Im Norderstedter Stadtpark herrscht Grillverbot, im Segeberger Forst akute Waldbrandgefahr und sogar Sonnenblumen erleiden Sonnenbrand. Ja, der Juli-Sommer ist schön.

Aber muss es denn immer gleich so extrem sein? Anscheinend ja: Nach dem dunkelsten Winter seit Erfindung der Glühbirne kam der März mit Schneemassen, die bis Mitte April in der Gegend herumlagen. Zu Ostern war es kälter als Weihnachten, dann wurde es nass, bis die Deiche brachen. Dafür bratzt im Juli die Sonne derart vom Himmel, dass man die Übersiedlung in ein luftiges Beduinenzelt erwägen möchte. Aufgestellt im Norderstedter Stadtpark, beispielsweise. In dem man leider erst wieder gefahrlos grillen darf, wenn das letzte Grasbüschel zu Staub zerfallen und der Park in "Norderstedter Sahara" umbenannt worden ist.

Und das ist noch nicht alles. Bei den Karl-May-Festspielen verweigern die Pferde auf Anraten ihrer Gewerkschaft den Auftritt, weil man ihrer Forderung nach Erhöhung der Saufzulage nicht nachkommt. "Winnetou" wird aus dem Programm genommen, ab sofort gibt man "Durch die Wüste" und setzt Kamele ein. Im Bramstedter Freibad wird die kleine Sophie-Chantalle zu Unrecht verdächtigt, im Nichtschwimmerbereich Blähungen abzulassen - bis ein geistesgegenwärtiger Bademeister schließlich registriert, dass das Wasser zu kochen beginnt und das Becken evakuieren lässt, bevor Deutschlands erster Chlorwassergeysir ausbricht.

Allerorts verdorrt die Ernte am Stängel, aber das hat auch seine guten Seiten: So findet die seit Sommer 2012 vermisste Urlauberfamilie W. endlich ihren Weg aus einem Maislabyrinth westlich von Großenaspe.

So wird es kommen. Wahrscheinlich jedoch anders. Auf jeden Fall: Extrem. Normal ist längst abgeschafft. Ich prognostiziere: den blitzreichsten August seit Beginn der Wetteraufzeichnungen (Dauerleuchten rund um die Uhr!), den stürmischsten September seit Gerd Müller (rechtzeitig in Dachdecker-Aktien investieren!), den windstillsten Oktober aller Zeiten (rechtzeitig Windparkaktien abstoßen!). Insgesamt wird der Herbst zu trocken, und im Winter fallen die Deiche deswegen zur Abwechslung mal zur anderen Seite um, weil gar kein Wasser mehr dagegen drückt. Auf jeden Fall wird es extrem - und das ist gut so. Sonst hätte man ein wesentliches Gesprächsthema weniger.

Und könnte keine Kolumne darüber schreiben.