Mit ihrer Kritik an den Plänen der Landesregierung, eine Pflegekammer einzurichten, hat sich die Norderstedter CDU-Landtagsabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann in der Pflege-Branche keine Freunde gemacht.

Norderstedt. Rathje-Hoffmann hatte die Kammer als ein teures Placebo bezeichnet, das die Situation der Pflegeberufe nur auf dem Papier verbessere (wir berichteten).

Ute Algier, die Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Heimmitwirkung Schleswig-Holstein, die auch bürgerliches Mitglied der CDU-Fraktion in Norderstedt ist, wird deutlich: "Frau Rathje-Hoffmann sollte sich mit den einschlägigen Gutachten befassen und nicht einfach aufgreifen, was verschiedene Verbände pressewirksam vermarkten." Die Pflegekammer werde die Berufsordnung und die Weiterbildung regeln, sie sichere die Qualität der pflegerischen Versorgung, unterstütze die Berufsausübung und bringe sich bei der Gesetzgebung sachkundig ein, sagt Algier. Bislang hätten verschiedene Organisationen und Verbände diese Inhalte vertreten, etwa die Gewerkschaft Ver.di oder der Berufsverband Privater Anbieter (bpa). Es sei klar, dass diese Verbände nun Sturm laufen, urteilt Algier. Gleichwohl sei es wichtig, dass die Kammer endlich eingerichtet werde.

Auch Hans Jeenicke, Sprecher des Arbeitskreises Soziales vom Seniorenbeirat Norderstedt, will eine Pflegekammer, die den Pflegeberufen ein neues Image und eine Stimme gebe. Rathje-Hoffmann ruft er dazu auf, diesen notwendigen Prozess zu unterstützen. Jeenicke: "Es gibt im Umfeld der Pflegeberufe viele Lobbyisten und Verbände, die aber nicht ausreichend die Interessen der Beschäftigten vertreten. Die Pflegekammer sollte nicht zu einem Wahlkampfthema gemacht werden."

Maren Berger, eine Norderstedter Gesundheitswissenschaftlerin und Krankenschwester wirft Rathje-Hoffmann eine Falschdarstellung vor. "Sie entziehen sich von vorneherein der Sorgfalt, Argumente für die Pflegepolitik korrekt darzustellen. Es geht nun nicht mehr darum, ob die Pflegekammer eingerichtet werden soll, sondern darum, wie eine Pflegekammer für die Rechte der Pflegenden und der zu Pflegenden entworfen wird. So wie bisher, dass Politiker ,Verbesserungen' ohne Sachkenntnis vorbringen, darf es nicht weitergehen."