Davon träumt man schon als Kind: Zusammen mit einem Haufen verwegener Gefährten an Bord eines robusten Schiffes gehen, ausgerüstet mit leckerem Dosenfutter für die nächsten Jahre.

Kurs nehmen auf einsame Regionen am Ende der Welt, einfach nur, um da gewesen zu sein. Und führt der Weg auch in Tod und Verderben, bleibt immer noch 'ne Buddel voll Rum und das sichere Bewusstsein, gelebt zu haben.

Der Bramstedter Arved Fuchs reiht bereits sein Leben lang eine Tour an die nächste: Im Faltboot um Kap Horn, durch Grönland mit dem Hundeschlitten, zum Südpol mit Reinhold Messner (wobei nicht klar ist, wer bei dieser Tour die größere Herausforderung war: der Pol oder Messner) - um nur einige Spektakel zu nennen. Jetzt musste Fuchs seine aktuelle Expedition abbrechen, im hintersten Winkel eines Kohlehafens, der so hässlich ist, dass man ihn sich selbst mit der Buddel Rum nicht schön saufen kann. Eigentlich wollte die Expeditionsgesellschaft auf dem Kutter "Dagmar Aan" vom russischen Murmansk zur russischen Inselgruppe Franz-Josef-Land segeln, aber die zuständigen Behörden verweigerten, wahlweise, die Ein- oder Ausreise oder erklärten sich erklärungslos für nicht zuständig. Um sich mit so etwas herumzuärgern, hätte ein wackerer Abenteurer vom Schlage Fuchs' auch zu Hause bleiben und einen Bauantrag auf Errichtung eines Carports stellen können - der Erlebniswert wäre ähnlich gewesen. Dabei hatte er sich so schön ausgedacht, warum er seine Crew ausgerechnet zu diesem gottverlassenen Archipel führen wollte: Erforschung des Klimawandels, Suche nach Spuren historischer Expeditionen. Vielleicht lag darin das Problem. Dem Marlboro-Mann reichte als Motiv noch: "Freiheit & Abenteuer", fertig. Möglicherweise würde das keine Behörde auf den Plan rufen. Obwohl, in Murmansk... Wahrscheinlich sind Kerle wie Arved Fuchs einfach zu spät geboren. Jemand wie er hätte eigentlich mit Kolumbus an Bord der Santa Maria segeln müssen. Man stelle sich vor, 1492 wäre es vor Kolumbus' Abfahrt so zugegangen wie derzeit in Murmansk. Beamter: "Fahrtziel? Zweck der Reise? Aufenthaltsdauer? Unter welcher Anschrift sind Sie dort zu erreichen?" Kolumbus (im Boris-Becker-Style): "Ääähh..."

Es wäre vielleicht nicht schlecht gewesen. Der US-Präsident wäre heute ein Apatche, und die NSA müsste nicht schnüffeln, weil Indianer sowieso alle Spuren lesen können.