Die Zeit ist gekommen, wieder einmal. Morgens wie Mittags schweben kantige, knallbunte Ränzel durch die Gegend, scheinbar ohne Bodenhaftung.

Bis man dann doch zwei dünne Beinchen entdeckt und einen mehr oder minder langen Haarschopf, der meist nur knapp die Rückenlast überragt. Die Schulanfänger sind unterwegs. Diejenigen, die eben im Kindergarten noch die Größten waren, sind jetzt in der Schule die Kleinsten. Lauter unbeschriebene Blätter, die das Schreiben selbst erst noch lernen müssen. Keiner weiß, wie das ausgeht, von Penner bis Papst stehen alle Optionen offen. Aber der Anblick kleiner Abc-Schützen, die - je nach Naturell - skeptisch, ängstlich, vorfreudig, draufgängerisch den langen Marsch durch die Institutionen aufnehmen, lässt niemanden ungerührt.

Schließlich hatten wir alle mal unseren ersten Schultag, und für die meisten war das ein lebenslang Anekdoten bietendes Schlüsselerlebnis. Bliebe uns jeder Schultag so intensiv in Erinnerung wie der erste, würden wir vor Wissen platzen. Leider geraten die Schultage bald zu grauer Alltagsroutine, durch die man sich - je nach Begabung und Fleißquotient - schlecht bis recht durchwurschtelt. Der Ränzel schrumpft zum Umhängetäschchen, die Bücher bleiben auch mal ganz zu Hause (die Schülerin/der Schüler gelegentlich ebenfalls, entschuldigt oder unentschuldigt).

Dafür öffnet sich ein neuer Kosmos: Ein bester Freund, eine beste Freundin. Fragen Sie mal herum: Den ersten Kuss erlebten die meisten Leute mit jemandem aus der Schule. Wenn es so weit ist, kommt es nicht mehr auf Lehrer oder Eltern an. Wichtig ist, was die anderen sagen. Die anderen, das sind die Mitschüler. Unterrichtet wird in dieser Lebensphase trotzdem noch. Eichendorff bis Schiller, Zitronensäurezyklus, Binomische Formeln. Und manchmal entdeckt ein Schüler dabei für sich ein interessantes Hobby. Möglicherweise eine Leidenschaft. Im Glücksfall sogar seine Bestimmung.

Das alles fängt an, wenn die kantigen, knallbunten Ränzel durch die Gegend schweben. Das alles fällt einem bei deren Anblick sofort wieder ein - egal, wie lange die eigene Schulzeit zurückliegt. Da möchte man spontan Anschwung geben, für Rückenwind sorgen, den Weg frei räumen.

Und von Herzen wünschen: Alles Gute zum Schulanfang.