Der junge Rüde fraß unbemerkt einen Giftköder. Auch der Hund eines Nachbarn musste eingeschläfert werden. Hundehalter hat bei der Polizei eine Anzeige gestellt - gegen Unbekannt.

Norderstedt. Wer einen Hund besitzt, weiß um die Gefahr, die dem Tier drohen könnte. Unscheinbare Fleischstücke am Wegesrand, präpariert mit Gift oder sogar Rasierklingen, die Geschichten kennt fast jeder - zumindest vom Hörensagen. Im Internet sind besorgte Halter bestens organisiert, es gibt spezielle Karten, wo aktuelle Vorfälle markiert sind. Sogar über eigens entwickelte Handy-Apps wird mittlerweile verbreitet, wenn in Deutschland ein Hund vergiftet worden ist. Und in jeder Nachbarschaft spricht es sich rasch herum, wenn es wieder passiert ist.

All dies hat Robert Günther und seinem Stuart nicht geholfen. Jeden Abend um 21 Uhr ließ der 67 Jahre alte Norderstedter seinen West Highland White Terrier noch einmal auf der Wiese hinter dem heimischen Reihenhaus in Friedrichsgabe sein Geschäft machen. Es ist ein weitläufiges Gebiet mit anliegender Pferdekoppel und einem Waldgebiet in der Nähe. Irgendwo dort muss Stuart am vergangenen Donnerstag etwas gefunden haben, das sein Interesse geweckt hat. "Junge Hunde sind neugierig. Stuart wollte alles haben, was hier so herumliegt", sagt Günther.

Der sieben Monate junge Rüde fraß unbemerkt von seinem Halter einen Giftköder. "Ich habe ab 22 Uhr dann zu Hause gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Er hat getobt, mich gebissen und kam nicht mehr die Treppe hinauf", so Günther, der sofort einen tierärztlichen Notdienst anrief.

Doch Stuart hatte keine Chance und verlor den Kampf. Robert Günther: "Die Ärztin hat sofort gesagt, dass mein Hund vergiftet worden ist. Er musste um kurz vor Mitternacht eingeschläfert werden, weil er sonst ohne Ende gelitten hätte. Ich war völlig fertig."

Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Auch seine Nachbarn verloren an diesem Donnerstagabend ihren Hund, einen Mops, durch eine Vergiftung. Nach einem Zufall sieht das nicht mehr aus. Günther ist sich sicher: "Das war ein Hundehasser. Eine Nachbarin hat mir gesagt, dass hier schon öfters Gift ausgestreut worden ist."

Die Polizei registriert keine Zunahme von Hundevergiftungen

Robert Günther hat bei der Polizei eine Anzeige gestellt - gegen Unbekannt. Seine Hoffnung ist gering, dass die Ermittlungen erfolgreich sein werden. Aus Sicht von Robert Günther und wohl aller Hundebesitzer ist die Vergiftung von Stuart ein Mord. Doch rein rechtlich handelt es sich um eine Sachbeschädigung sowie einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Als Sanktion drohen meist nur Geldbußen, in schweren Fällen auch Haftstrafen.

Nicht nur in Friedrichsgabe, sondern auch in den anderen Ortsteilen von Norderstedt hat die Polizei ähnliche Fälle bereits mehrfach aufgenommen. Das Muster ist stets ähnlich, von Heimtücke gegenüber den Hunden gekennzeichnet, meist verlaufen die Ermittlungen im Nichts.

Generell gibt es in Norderstedt aber derzeit keine Auffälligkeiten oder Schwerpunkte, also auch keine Häufung von Anzeigen. Dass Giftköder ausgelegt werden, tritt punktuell auf. Seitens der Polizei heißt es, dass im Falle einer Anzeige vor Ort Streife gegangen wird, die Hundehalter sensibilisiert und die Nachbarn befragt werden.

Schließlich könne nie ausgeschlossen werden, dass ein Hund infolge einer privaten Auseinandersetzungen getötet worden ist. Darüber hinaus bleibt lediglich der Ratschlag, den Hund möglichst immer angeleint und sich selbst beim Gassi gehen nicht ablenken zu lassen.

Es würde die Trauer von Robert Günther indes sowieso kaum lindern, sollte die Polizei wider Erwarten einen Täter fassen. "Stuart war mein erster Hund. Er hat alles gehabt bei mir, er war so lebenslustig. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass mir das kleine Energiebündel so sehr fehlt."