Unbekannte haben einen ungiftigen Farbstoff in einem Gewässer bei Norderstedt entsorgt. Bei der Aufklärung leistet die Stadt Norderstedt der Wasserschutzbehörde jetzt Amtshilfe.

Norderstedt. Im Urlaub schwärmen Touristen vom azurblauen Meer - wenn sich allerdings die Rugenwedelsau zwischen der Landebahn des Flughafens Hamburg und der Niendorfer Straße plötzlich in knalligem Hellblau präsentiert, ist höchste Alarmstufe angesagt für Feuerwehr und Wasserschutzbehörde. So geschehen am Sonntagabend gegen 21.30 Uhr in Norderstedt. Ein Bürger hatte die Einsatzkräfte alarmiert. Und die mussten zunächst davon ausgehen, dass es sich um einen drastischen Fall von Umweltverschmutzung handelt und dass Gefahr für Mensch und Tier besteht.

"Das Auslaufen von mehreren Hundert Litern einer blauen, unbekannten Flüssigkeit wurde uns gemeldet", sagt Gemeindewehrführer Niels Ole Jaap. Die Feuerwehr stieß im Bereich Nordportbogen an der Landebahn des Flughafens auf das blau gefärbte Wasser des Baches. "Die umfassende Erkundung ergab, dass sich die Blaufärbung von der Niendorfer Straße und dem Gutenbergring bis hinter die Ohechaussee erstreckte, also etwa über 1,2 Kilometer", sagt Jaap. Aufgrund der Weitläufigkeit der Einsatzstelle waren die Wehren Garstedt, Glashütte und Friedrichsgabe mit 90 Mann vor Ort. Um die Gefährlichkeit des unbekannten blauen Stoffes zu ermitteln, machte die Feuerwehr eine erste Wasseranalyse. "Diese ergab keinen Hinweis auf eine akute Gefährdung für Menschen und Tiere", sagt Jaap. In Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde des Kreises Segeberg und dem Einsatzführungsdienst des Flughafens Hamburg wurde zur Sicherheit die Analytische Task Force der Berufsfeuerwehr Hamburg angefordert. Und die gab schließlich Entwarnung. Kein bedenkliches Gift im Wasser. Nach dreieinhalb Stunden konnten die Feuerwehrleute den Einsatz abbrechen und das blaue Wasser fließen lassen.

Die Ermittlungen nach der Quelle des blauen Stoffes werden nun von der Unteren Wasserbehörde geführt. Sie muss herausfinden, wie Kupferphthalocyanin in die Rugenwedelsau gelangen konnte. Die chemische Komplex-Verbindung ist das heute wichtigste Pigment zur Färbung von Lacken, Kunststoffen oder Druckfarben. Die blaue Altpapiertonne etwa ist mit dem Pigment eingefärbt. "Es ist ungefährlich für Menschen und die meisten Tiere, es besteht keine Gewässer-Gefahrenklasse für Kupferphthalocyanin", sagt Armin von Anshelm von der Gefahrenabwehr für Gewässer in der Kreisbehörde in Bad Segeberg. In der Rugenwedelsau hätten lediglich kleine Insekten unter Steinen die Kontaminierung des Wassers nicht überstanden. Größere Tiere seien nicht betroffen. Weitere Maßnahmen seien deswegen unnötig. "Wir machen gar nichts mehr. Das Abpumpen oder Spülen des Gewässers wäre unverhältnismäßig", sagt von Anshelm. Im Verlauf des Montags war der blaue Pigmentteppich in der Rugenwedelsau entlang des Ohewäldchens und des Golfclubs Wendlohe bis zur A 7 geflossen. Auf Höhe Bönningstedt stößt die Rugenwedelsau auf die Mühlenau. Durch die Verdünnung werde sich hier die blaue Farbe zunehmend auflösen, sagt von Anshelm.

„Das kann jeder gewesen sein“

Wer für die Verschmutzung verantwortlich ist, dafür hat die Behörde noch keine Anhaltspunkte. "Das kann jeder gewesen sein", mutmaßt von Anshelm. Speditionen oder andere Betriebe im Bereich des Gewerbegebietes Nettelkrögen kommen ebenso in Frage, wie Privatpersonen, die den Stoff über das Abwasser entsorgt haben könnten. Die ursprünglich angenommene Menge von mehreren Hundert Litern scheint eher unwahrscheinlich zu sein. Das blaue Pigment, das hauptsächlich in Form eines blauen Pulvers verwendet wird, ist hoch ergiebig. "Ich schätze, dass eine Menge zwischen 500 Gramm und einem Kilo ausreicht, um den Effekt in der Rugenwedelsau zu erzielen", sagt Armin von Anshelm. Er nimmt an, dass die Flüssigkeit über Regenwassersiele in die Rugenwedelsau gekommen sein muss.

Die Stadt Norderstedt leistet der Wasserschutzbehörde nun Amtshilfe. Am Montag machten sich Mitarbeiter des Betriebsamtes auf die Suche nach dem Verursacher. Mit Kanal-Kameras, mit denen normalerweise Schäden in den Sielen entdeckt werden, machten sie sich auf die blaue Spur im Norderstedter Untergrund. Die Wahrscheinlichkeit, dass blaue Farbreste am Abflussrohren den Täter entlarven ist immerhin gegeben, wenngleich sie nicht sehr hoch ist. Wird der Täter ermittelt, darf er die Kosten für den Feuerwehreinsatz begleichen, außerdem erwartet ihn ein Bußgeld von mehreren Hundert Euro, sagt Armin von Anshelm.