10.000 Besucher sehen sich bei herrlichem Sommerwetter im Norderstedter Stadtpark das Spektakel der bunten Flugobjekte an und genießen einen herrlichen Tag in der Natur.

Norderstedt. Picknick im Schatten auf der Wiese, Kaffee und Kuchen unterm Schirm, vor allem aber der Blick nach oben - an einen Himmel, an dem am Wochenende nicht nur die Sonne strahlte: Bunte Drachen hingen in der Luft, das zweite Festival der Flieger im Norderstedter Stadtpark bescherte den Organisatoren einen rekordverdächtigen Ansturm: Rund 10.000 Besucher sahen sich das Gastspiel der Drachenflieger an, stärkten sich an den Gastro-Ständen, sahen den Wasserskiläufern zu und genossen einfach einen herrlichen Sommertag in der Natur.

"Es ist ja gar nicht nur die große Zahl der Besucher, über die wir uns natürlich freuen, sondern die entspannte Stimmung", sagte Kai Jörg Evers, Geschäftsführer der Stadtpark GmbH. Entspannt zeigten sich auch die Männer und Frauen, die die Drachen zu ihrem Hobby erkoren haben.

Es ist ein eingeschworener Haufen, der von Festival zu Festival tourt

"Nicht so weit da rüber, sonst kommen wir Norbert ins Gehege", sagt Andreas Heinz. Man kennt sich, die Drachenflieger sind ein eingeschworener Haufen. Sie treffen sich immer wieder bei den Drachenfesten, wo sie ihre Lager aufschlagen, unterm Zelt oder in der Strandmuschel Schatten suchen, auf weichen Großkissen beobachten, wie die Kollegen mit dem Wind klar kommen und sich aus der Fülle der Flugobjekte das passende heraussuchen.

"Das ist heute nicht ganz so leicht, der Wind wechselt sehr stark und bläst nicht konstant", sagt Björn Peter Zander, der mit seiner Frau Beatriz aus Hamburg nach Norderstedt gekommen ist. Zwei bis drei Windstärken über der Stadtparkwiese, es könnte gern ein bisschen mehr sein. Vor allem aber stellt der natürliche Drachenmotor die Arbeit gelegentlich komplett ein. Das bedeutet für die Drachenflieger: Sie sind ständig gefordert, müssen ihre Drachen beobachten, aufstehen, die Position verändern, um die Flieger in der Luft zu halten oder doch lieber wieder auf den Boden zurückzuholen. Bewegung ist eigentlich nicht das, was Drachenflieger schätzen.

Am liebsten stellen sie ihre Flugobjekte einmal in den Wind, holen sie Stunden später wieder zurück zur Erde und nutzen die Zeit dazwischen für einen Klönschnack mit den Kollegen. Da sind sie so ein bisschen wie die Angler, sagt einer der Veranstalter von Drachenfestival on Tour. Wunschgemäß habe der Wind gerade in St. Peter-Ording geblasen, schön konstant und auflandig. Im Inland seien die Verhältnisse aber meist etwas schwieriger. Im Vergleich zur verregneten Premiere im Vorjahr herrschten in diesem Jahr geradezu ideale Bedingungen.

"Du musst dranbleiben, er zappelt schon ganz schön", sagt denn auch Björn Peter Zander, als er seinen Delta-Drachen einzieht. Der 71-Jährige näht seine Flugobjekte selbst und tourt mit ihnen und seiner Frau von Festival zu Festival. Beatriz Zander sieht ihrem Mann vom Boden aus zu. Für ihren Sterndrachen reicht der Wind nicht aus. "Man ist an der frischen Luft und kann sich mit anderen austauschen", sagen die beiden, während Andreas Heinz und seine Frau ein wahres Kunstwerk ausrollen: Der 59 Jahre alte Norderstedter will seinen Centipede von der Leine lassen, einen chinesischen Hundertfüßler mit Drachenkopf und einem rund 30 Meter langen Schwanz. "Der hat Zahnschmerzen", sagt die Frau des Drachenfliegers, ein Fahrrad ist auf das fliegende Kunstwerk gefallen.

Nun wollen die beiden testen, ob der Unfall die Flugtauglichkeit beeinträchtigt hat. Doch der Schwanz hebt sich in die Luft. "Alles klar", ruft Andreas Heinz seiner Frau zu.

Bunt ist das Bild am Himmel über Norderstedt. Ein riesiger grüner Fisch hängt hoch in der Luft, kurz über dem Boden eine orangerote Eule, dazwischen Drachen aller Formen und Farben. Und wenn so ein Flugobjekt mit mehreren Metern Spannweite Wind unter seine Haut bekommt, sind schon mehrere gestandenen Männer nötig, um ihn wieder auf den Boden zu bekommen. Doch mit vereinten Kräften und technischen Hilfsmitteln, die die Hände schonen, gelingt auch das.

Kaum sind die Drachen weiter gezogen, stehen die nächsten Veranstaltungen im Stadtpark auf dem Programm: Für Sonntag, 4. August, laden die Stadtwerke Norderstedt unter dem Motto "querbeet" zu ihrem ersten Sommerfest ein. Premiere feiert auch das Weiße Dinner am Sonnabend, 10. August.