Die rund 150 Spielanlagen in der Stadt werden regelmäßig kontrolliert. Die Sicherheit für den Nachwuchs lässt sich die Stadt etwas kosten und gibt dafür 450.000 Euro pro Jahr aus.

Norderstedt. Drei Mann, geübte Handgriffe, und das Dach sitzt. Das Spielhaus ist wieder sicher. Wenn die Kinder in den Sommerferien verreisen, haben Spielplatz-Kontrolleur Thomas Schmuhl und sein Kollegen, die für die Reparaturen zuständig sind, alle Hände voll zu tun. Rund 150 Spielanlagen müssen die beiden Kontrolleure in Norderstedt regelmäßig überprüfen, natürlich nicht nur im Sommer. "Gerade auf den Spiel- und Bolzplätzen muss die Sicherheit der Geräte gewährleistet sein", sagt Jörg Süpke, zuständiger Fachingenieur im Norderstedter Rathaus.

Verletzt sich beispielsweise ein Kind, muss die Verwaltung lückenlos dokumentieren können, dass die Spielgeräte in regelmäßigen Abständen kontrolliert und bei Bedarf repariert werden. Die Sicherheit für den Nachwuchs lässt sich die Stadt etwas kosten: Rund 450.000 Euro stehen jedes Jahr für die Kontrolle, Pflege und Reparaturen auf den rund 100 Spielplätzen in der Stadt zur Verfügung. Hinzu kommen noch die Bolzplätze und die Spielanlagen auf Kita- und Schulgelände. "Die Stadt hat eine hohe Spielplatzdichte und ist damit gut ausgestattet", sagt Süpke.

Vor allem in den 70er- und 80er-Jahren hat Norderstedt im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden kräftig nachgezogen. In dieser Zeit wurde Norderstedt-Mitte gebaut. Der neue Stadtteil, in den vor allem jungen Familien ziehen sollten, war für den damaligen Spielplatzplaner Jochen Ahl die Chance, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. "Nicht möblieren, sondern modellieren", lautete das Motto des kreativen Gestalters, der selbst Spielgeräte erfunden, den neuen Stadtteil in ein einziges großes Spielgelände verwandelt und als angesehener Experte sein Wissen auf Vortragsreisen durch ganz Deutschland weitergegeben hat.

Im Blick hatte er nicht nur die Jüngsten, sondern auch pubertierende Teenager, die an speziellen Geräten, den "Blitzableitern", überschüssige Kraft loswerden und den Mädchen imponieren konnten. Doch das Kanalisieren der Kräfte klappt nur bedingt: "Es kommt immer wieder vor, dass Jugendliche ihrer Lust an Zerstörung freien Lauf lassen", sagt Kontrolleur Schmuhl. Zündeln sei ganz beliebt, viele Spielgeräte seinen aus Holz. Oder die jungen Randalierer zerschlagen Glasflaschen, verteilen die Scherben am Ende einer Rutsche im Boden und überdecken sie mit Sand.

Ende September 2010 hatten sich Anwohner des Spielplatzes am Ahrensweg in Glashütte über eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener beschwert, die, oft alkoholisiert, bis in den späten Abend Lärm machten, nachmittags Mütter und Kinder belästigten und zum Teil bedrohten und den Spielplatz verunreinigten. Doch Stadtverwaltung, Polizei und Anwohner schafften es gemeinsam, den Brennpunkt zu entschärfen. "Es gibt immer mal wieder Phasen, in denen der Vandalismus stärker ist. Insgesamt aber ist das in Norderstedt kein großes Problem", sagt Süpke. Da arbeite sein Team eng mit der Polizei zusammen, Spielplätze würden so gestaltet, dass die Beamten schon von der Straße aus einen guten Blick auf das Gelände haben.

Süpke nennt drei Stufen der Kontrolle: Die Kontrolleure steuern mit ihren grünen Spielplatzmobilen jede Spielfläche einmal pro Woche an und nehmen die insgesamt rund 3500 Spielgeräte in Augenschein. Jedes Vierteljahr wird die visuelle Überprüfung durch eine sogenannte Verschleißkontrolle ergänzt. "Da fetten wir Getriebe, überprüfen, ob die Kettenlieder an den Schaukeln noch fest sitzen oder ziehen Muttern nach", sagt Schmuhl.

Einmal im Jahr kommt es zur Intensivkontrolle: "Da stellen wir alles auf den Kopf, klopfen zum Beispiel die Holzpfosten ab und legen sie frei, um zu sehen, ob sie angefault sind und ersetzt werden müssen", sagt der Fachingenieur, zu dessen Team neben den Spielplatzkontrolleuren auch Tischler und zwei Pflegekolonnen mit je drei Mitarbeitern gehören - sie mähen den Rasen, schneiden Sträucher zurück, reinigen den Spielsand oder tauschen ihn aus. 20 Spielplätze werden von externen Fachfirmen gepflegt.

Stück für Stück werden vor allem die für die 70er- und 80er-Jahre typischen Sechseck-Türme aus Holz gegen moderne Spielgeräte ausgetauscht. Dafür stehen Süpke nochmals 180.000 Euro im Jahr zur Verfügung. "Da sind wir im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden gut aufgestellt", sagt Süpke. Das zeige, dass es Politikern wie Verwaltung wichtig sei, den Kindern in der Stadt attraktive und sichere Spiel- und Bewegungsangebote zu machen.

Der Trend beim Gestalten von Spielplätzen gehe mehr und mehr zu Geräten aus Stahl. Dadurch werde die Optik moderner. Den wesentlichen Vorteil sieht Süpke allerdings darin, dass diese multifunktionalen Spielgeräte aus dem widerstandsfähigem Material nicht so oft repariert oder gar ersetzt werden müssen. "Sie sind zwar meist in der Anschaffung etwas teurer, dafür sparen wir aber bei den Wartungs- und Reparaturkosten", sagt der Fachingenieur.