt es seit 2005", berichtet Sänger und Gitarrist Schlichting. Klaue ergänzt: "Damals gab es ein paar Jugendliche, die Bock hatten, Musik zu machen."

Der Leiter des Ambulanten Dienstes, Heiko Künne, hatte das erkannt und mit den Kollegen umgesetzt. Klaue, damals noch in der Ausbildung, übernahm die Leitung. "Damals standen alle steif in einer Reihe", erinnert sich Klaue an die Anfänge.

Mittlerweile hat sich die Band ein Repertoire von eigenen Liedern erarbeitet, denn Gefühlsecht spielt normalerweise nur selbst komponierte Stücke - und zwei Lieder der Rocker des Moorbek. "Ich bin Fan von denen", sagt Schlichting. Die eigenen Lieder der Band heißen: "Autobahn", "Sommerzeit", "Vampire gibt's nicht mehr" oder "Nur Dich", ein Liebeslied, erklärt der 21-jährige Schlichting und ergänzt: "Wir haben auch ein Lied für den Chef gemacht." Schließlich unterstützt Künne die Musiker bis heute nach Kräften. Der Probenraum im Keller ist hervorragend ausgestattet, es gibt viel Technik und sogar eine Lichtanlage.

"Fast jedes Lied fängt bei André an", sagt Johannes Klaue. André Voigt ist der Keyboarder von Gefühlsecht. "Er spielt uns dann die neuen Töne vor, und die beiden Herren bringen ihre Textideen ein." So besteht dann der Song "Autobahn" aus einem Satz. "Matti kann sich einen Satz pro Lied merken", erklärt Klaue. Der Text wurde vor Kurzem geändert, so können sie das Lied wieder spielen, ohne dass es langweilig wird. Sänger Matti Krabbenhöft kann von "Autobahn" nicht genug bekommen. "Ich stehe dann immer im Publikum", sagt er. Damit er für das Tanzen freie Hände hat, singt er mit einem Headset.

Die fünf Musiker mit Behinderung und zwei Betreuer proben alle zwei Wochen

Mit E-Gitarren, Schlagzeug, Keyboard und Bass wird Stimmung gemacht, dass es unter die Haut geht, findet Sebastian Schlichting. Er stand mit seinen Mitmusikern schon auf vielen verschiedenen Bühnen der Umgebung. Insbesondere bei "Schulen musizieren" hat die Band oft mitgemacht, seit alle Beteiligten jedoch arbeiten, gehe das nicht mehr, so Klaue. Aber auch so gibt es in diesem Monat gleich drei Konzerte, das sei aber ungewöhnlich.

Die fünf Musiker mit Behinderung und zwei Betreuer proben alle zwei Wochen. Auf der Bühne spielen dabei nicht immer alle gleichzeitig. Schließlich seien drei Gitarren gleichzeitig dann doch etwas zu laut, so Klaue. Und so werden auch am Sonnabend immer mal wieder einige von der Band pausieren oder nur ein wenig Percussion machen, wenn Gefühlsecht auf der Bühne steht.