Zum Geburtstag gibt es eine Chronik und viele engagierte Alvesloher, die sich bis heute für ihr Freibad einsetzen. Immer wieder stand das Bad vor dem Aus.

Alveslohe. Mehrfach stand das Bad vor dem Aus. "Aber immer wieder hat es Menschen gegeben, die unser Freibad unbedingt erhalten wollten, sich dafür eingesetzt und vor allem zugepackt haben", sagte Peter Kroll, Bürgermeister von Alveslohe, als er mit Dirk Popken vom Förderverein des örtlichen Freibades die Chronik vorstellte. Sie spiegelt 75 Jahre Badgeschichte wider, Höhepunkte wie die Schwimmmeisterschaften nach dem Zweiten Weltkrieg und Tiefpunkte - mehrfach sollte das Bad geschlossen werden.

Anfang der 30er-Jahre kursierte in Alveslohe die Idee, ein Freibad zu bauen. Doch die Gemeinde sperrte sich, und auch einige Alvesloher fragten sich: "Wat schall dat? Unser ganzes Leben hebbt wi nich badt. Dat deit nu ook nich nödig." Doch der damalige Bürgermeister Hans Friedrich und vor allem Hans Zastrow, der im Ort einen Tabakladen betrieb, trieben das Projekt voran.

Ein Flächentausch schaffte schließlich die Voraussetzung für den Bau des Bades an der Pinnau. Alle bauten mit, Handwerker, Bauern, Kinder und Jugendliche halfen, den Boden auszuheben. Eine Lore transportierte die Erde auf Schienen an den Rand des Beckens, Pferde und Wagen brachten den Aushub gleich zu einem Gelände in unmittelbarer Nähe, wo ein Scheiben-Schießstand mit zwei Schutzwällen entstand.

Die 72 Meter langen Längsseiten erhielten schräge Wände aus Naturstein, die etwa 60 Grad geneigt waren, die 22 Meter lange Stirnwand wurde senkrecht gemauert. Die Gemeinde gab rund 11.000 Reichsmark aus, etwa 50.000 Euro - aus heutiger Sicht eine lächerliche Summe. Die Pinnau speiste das Bad, das im Nichtschwimmerbereich 20 Zentimeter tief war und auf 2,50 Meter abfiel, unter dem Sprungturm mit Ein- und Drei-Meter-Brett auf vier Meter. Der Alvesloher Regionalhistoriker Gerhard Hoch, der beim Bau des Freibades mithalf, berichtete von der Vorfreude der Kinder und Jugendlichen: Bis dahin konnten sie nur in der Pinnau baden, die sie dafür aufstauten.

Auch während des Zweiten Weltkriegs nutzten die Alvesloher eifrig ihr neues Bad. Regelmäßige Gäste waren außerdem die Soldaten der Sanitätsausbildungs-Abteilung XI, die in Moorkaten stationiert waren. Wieder war es Hans Zastrow, der dem Freibad nach dem Zweiten Weltkrieg zu großer Popularität verhalf. Der schwimmbegeisterte Tabakhändler nutzte seine guten Kontakte in die Hamburger Schwimmszene und holte bekannte Vereine und Schwimmer zu Wettkämpfen nach Alveslohe. Viele Bürger feuerten die Sportler an, Zastrow selbst siegte 1948. Er absolvierte "50 Meter Brust in 46,5 Sekunden, 50 Meter Rücken in 48 und 50 Meter Kraul in 45 Sekunden". Auch in den Folgejahren glänzten die heimischen Schwimmer mit Erfolgen.

Kein Wunder bei der herausragenden Nachwuchsarbeit: So beteiligten sich laut Chronik 1950 mehr als 1500 Kinder aus Alveslohe, Bilsen und Kisdorf am schulischen Schwimmunterricht. 5776 Kinder und 859 Erwachsene zahlten in dem Jahr Eintritt - eine Besucherzahl, die in den vergangenen beiden Jahren bei weitem nicht erreicht wurde. Das Rekordjahr 2010 bescherte der Gemeinde 9103 Badegäste. Doch nach der Blütezeit folgte in den 60er-Jahren die Ernüchterung. Es fanden sich kaum noch Freiwillige für die Pflege der Badeanstalt, Stimmen mehrten sich, die forderten das Becken zuzuschütten oder Karpfen hineinzusetzen.

Diesmal war es der Schwiegersohn von Zastrow, Erich Feigl, der offensiv für den Erhalt des Bades warb und schließlich auch die Gemeindevertreter überzeugte. Die Seitenwände wurden begradigt, die Stirnwand befestigt. Doch schon tauchte das nächste Problem auf: Die Wasserqualität der Pinnau sank bis fast zur Gesundheitsgefährdung. Die Gemeinde reagierte, das Bad wurde saniert. "Doch vor zehn Jahren standen wir schon wieder vor der Frage, ob wir weitermachen oder das Bad schließen sollen", sagte Bürgermeister Peter Kroll. Wieder geben sich die Alvesloher kämpferisch, es bildet sich eine Arbeitsgruppe, die nach vier Sitzungen ein umfassendes, dreistufiges Konzept zur Sanierung und Modernisierung vorlegt und die Kosten auf mindestens 500.000 Euro schätzt. Bis 2008 werden Erd- und Pflasterarbeiten erledigt, Rohre verlegt, ein Technikgebäude gebaut und Filteranlagen installiert. Die Investitionen belaufen sich auf 425.000 Euro, 80.000 Euro kamen von der EU. 2003 gründete sich der Förderverein, ein Aktivposten, der viele Feste und Spiele organisierte und weitere Umbauten finanziell und mit vielen Händen unterstützt hat.

"Ich danke dem Verein, den Politikern, dem Bürgermeister und allen anderen, die sich immer wieder für unser Bad engagieren", sagte Dirk Popken Vorsitzender des Fördervereins. Das Ziel sei erreicht. "Vielleicht noch eine Sauna und einen Whirlpool", ergänzte der Bürgermeister, das sei aber nicht ernst gemeint. Gerade er wolle den idyllischen Flecken, der für ihn zu den schönsten in Deutschland zähle, so erhalten, wie er ist: Als Familienbad und Geheimtipp.

Das Freibad am Börgerskamp in der Gemeinde Alveslohe ist täglich von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen 80 Cent Eintritt, Erwachsene zwei Euro. Weitere Auskünfte unter Telefon 04193/96 88 22.