Von Kaltenkirchen nach Kosel: Die 49-jährige Theologin wagt an der Schlei einen Neuanfang.

Kaltenkirchen. Wenn Pastorin Susanna Kschamer geht, dann geht sie nicht allein. Ihre zwölfjährige Tochter kommt mit nach Kosel - und der Rabe. Als Kschamer in der Kaltenkirchener Kindertagesstätte am Fröbelweg verabschiedet wurde, bekam auch der Rabe seinen Platz. Er sei fast wichtiger gewesen als sie, meint die Pastorin. Wenn sie bei den Kindern vorbeischaute, war er immer dabei und ein guter Mittler zwischen ihr und den Jungen und Mädchen. Der freche Rabe stimmt ihr sofort zu. Susanna Kschamer beherrscht das Spiel mit der Handpuppe und hat sich eine eigene Stimmlage für den namenlosen Raben zurechtgelegt.

Schon wenn sie mit Rabenstimme spricht, wird deutlich: Die Arbeit mit Kindern liegt der fünffachen Mutter besonders. Wenn die 49-Jährige erzählt, was sie in Kaltenkirchen mit Wehmut zurücklässt, dann fallen ihr vor allem die Projekte mit Kindern ein. Da wäre der Konfirmandenunterricht nach dem neuen Modell, bei dem die Kinder an einem Sonnabendvormittag im Monat zusammen waren und danach die Familien zum Mitbring-Mittagessen kamen. Da wäre das Konfi-Camp, das sie auch noch einmal begleiten will. Und da wäre der Krabbelgottesdienst am Freitagnachmittag um 16.30 Uhr. "Das haben wir extra so gelegt, damit auch Berufstätige dort hingehen können", sagt sie. Auch die Zusammenarbeit mit der Schule am Lakweg war gut, der ökumenische Gesprächskreis und der Seniorenkreis, den sie im vergangen Jahr übernommen hat, habe viel Spaß gemacht.

Auch an die schwierigen Momente wie den jährlichen Volkstrauertag erinnert sie sich gerne. Dabei habe es Kaltenkirchen nicht leicht mit seiner Vergangenheit, mit dem NS-Pastor Ernst Szymanowski (später Biberstein) und dem späteren KZ Kaltenkirchen. "Da muss man mit leben, aber momentan sieht es so aus, dass man auf dem richtigen Weg ist", sagt sie. So beteiligen sich Stadt und Jugendliche am Volkstrauertag beim Gottesdienst.

Mittlerweile werden an den verschiedenen Gedenkorten nicht einfach Kränze niedergelegt, sondern im Gottesdienst wird bereits deutlich, wem mit dem jeweiligen Kranz gedacht werden soll. "Es ist eine sehr problematische Geschichte, in der wir uns bewegen, und wir dürfen sie auch nicht auf die Zeit von 1933 bis 1945 reduzieren. Das bewirkt auch Abwehrhaltung bei den Jugendlichen", sagt Kschamer.

Warum geht sie nach sechs Jahren in Kaltenkirchen überhaupt weg? "Ich habe in Kosel mehr Verantwortung", antwortet Kschamer. Sie wolle mehr gestalten und leiten. Das falle in einer Gemeinde mit vier Pastoren naturgemäß schwerer, als bei einer Einzelpfarrstelle, die sie an der Schlei erwartet. Eine Erfahrung wird sie auch dort machen: "Es ist erstaunlich, wie oft man als Pastorin in der Küche steht."

Aber genau diese Situationen seien es auch, die ihr bei der Arbeit besonders viel Freude machen. "Allein die Gespräche zwischen Tür und Angel - es ist sehr viel, was ich gerne mitnehmen würde", sagt sie. Gleichwohl sei die Entscheidung richtig, und wer sie aus Kaltenkirchen erreichen will, werde das auch in Zukunft schaffen, wenn sie in Kosel ist.

Zunächst aber wird Pastorin Kschamer verabschiedet. Am Sonntag, 18. August, 15 Uhr, feiert die gesamte Kirchengemeinde gemeinsam einen Gottesdienst in der Michaeliskirche. Dort wird sie von Altholsteins Propst Kurt Riecke verabschiedet. Eine Woche später, am 25. August, wird sie dann um 10 Uhr in der St.-Laurentius-Kirche Kosel begrüßt.