Eine Glosse von Jennifer Deiwick

Eigentlich war ich immer der Meinung, dass ich mit meinen 19 Jahren am Puls der Zeit bin. Dass ich weiß, was angesagt ist - sei es der Style oder die Jugendsprache. In meiner naiven Annahme, bestimmt nichts Weltbewegendes auf der anderen Seite der Erde verpasst zu haben, kam ich nach einem Auslandsjahr in Australien in meiner geliebten Heimat an. Schon am Flughafen bemerkte ich die bunten engen Hosen, die großen Hornbrillen und die locker über die Schulter hängenden Jutebeutel an den Körpern der jungen Leute.

Na gut, dachte ich mir, die Mode ändert sich halt. Dass dieser Stil allerdings das Aushängeschild der "neuen" Generation ist, wurde mir erst am nächsten Tag bewusst, als ich in einem Linienbus saß und gespannt dem Gespräch zweier Jugendlicher lauschte. "Ey Bro, ich habe dich auf'm Bild bei Facebook getaggt: Hashtag Chabos wissen, wer der Babo ist", sagte der Eine. Ich verstand nichts. Auch die Antwort seines Gegenübers - "Yolo, digger, yolo" - warf in meinem Kopf nur Fragen auf.

Bin ich offiziell ausgeschlossen vom Kreis der "Hipster"? Natürlich wusste ich, dass dieser Tag kommen würde - aber so schnell!? Jedoch: Ich will meine Handtasche nicht gegen einen organischen Stoffbeutel eintauschen. Der aktuelle Jugendslang klingt für mich chinesisch. Bis vor kurzem hat niemand meine Freunde und mich verstanden, wenn wir über unseren "Swag" (beneidenswert lässige Ausstrahlung) redeten. Und jetzt stehe ich selbst auf dem Schlauch. Widerwillig muss ich einsehen, dass sich die Zeiten ändern. Deshalb habe ich den Entschluss gefasst, mich nun dem Erwachsenwerden widmen und die jüngeren Leute, wie sich das eben gehört, ihr Ding machen zu lassen.