German Hornsounds und Björn Bugri begeisterten beim Schleswig-Holstein Musik Festival

Pronstorf. Ganz der Wagner! Fein herausgeputzt in hellen Nadelstreifen, sommerlichem Strohhut und Spazierstock mit Silberknauf kam Björn Bugri auf die Bühne im Kuhstall auf Gut Pronstorf. Im Schlepptau hatte der Schauspieler vier schwarz gewandete Herren mit großen Hörnern im Arm. Das Horn-Quartett German Hornsound machte die Musik zum Opern-Fragment "Siegfried und Violetta oder Liebe, Last, Lust und Lunge" beim dritten Konzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals auf Gut Pronstorf.

Bugri, der demnächst in einer Hauptrolle der neuen ZDF-Serie "Die Ostsee-Cops" zu sehen ist und dafür in Ost-Holstein dreht, plauderte über die fiktiven Begegnungen von Richard Wagner und Giuseppe Verdi im Caffè Florian am Markusplatz in Venedig. Kellner war er dort, jetzt ist er pensioniert, selbst passionierter Caffè-Gänger und darf über die hohen Herrschaften reden. Und lästern.

Bugri ist eher der Wagner, der Dandy, weniger der große strenge, schwarz gekleidete Italiener Verdi. Und so kommt Wagner denn auch im Opern-Fragment von Hans Rosendorfer und Karl Dietrich Gräwe etwas besser weg, ist er doch auch der Dampfplauderer und nicht der Schweiger wie Verdi. Die Sprache des 45-jährigen Bugri, der erst Posaunist studierte, kam überwiegend klar in die große, mit 600 Zuhörern voll besetzte Halle. Er gab seiner leicht angerauten Stimme manchmal einen ironischen Klang, besonders, wenn er sich über Wagner, seine Frauen und seine Genusssucht ausließ.

So ganz aber konnte Bugri die Spannung nicht halten, gleichwohl die Erzählung über die fiktiven Begegnungen der zwei Musik-Giganten dafür reichlich und vor allem prickelnden Stoff bietet, waren sie doch auch starke Konkurrenten und von sehr gegensätzlichen Charakteren. Doch gerade von diesen Gegensätzen hätte die Interpretation des Opern-Fragments gelebt. So blieb es ein nettes, manchmal zickiges Geplauder zweier im selben Jahr geborenen Kollegen, bei dem der eine, Verdi, meinte, ein Melodie dürfe der andere, Wagner, ihm klauen, aber nicht den heißgeliebten Edelschinken aus Parma.

Auch den Hörnern lagen die Klangfarben Wagners vom Brautchor in Lohengrin übers Siegfried-Idyll bis zum Parsifal naturgemäß näher als das Italienisch-Dramatische der grandiosen Verdi-Opern. Doch German Hornsound mit Ralph Ficker, Christoph Eß, Stephan Schottstädt und Sebastian Schorr gelang es trefflich, die unterschiedlichen Klangfarben heraus zu filtern und, besonders bei Wagner, ihnen mit Ironie das Heroische zu nehmen. 1883 starb Wagner in Venedig, und Verdi schrieb: "Traurig, traurig, traurig."